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Erntehelfer gesucht: Asylbewerber sollen in der Landwirtschaft arbeiten

Erntehelfer gesucht: Asylbewerber sollen in der Landwirtschaft arbeiten
© Sirisak_baokaew / Shutterstock
Weil sie wegen der Corona-Pandemie nicht aus dem Ausland einreisen dürfen, fehlen in Deutschland zurzeit rund 300.000 Erntehelfer. Kurzfristige Lösungen werden diskutiert.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) dringt in der Corona-Krise darauf, auch Asylbewerber in der Landwirtschaft einzusetzen. So soll der Ausfall von Saisonarbeitern ausgeglichen werden, die derzeit nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Asylbewerbern, die bisher ein Beschäftigungsverbot hätten, solle "kurzfristig eine Arbeitsaufnahme in der Landwirtschaft" ermöglicht werden, sagte Klöckner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Viele kommen aus sicheren Herkunftsländern wie Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien oder Montenegro und wollen mitanpacken, sich einbringen", ergänzte sie.

Ein großer Erfolg bei der Vermittlung von Helfern an suchende Betriebe sei die Plattform www.daslandhilft.de: "Der Ansturm ist riesig – über 30.000 Inserate gab es allein in den ersten fünf Tagen", so die Ministerin.

"Jetzt wird jede helfende Hand gebraucht"

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hat ebenfalls gefordert, das Arbeitsverbot für Asylbewerber und geduldete Ausländer aufzuheben, um Corona-bedingtem Personalmangel in einigen Branchen entgegenzuwirken: "Jetzt wird jede helfende Hand gebraucht", sagte die Staatsministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Deshalb ist es richtig, wenn wir jetzt Asylbewerbern und Geduldeten befristet ermöglichen, als Erntehelfer oder in der Lieferkette zu arbeiten." Ohnehin seien Rückführungen derzeit schwer durchzuführen.

In Bayern hat Innenminister Joachim Herrmann entsprechende Maßnahmen offenbar bereits auf den Weg gebracht, wie die "Main-Post" berichtet: Demnach sind Ausländerbehörden angehalten, Asylbewerbern eine Erntehelfertätigkeit nach Möglichkeit ab sofort zu erlauben. Die Gewinnung von Erntehelfern stehe im öffentlichen Interesse, weshalb die Ausländerbehörden ihre gesetzlichen Spielräume nutzen und notwendige Beschäftigungserlaubnisse offensiv erteilen sollten, heiße es in einem aktuellen Schreiben des Ministeriums an die Behörden.

Die Hinweise des Innenministeriums sollen demnach für Asylbewerber im laufenden Verfahren ebenso gelten wie für bereits abgelehnte Asylbewerber. Herrmann wies ausdrücklich darauf hin, dass entsprechende Beschäftigungserlaubnisse nur zeitlich beschränkt für die Zeit der Erntehilfe erteilt würden.

Erntehelfer: "opportunistische Ausbeutung"

Der Bayerische Flüchtlingsrat hat die Maßnahmen derweil als "ungeheuerliche opportunistische Ausbeutung" der Asylbewerber bezeichnet, da viele geduldete Geflüchtete seit Jahren vergebens darum kämpfen würden, arbeiten zu dürfen oder eine Ausbildung anzufangen: "Jetzt, wo aufgrund der Coronakrise Erntehelfer nicht ins Land dürfen oder aus Selbstschutz fernbleiben, sollen Geflüchtete einspringen", sagte Sprecherin Johanna Böhm. Grundsätzlich sei zu begrüßen, wenn Geflüchteten der Zugang zur Arbeit erleichtert werde: "Jedoch nur unter fairer Bezahlung, umfassenden Schutzmaßnahmen und langfristig", heißt es in einer Mitteilung.

Quellen: Deutsche Presse-Agentur; "Main-Post"

Dieser Artikel ist ursprünglich auf stern.de erschienen.

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