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Fun oder Frust? Wie wir über E-Roller denken

E-Roller: Darum polarisieren die Scooter so: Frau auf E-Roller
© Alan and Tomasz / Shutterstock
Dieses neue Fortbewegungsmittel lässt keinen kalt: Alle reden über E-Roller! Sind die schlanken Flitzer nun Fluch oder Segen für unsere Innenstädte? Die Meinungen gehen auseinander – auch bei uns in der Redaktion.

Pro E-Roller: Fortschritt und Fahrspaß (von Florian Meyer)

Endlich sind E-Roller auch in Deutschland angekommen! Wir haben uns ja lange Zeit gelassen mit dieser modernen, neuen Art der Fortbewegung.

Als ich im Frühjahr durch europäische Großstädte getourt bin, habe ich die Flitzer überall gesehen. Von Lissabon bis Oslo – überall gehören die elektrisch betriebenen Roller zum Stadtbild. Warum haben wir in Deutschland uns so lange abhängen lassen? Wahrscheinlich, weil es für uns unvorstellbar ist, ohne ein dickes Regelbuch einfach eine neue Art der Fortbewegung zu erlauben.

Warum ich mich so auf die Scooter gefreut habe? Weil sie für Fortschritt und Freiheit stehen! Vor allem die Leih-Modelle, die langsam die Großstädte erobern, machen uns ein großes Stück autarker! Nicht so sperrig wie ein Fahrrad, aber dennoch so schnell.

Und vergessen wir auch nicht: E-Roller fahren macht richtig Laune! Wer weiß, wie das im Herbst sein wird, aber jetzt im Sommer macht es einfach nur Spaß, durch die sonnigen Innenstädte zu düsen und schnell und unkompliziert von A nach B zu kommen.

Allerdings müssen jetzt auch alle Nutzer von E-Scootern beweisen, dass die Bedenkenträger und Angsthasen Unrecht hatten. Wie das geht? Mit einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Gerät! Auch hier lohnt ein Blick in die Nachbarländer: Der E-Roller wird nur dann eine ernstzunehmende Alternative werden, wenn Scooter- und Fahrradfahrer rücksichtsvoll miteinander umgehen – und beide natürlich vor allem auf Fußgänger achtgeben. Hier kann nur die Eigenverantwortung jedes einzelnen Verkehrsteilnehmers uns alle gemeinsam voranbringen.

Und so können wir alle diesen Sommer eine neue, moderne Art der Fortbewegung ausprobieren. In den ersten Wochen müssen wir allerdings erstmal durch den Dschungel aus verschiedenen Anbietern und Preismodellen durchsteigen, aber dann wird es super – da bin ich mir sicher!

Contra E-Roller: Faulheit und volle Fahrrad-Wege (von Kira Reckers)

Kira Reckers Autorenbild
© Privat

Um eines vorwegzunehmen: Ich begrüße jede Maßnahme, die dazu führt, dass weniger Autos auf den Straßen fahren und der CO2-Ausstoß verringert wird. Nur leider bezweifle ich, dass E-Roller dafür die Lösung sind.

Der Gedanke hinter den Tretrollern ist, dass sie in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln das Auto ersetzen sollen und sich so zum Beispiel das letzte Stück von der Bahn zum Zielort schneller zurücklegen lässt. Meiner Meinung nach ist das aber eher ein Service für lauffaule Menschen, die die letzten 100 Meter nicht zu Fuß gehen wollen. Viele Autofahrer, die ich kenne, sind überzeugte Gegner vom ÖPNV und lassen sich nicht durch E-Scooter umstimmen. Da müsste dann eher an der Pünktlichkeit und den Fahrplänen der Bahn gearbeitet werden.

In Hamburg sieht man die elektrischen Scooter seit etwa zwei Wochen an vielen Ecken der Innenstadt herumstehen – teilweise zum Beispiel auf Verkehrsinseln ordnungswidrig abgestellt, worüber ich noch großzügig hinwegsehen kann (ich hoffe, sie ereilt nicht das gleiche Schicksal wie die Obikes in München). Meine Toleranz endet jedoch, wenn mir falschfahrende Roller auf dem Radweg entgegenkommen – so geschehen am letzten Wochenende.

Wer die Buckelpisten kennt, die sich in Hamburg Radwege schimpfen, weiß, dass das Fahrradfahren schon so alles andere als ein Vergnügen ist: Ein Schlagloch jagt das nächste, Autos verwechseln den Radweg mit einem Parkplatz, Baustellen führen dazu, dass der Fahrradstreifen abrupt im Nirgendwo endet. Ich könnte endlos weitermachen. Die meisten Radwege sind so schmal, dass es nicht möglich ist, ein anderes Fahrrad zu überholen, ohne auf den Fußgängerweg oder die Straße auszuweichen. Wenn dann auch noch E-Scooter mitmischen, ist das Chaos perfekt. Mich wundert es daher nicht, dass es bereits einige Unfälle mit den Rollern gab.

Zudem scheint mir die positive Umweltbilanz der Tretroller mehr als fragwürdig. Wie der Stern berichtet, sind die Geräte nach drei Monaten im Einsatz schrottreif (Erfahrungswerte aus Paris) und müssen ausgetauscht werden. Wenn man sich überlegt, welche Ressourcen allein in die Herstellung der Akkus fließen, wirkt das auf mich alles andere als nachhaltig. Da bleibe ich lieber bei meinem guten alten Fahrrad.

Aber: Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wenn sich zukünftig alle an die Verkehrsregeln halten (ich will hier auch Radfahrer nicht ausnehmen, die sich auf den Straßen teilweise sehr rowdyhaft benehmen) und die Fahrradwege entsprechend ausgebaut werden, ist eine friedliche Koexistenz von Fahrrädern und elektrischen Tretrollern vielleicht möglich. Meiner Meinung ist die Welt aber erst für E-Scooter bereit, wenn die dafür nötige Infrastruktur gegeben ist.

Und was meinst du?

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