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Kinderfotos im Internet: Verbot soll Kinder besser schützen

Der Fall Edathy hat eine neue Diskussion um Kinderpornografie im Internet entfacht. Dabei geht es um die Frage, ob es verboten werden soll, Nacktfotos von Kindern zu verkaufen. Wir haben mit dem Deutschen Kinderschutzbund gesprochen.
Kinderfotos im Internet: Verbot soll Kinder besser schützen
© morningside / photocase.com

Seit dem Fall um den SPD-Politiker Sebastian Edathy fordern Politiker und Verbände, die Gesetze um Kinderpornografie zu verschärfen. Worum geht es konkret?

Nach aktuellem Strafrecht wird bei Kinderpornografie zwischen Kategorie eins und Kategorie zwei unterschieden. Fotos der ersten Kategorie zeigen Kinder im Zusammenhang mit sexuellen Handlungen oder Kinder, deren Genitalien "in aufreizender Weise" zur Schau gestellt werden (so genannte Posing-Fotos). Der Besitz und Verkauf dieser Bilder ist strafbar. Zur zweiten Kategorie zählen "naturalistische" Bilder. Auf diesen Fotos sind nackte Kinder zu sehen, deren Genitalien aber nicht im Fokus stehen. Der Besitz und Verkauf dieser Bilder ist bislang nicht stafbar.

Einige Politiker wie der Missbrauchsbeauftrage der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Röring, möchten nun verhindern, dass mit solchen Fotos im Internet gehandelt wird. Er sagte gegenüber der "Welt": "Wenn Darstellungen von Kindern erzeugt werden, um sexuelle Interessen von Erwachsenen zu befriedigen, muss dies im Sinne eines besseren Kinderschutzes strafrechtlich sanktioniert werden." Und der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, sagte im "Kölner Stadtanzeiger", dass es sich um einen schweren Verstoß gegen die Menschenwürde handele, wenn mit diesen Fotos Geschäfte gemacht würden.

Die Frage ist, wo die Grenze gezogen werden soll. Was ist kriminell und wo werden Eltern verunsichert, die beispielsweise Kinderfotos auf Social-Media-Plattformen wie Facebook veröffentlichen? Wir haben mit Prof. Sabine Andresen, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes, über ihre Forderungen und die Sorgen der Eltern gesprochen.

Das sagt der Deutsche Kinderschutzbund

Prof. Sabine Andresen
Prof. Sabine Andresen
© Deutscher Kinderschutzbund

BRIGITTE: Der Fall Edathy hat die Diskussion um Kinderpornografie neu entfacht. Politiker fordern schärfere Gesetze, um den Verkauf von Nackt-Bildern von Kindern unter Strafe zu stellen. Was ist Ihre Position?Sabine Andresen: In der aktuellen Debatte geht es um "naturalistische" Bilder nackter Kinder, die massenweise und mit dem Ziel der kommerziellen Ausbeutung hergestellt wurden. Der Deutsche Kinderschutzbund fordert dies, den Verkauf und den Erwerb und Besitz solcher Aufnahmen strafbar zu machen. Wissen Sie, woher diese Bilder kommen und wie sie in Umlauf gebracht werden?

Die Kriminellen sind international gut organisiert und beuten anscheinend Kinder in Osteuropa und Asien aus. Die Kinder sind Opfer und müssen dringend besser geschützt werden.

Wo zieht man die Grenze? Müssen Eltern besorgt sein, die ihre Kinder nackt am Strand oder in der Badewanne fotografieren und diese Bilder bei Facebook oder auf anderen Social-Media-Plattformen zeigen? Bilder fürs Familienalbum sind etwas ganz anderes. Die Eltern erstellen schließlich keine Massen von Aufnahmen, die sie anschließend im Internet verkaufen. Aber auch Eltern müssen mit der Privatsphäre ihres Kindes sensibel umgehen. Die Grenze ist dort, wo die Würde der Kinder verletzt wird. Bei Familienfotos auf sozialen Medien sollten Eltern sich überlegen, wie ihr Kind sich in einigen Jahren fühlt, wenn Badewannenfotos von ihnen in der Öffentlichkeit sichtbar sind. Für die Entwicklung von Kindern ist es wichtig, ein gutes Verhältnis zu ihrem Körper und zu ihrer Sexualität aufzubauen. Könnte die aktuelle Diskussion nicht verhindern, dass Eltern ihren Kindern einen natürlichen Umgang mit ihrem Körper vermitteln?

Es ist ja nicht ganz klar, was wir jeweils unter Natürlichkeit verstehen, darum ist das ein schwieriger Begriff, der mehr verdeckt als erklärt. Aber es ist ein zentrales Erziehungsziel, dass Kinder ein positives Verhältnis zum eigenen Körper entwickeln können. Und Eltern sind wichtige Ansprechpartner, wenn Kinder Fragen haben zur Sexualität. Darüber hinaus sollten wir die kindliche Sexualität nicht tabuisieren. Der DKSB hält eine gute sexualpädagogische Arbeit in Kindertagesstätten und Schulen für unverzichtbar. Für Kinder ist es wichtig, von Erwachsenen vermittelt zu bekommen, dass ihr Körper ihnen gehört und sie das Recht haben, "Nein" zu sagen. Erwachsene müssen die Grenzen der Kinder respektieren.

Kämpfen Sie schon länger für eine Verschärfung der Gesetze? Der Deutsche Kinderschutzbund setzt sich schon lange für den Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt und Missbrauch ein. Der aktuelle Fall hat gezeigt, dass es eine Gesetzeslücke gibt, die schnell geschlossen werden muss.

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