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Jessica Matthews und der Fußball, der Strom erzeugt

Manchmal können geniale Ideen so einfach sein: Jessica Matthews hat für Entwicklungsländer einen Fußball entwickelt, der Strom erzeugt - und verblüffte mit dem "Soccket" sogar Barack Obama.

Wenn es um ihre Erfindung geht, fällt sie auch Barack Obama ins Wort. Wie vor ein paar Monaten in Tansania, als der amerikanische Präsident mit ihrem Fußball vor Journalisten jonglierte. Drei Stunden Spiel seien nötig, um mit dem Soccket Ball 30 Minuten Strom zu erzeugen, erklärte Obama. "Nein, nein", platzte Jessica Matthews heraus, "30 Minuten Ballspiel liefern drei Stunden Strom."

Etwa 25 Prozent der Weltbevölkerung leben ohne verlässliche Stromquellen. Kerosinlampen, die in vielen Ländern als Lichtquelle benutzt werden, spucken giftige Dämpfe aus und gefährden die Gesundheit der Menschen. Jessica Matthews, als Kind nigerianischer Eltern in New York aufgewachsen, sieht diese Lampen häufig, wenn sie ihre Tante in Afrika besucht. Und sie beobachtet auf diesen Reisen, dass Kinder in Nigeria nicht lange Kind sein dürfen. Die Probleme des Landes ließen sie nie los.

Auch nicht, als Matthews Psychologie und Wirtschaftswissenschaften studierte und 2008 aus Neugier einen Ingenieurskurs für Anfänger belegte. Die Teilnehmer sollten eine mechanische Lösung für ein einfaches Problem finden. In ihrer Arbeitsgruppe wurde aus einem Hamsterrad der Stromgenerator für eine Taschenlampe. Jessica Matthews dachte an die Fußball-Begeisterung nigerianischer Kinder und hatte die Idee, aus Fußbällen kleine Kraftwerke zu machen.

Den ersten Prototypen ihres Fußballs bastelte sie mit Teilen aus dem Elektroladen. Ingenieure, die sie um Hilfe bat, fanden die Idee zu banal. Doch Jessica Matthews ließ sich nicht beirren. Über den ersten Ball ächzten die Kinder, er war zu schwer. Der zweite war leicht und weich genug für barfuß kickende Kinderfüße, schmolz aber in der Sonne. Mit Ball Nummer drei spielen inzwischen tausende Kinder weltweit und erzeugen dabei Strom für die ganze Familie.

Der Strom entsteht, indem die rollende Ballbewegung im Inneren durch einen Schwungkreisel und einen Dynamo in elektrische Energie verwandelt und in einem Akku gespeichert wird. Über ein Kabel kann die zugehörige LED-Lampe mit dem so gewonnenen Strom geladen werden, die Kinder können abends noch Schulaufgaben machen. Aber auch MiniKühlschränke oder Ladegeräte fürs Telefon können damit betrieben werden. Drei Jahre hält ein Ball im Schnitt, finanziert werden die Bälle hauptsächlich durch Preisgelder und Spenden, aber man kann sie auch für 99 Dollar kaufen. Mit jedem verkauften Ball wird ein weiterer dort finanziert, wo er nötig ist.

Jeder, überall auf der Welt, kann ein Erfinder sein - das möchte Jessica Matthews vermitteln. Deshalb arbeitet sie nun an einer Plattform, auf der Menschen ohne technisches Know-how ihre Ideen einreichen und Hilfe zur Realisierung bekommen können. Sie selbst ist schließlich der beste Beweis, dass eine simple Idee genügt, um den Präsidenten der Vereinigten Staaten eines Besseren zu belehren.

Text: Julia ChristianBRIGITTE 17/2014

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