Anzeige

Einschulung Warum die Schulzeit besser ist als ihr Ruf

Einschulung: Warum die Schulzeit besser ist als ihr Ruf
© Fotosearch Illustration/Corbis
Frühes Aufstehen, Hausaufgabenterror und zwölf Wochen Ferien im Jahr - wie soll man die Schulzeit bloß überstehen? Susanne Arndt, Mutter eines Drittklässlers, findet: alles halb so wild.

Betten ab- und Fotos auf den Rechner ziehen, Joggen, Aufräumen, die ewig vernachlässigten Rückenübungen machen, Geburtstagspost erledigen oder schnell nochmal zum Liebsten in die Laken schnuffeln: Irre, was so alles in eine Stunde passt. Nur Staubsaugen und Musik aufdrehen geht nicht so früh am Morgen, weil der eine oder andere Nachbar noch schläft.

Ich rede von der Stunde, die mir die Schule morgens schenkt. Mein Sohn muss zwei Mal die Woche um 8 Uhr zur Schule statt um 9 Uhr und verlässt um 7.30 Uhr das Haus. Ich selbst muss erst um 8.30 Uhr zur Arbeit - macht 60 Minuten, die ich sonst verschlafen hätte, und die sich manchmal anfühlen wie ein riesengroßes Geschenk.

Was wurde alles geunkt, bevor mein Kind vor gut drei Jahren stolz seine Schultüte zur Schule trug: Du wirst total unfrei, du musst früh aufstehen, kannst kein Wochenende mehr verlängern, abends brütest du über Hausaufgaben, dein Kind ist voll im Stress und dann hast du zwölf Wochen Ferien im Jahr, in denen du den Jungen irgendwie betreut kriegen musst. Das gute Leben ist vorbei!

Für alle durch derartigen Alarmismus verängstigten Schulkindeltern in spe habe ich Neuigkeiten: Die Schulzeit wird nicht notwendigerweise schrecklich. Ich finde, sie hat sogar Vorteile. Siehe die geschenkte Stunde am Morgen. Siehe das frisch gekochte Essen, das mein Kind mittags bekommt und mir erspart, abends selbst am Herd zu stehen. Siehe die Klassenreise alle zwei Jahre, die mir eine Woche mit hemmungslosem Ausgehen schenkt. Siehe die zwölf Ferienwochen, die das Jahr so wundervoll strukturieren.

Spätestens im Januar freue ich mich schon gründlich vor, denn ich weiß: Wir haben zwei Wochen Ferien im März, sechs im Sommer, zwei im Herbst, eine an Weihnachten und dazwischen noch den einen oder anderen schulfreien Tag. Ich überlege mir, wo wir im März hinreisen könnten, um den Winter etwas abzukürzen, wo wir den Sommerurlaub verbringen und was man im Herbst so anstellen könnte. Anders als manch kinderlose Freundin, die im August noch nicht weiß, wo sie denn mal hinfahren könnte, weiß ich das schon sehr früh sehr genau. Und das Tolle am Reisen ist doch nicht zuletzt die Vorfreude.

Ich weiß, dass ich großes Glück habe, in einer Stadt wie Hamburg zu leben, mit vielen Ganztagsschulen und Ferienbetreuungangeboten. Und einen Kindsvater zu haben, der selbstständig und zeitlich ziemlich flexibel ist: Unser Sohn kann zu ihm, wenn ich in den Schulferien arbeite. Außerdem bietet unsere Schule durchgehend Ferienbetreuung an, andere Schulen öffnen ihren Hort, jenseits der Schulmauern gibt es Fußball- und Zirkuscamps, Zeltlager, Malkurse. Was man als Eltern sowieso haben sollte, ist ein Netzwerk mit anderen Familien, so dass man die Kinder auch mal im Tausch betreuen kann. Auch das funktioniert bei uns gut.

Hatte ich schon erwähnt, dass mein Kind keine Hausaufgaben auf hat? Das heißt, nur ein kleines bisschen übers Wochenende? Hausaufgaben sind also zumindest bei uns (noch) kein Thema. Mal schauen, wie es uns mit der weiterführenden Schule geht, der Druck soll dann ja immens werden und der Schulweg so lang. Ich lasse mich aber nicht mehr verrückt machen, denn ich ahne: Wird vermutlich halb so wild.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel