Immer strahlend, immer gut drauf: Nach außen gaben Sylvie van der Vaart, die erfolgreiche Moderatorin, und der Fußballstar Rafael van der Vaart stets das perfekte Traumpaar. Vor allem in Deutschland waren die Holländer auf den roten Teppichen beliebt, feierten sie doch hier auch ihre größten beruflichen Erfolge, Rafael beim Hamburger SV und Sylvie als Moderatorin der Show "Das Supertalent". Erst vor kurzem waren sie nach Hamburg zurückgekehrt und beteuerten in Interviews, wie wohl sie und ihr Sohn sich in der Hansestadt fühlten. Der Wohlfühlfaktor in ihrer eigenen, zehnjährigen Beziehung war allerdings schon länger nicht mehr so hoch, wie es nach außen den Anschein hatte. Schon monatelang soll es gekriselt haben.
In der Silvesternacht kam es nun zur Eskalation: Sylvie und Rafael sollen auf ihrer Party zu Hause heftig gestritten haben, angeblich habe der Fußballer seine Frau sogar ins Gesicht geschlagen. Schon am nächsten Tag gaben sie ihrer Trennung bekannt. "Wir haben uns leider im Laufe der Zeit auseinandergelebt. Es war ein schleichender Prozess, der einfach nicht aufzuhalten war", so Sylvie van der Vaart gegenüber der Bild-Zeitung. Noch im Januar werde ihr Mann aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen.
Erneut ist also eine Traumehe in die Brüche gegangen. Aber das eigentlich Erschütternde an dieser Nachricht ist die Gewalt, mit der auch in diesem Fall eine Beziehung beendet wurde. Auch ein Sonnyboy wie Rafael van der Vaart ist scheinbar nicht davor gefeit, die Kontrolle zu verlieren und seine Frau zu schlagen. Zwar bereut er laut Bild seine Tat inzwischen: "Das war eine große Dummheit von mir. Ich bin ein Idiot. Es tut mir sehr leid. Das hätte niemals passieren dürfen", zitiert Bild den Fußballer. Und angeblich habe Sylvie ihm die Schläge auch bereits verziehen. Dennoch: Es ist ein sehr trauriges Ende für diese Liebe, und es ist leider auch ein Beispiel von vielen. Denn alljährlich steigen an Weihnachten und Silvester die Fälle häuslicher Gewalt an. Überall im Land wird an diesen Tagen, an denen eigentlich gefeiert werden soll, in den Familien zugeschlagen. Allein in Nordrhein-Westfalen musste die Polizei in der Silvesternacht 74mal wegen häuslicher Gewalt ausrücken. Die Dunkelziffer kann man nur erahnen. Und in den meisten Fällen sind Frauen die Opfer.
Jede dritte Frau in Deutschland ist einmal in ihrem Leben Opfer von psychischer, körperlicher oder sexualisierter Gewalt geworden.
Die Gewalt geht durch alle Schichten: 60 Prozent aller Frauen, die von ihrem Partner schwer körperlich psychisch oder sexuell misshandelt werden, haben eine mittlere oder hohe Ausbildung und einen qualifizierten Beruf.
37 Prozent aller Männer, die ihre Partnerin quälen, sind Akademiker.
Der Europarat stellte fest, "dass familiäre Gewalt die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung von Frauen im Alter zwischen 16 und 44 Jahren darstellt."
Aus den meisten Quellen geht klar hervor, dass bei 90 bis 95 Prozent aller Fälle familiärer Gewalt Frauen die Opfer und Männer die Täter sind.
Allein in Berlin gab es 2010 15.972 Fälle von häuslicher Gewalt.
Frauen in Trennungs- oder Scheidungssituationen sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt durch den (Ex-)Partner zu werden.
Je nach Gewaltform schildern 56% bis 80% der Betroffenen psychische Folgebeschwerden wie Schlafstörungen, Depressionen oder Ängste.
37% der von körperlicher und 47% der von sexueller Gewalt Betroffenen haben mit niemandem darüber gesprochen.
Jährlich fliehen etwa 20.000 Frauen mit ebenso vielen Kindern in eines der bundesweit 350 Frauenhäuser.
Mehr als 50 Frauenhäuser mussten wegen Geldmangel in den letzten Jahren schließen.
Bei bestimmten Großereignissen wie Weihnachten, Silvester oder auch einer Fußballmeisterschaft gingen die Aggressionen in den Haushalten besonders hoch, bestätigt auch eine Sprecherin der "Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen“ (BIG) gegenüber der Tageszeitung. Die Frauenhäuser, in denen Opfer Zuflucht finden, sind in dieser Zeit oft bis auf den letzten Platz belegt. Trotzdem kämpfen diese Einrichtungen ständig aus Geldmangel ums Überleben. In vielen Bundesländern bekommen die Frauenhäuser nur für belegte Plätze Zuschüsse, eine langfristige Planung ist daher kaum möglich.
Aktionstag im Februar
Gewalt gegen Frauen, sie geschieht täglich, überall auf der Welt, im Haus um die Ecke genauso wie im entfernten Afrika. Was kann man tun? Protest ist eine Reaktion, und oft auch eine wirksame: Am 14. Februar findet ein internationaler Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen statt. Die New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler ruft mit ihrer Kampagne "One Billion Rising" eine Milliarde Frauen auf der Welt auf, an diesem Tag auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Die Zahl "Milliarde" bezieht sich auf die statistische Aussage, dass ein Drittel aller Frauen und Mädchen in ihrem Leben Opfer von Vergewaltigungen oder Misshandlungen werden. Das Motto der Initiatoren: "Let's shake the Planet!" Hoffen wir, dass es ihnen und uns allen gelingt.