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"Eine Weltreise mit Baby ist ein riesengroßer Gewinn!"

BRIGITTE.de-Leser Olaf Bernstein reist mit Frau und Baby um die Welt. Hier erzählt er, warum das so bereichernd ist.
Weltreise mit Baby - Indonesien
Seit Sommer 2016 sind Olaf, Josi und Lola Bernstein auf Weltreise in Asien. Was ihnen dabei als Familie widerfährt, halten sie auf Instagram und ihrem Blog für alle mit Fernweh fest: www.backpackbaby.dehttps://www.instagram.com/backpack_baby/
© Olaf Bernstein

Lola geht fröhlich winkend auf die chinesische Familie zu, die mit uns zusammen in der Flughafenlobby in Phuket wartet. Weil kein Platz frei ist, schiebt unsere Tochter ein wenig den Kinderwagen zurecht, den die Eltern dabei haben, und fängt an, Geschichten zu erzählen. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass hier keiner den anderen verstehen kann – also wird auf Körpersprache zurückgegriffen. Nach einigen gemeinsamen Fotos, einem Wettlauf durch die Abflughalle mit den drei Kindern und einem freundlichen „bye-bye" kommt Lola zurück zu uns. Unsere Tochter ist zu diesem Zeitpunkt 17 Monate alt und mit uns auf Weltreise.

Geht das überhaupt mit Baby?!

Die Entscheidung, unser Kind zu bekommen, war das Mutigste und Klügste, was wir je gemacht haben. Wir haben uns dabei nur von unseren Wünschen und eigenen Vorstellungen leiten lassen und nicht von präzisen Planungen. Als wir andere Eltern mit ihren Kindern auf einer Familienfeier sahen, machte es bei uns klick. Unsere bis dahin eher vage schlummernden Wünsche kamen ans Licht und für uns war klar: Wir wollen eine Familie. Kurz darauf wurden wir schwanger – und das noch vor Abschluss unseres Studiums.

Das allein brachte uns einiges Stirnrunzeln ein. „War das Absicht?“, war die häufigste Frage, die uns gestellt wurde. Aber wir waren und sind mit diesen Anzweiflungen nicht allein. Allen, die noch kein Konzept für ihr weiteres Leben vorweisen können, wirken in den Augen anderer wie Hans-Kuck-in-die-Lufts. Mut und Spontanität sind in Deutschland reserviert für Fußballspiele und den nächsten großen Autokauf – so suggeriert es jedenfalls die Werbung.

Wir hingegen fingen nach der Geburt von Lola an zu überlegen, wie wir die erste gemeinsame Zeit mit unserer Tochter verbringen könnten. Unser Traum war eine Weltreise, am liebsten nach Südostasien. Letztlich brauchten wir einige Anläufe, bis wir müde, aber glücklich im Flieger nach Taiwan saßen – nicht zuletzt deshalb, weil uns von Anfang bis Ende Sorgen entgegen schwappten: „Geht das denn überhaupt mit Baby?“, „Und was ist, wenn ihr alle Malaria bekommt?“, „Ihr werdet das Kind völlig entwurzeln!“ und so weiter.

Oma ist jetzt auf Instagram

Dabei fühlte sich die Weltreise mit Kind im Grunde genommen nicht anders an als schwanger zu sein – einfach, weil es die nächste mutige und kluge Entscheidung war. Wir wollten nach Taiwan, Vietnam, Thailand, Laos, Kambodscha und Indonesien reisen. Welche Visa wir wo brauchten, wussten wir. Geld hatten wir zusammengekratzt, die Wohnung untervermietet, den Rückflug offengelassen.

Taiwan war für uns ein guter Start, da Josi Chinesisch spricht und vorher schon längere Zeit in Taipeh gelebt hatte. So verwandelte sich ein im ersten Moment gruseliges Vorhaben in eines, das versprach, Freiraum in unserem Leben zu schaffen.

Letztlich war unsere einzig verbliebene Sorge, dass Lola und wir unsere Verwandten ein Jahr lang nicht sehen würden. Schon kurz nach unserem Aufbruch waren wir allerdings überrascht, wie gut es sich via Skype selbst mit Lolas Urgroßmutter Kontakt halten ließ. Unser Fotoalbum auf Instagram hat letztlich unsere ganze Familie online gebracht – so wissen alle, was uns gerade beschäftigt.

Unsere Sorgen, die häufig eigentlich die Sorgen unseres Umfelds waren, sind beim Reisen verpufft. Unser bisher schlimmster Unfall – ein gebrochener kleiner Finger in Thailand – ist uns beim Fahrradschieben passiert. Unnötig zu sagen, dass die Betreuung im Krankenhaus hier besser, günstiger und schneller war als alles Vergleichbare in Deutschland. Was haben wir daraus gelernt?

Keine Angst vor Veränderungen

Wir können und sollten nicht alles vorplanen – weil Spontanität oft reich belohnt wird. Sicherlich ist einiges an Nervenkitzel bei diesem Abenteuer dabei, aber das, was es unterwegs zu gewinnen gibt, rechtfertigt das Risiko tausendfach: Freiheit. Familienzeit. Selbstverwirklichung. Inneres Wachstum. Glückliche Eltern. Ein glückliches Kind.

Unsere Flexibilität zahlt sich nun auch finanziell aus. Wir planen derzeit ein Online-Business, um unsere auf der Reise gesammelten Erfahrungen an andere Menschen weiterzugeben, die ebenfalls Schwierigkeiten damit haben, lange geebneten Pfaden zu folgen.

Ohne unser Kind und ohne unsere Weltreise hätten wir all diese Erkenntnisse nicht gehabt. Wir haben auf dieser Reise viel über uns selbst gelernt – auch, dass es sehr entspannend ist, Träume in die Realität umzusetzen. Unsere Ideen können sich frei entwickeln, und wir müssen nicht mehr bangen, ob wir sie je angehen werden.

Wir alle haben große Angst vor Veränderungen. Es kann lange dauern, sich nicht verschrecken zu lassen und ins Tun zu kommen. Das Schöne aber ist: Sobald es geschafft ist, schrumpfen die Ängste zusammen und bleiben hinter uns zurück. Neue Möglichkeiten tun sich auf.

Emotional hat sich diese Reise ohnehin tausendfach ausgezahlt. Unser Kind soll die Welt mit Lebensfreude kennenlernen, und dafür ist eine Weltreise ideal. Lola hält es für normal, auf Menschen zuzugehen, sich an ihren Tisch zu gesellen und freundlich Hallo zu sagen. Allein für ein fröhliches „bye-bye“ auf dem Flughafen in Phuket hat sich all unsere Planlosigkeit gelohnt.

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