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"Dream Gap" Wenn Mädchen an sich glauben, aber niemand sonst

Dream Gap: Wenn Mädchen an sich glauben, aber niemand sonst
© Igor Normann / Adobe Stock
Wenn wir uns zurückerinnern, was wir einmal werden wollten, als wir noch klein waren, werden viele von uns feststellen, dass wir jetzt ganz woanders stehen – vielleicht belächeln wir sogar, was wir uns als Kind erträumten. Dieses Phänomen hat einen Namen und dass es anders kam, ist wahrscheinlich nicht unsere Schuld.

Im Spotlight auf einer Bühne steht ein kleines Mädchen: "Lasst uns über den 'Dream Gap' sprechen", schlägt es vor. Darauf folgt ein Szenenwechsel, ein anderes Mädchen fragt, was der "Dream Gap" sei und ein drittes Mädchen beginnt zu erklären. So fängt ein Video an, das auf Social Media aktuell in die Feeds viele User:innen gespült wird. Abwechselnd erklären Mädchen im Alter von etwa fünf bis acht Jahren die "Traum-Lücke" und ihre Problematik.

Der Dream Gap: Was ist das?

"Es ist die Kluft, die zwischen Mädchen und ihrem vollen Potenzial steht – ab dem fünften Lebensjahr glauben Mädchen nicht mehr daran, dass sie Präsidentinnen, Wissenschaftlerinnen, Astronautinnen, große Denkerinnen, Ingenieurinnen und Geschäftsführerinnen werden können", beschreiben die Mädchen im Video das Problem. Der "Dream Gap" bezeichnet die Kluft zwischen dem, was Mädchen glauben, erreichen zu können, und dem, was sie aufgrund gesellschaftlicher Barrieren tatsächlich erreichen. Dieser Gap entsteht nicht durch mangelndes Selbstvertrauen oder Antrieb der Mädchen selbst, sondern durch Stereotype und gesellschaftliche Vorurteile, die ihren Lebensweg prägen und ihr Selbstvertrauen und die daraus resultierenden Entscheidungen beeinflussen können.

"Barbie" einmal mehr als Botschafterin der Emanzipation

Das Video ist Teil einer Kampagne der Marke "Barbie", die es sich mit dem Projekt "Dream Gap" zur Aufgabe gemacht hat, diese Kluft zu überwinden. "Barbie" will Mädchen helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten, indem sie Geschlechterstereotype infrage stellt und Vorurteile abbaut. Mit einer Vielzahl von Puppen, die verschiedene Körperformen, Hauttypen, Haarfarben und Berufe repräsentieren, wird Vielfalt gefördert und Mädchen werden ermutigt, an ihre Fähigkeiten zu glauben.

Der verhängnisvolle Einfluss der Gesellschaft und ihrer Rollenbilder

"Woran sollten wir schon glauben, wenn wir im Alter von sieben Jahren schon denken, dass Jungen schlauer sind als wir?", fragen einige Mädchen, ein anderes ruft: "Das ist lächerlich."

Selbstverständlich ist das lächerlich, allerdings zeigen Studien, dass Mädchen sich weniger mit einer Führungsrolle identifizieren und diese selbstbewusst annehmen. Forscher:innen der NYU führten drei Studien zum Thema "Gender Gaps in Children’s Interest in Leadership Roles" (dt.: Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Interesse von Kindern an Führungsrollen) durch, die unter anderem zeigten, dass diese Unterschiede bereits im frühen Kindesalter beginnen können. Einerseits erwarteten Mädchen laut einer Studie eine geringere soziale Unterstützung für Anführer:innen als Jungen, unabhängig vom Geschlecht des Anführers in verschiedenen Kontexten mit Gruppenaktivitäten. Darüber hinaus erwarteten Mädchen auch, dass weibliche Anführerinnen im Rahmen eines Gruppenspiels, das eine Führungsrolle beinhaltete, weniger soziale Unterstützung erhielten als Jungen. Diese Ergebnisse stimmen mit Studien mit Erwachsenen überein, in denen Frauen tendenziell weniger Unterstützung von anderen erwarteten als Männer, wenn sie eine Führungsrolle übernahmen. 

Die Ergebnisse der Forscher:innen deuten auch darauf hin, dass die sozialen Erwartungen an eine Führungsrolle schon früh geschlechtsspezifische Unterschiede aufweisen und dass die erwarteten sozialen Belohnungen oder Kosten von Führungsaufgaben eine wichtige Rolle bei der Ausprägung dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede spielen könnten. Ahnen schon Mädchen die negativen Eigenschaften einer hohen Position, einer erfolgreichen Karriere und einem Bruch mit der gesellschaftlichen Erwartung? Fürchten sie bereits, dass selbst ihr Bestes nicht gut genug für ihren Traum ist, während ein Junge vermeintlich nur solide Leistungen erbringen muss, um genau diesen Traum leben zu können?

Bisherige Fortschritte sind nicht genug

Natürlich gibt es heute viele Fortschritte und positive Beispiele von Frauen in hohen politischen Ämtern, als Expertinnen in der Wissenschaft oder in Schlüsselpositionen großer Unternehmen. Dennoch scheinen sie nicht auszureichen, um die Mehrheit der Mädchen – oder auch nur die allgemeine Wahrnehmung – dahingehend zu verändern, dass Frauen in Führungspositionen und generell in männlich konnotierten Berufsfeldern völlig "normal" und überall für alle und jede:n sichtbar sind. "Wir müssen brillante Frauen sehen, die Brillantes tun – und sehen, wie sie dorthin gekommen sind, wo sie sind, damit wir uns vorstellen können, das zu tun, was sie tun", stellen die Mädchen fest. Offensichtlich braucht es vor allem noch viel mehr Sichtbarkeit, aber auch weiterhin die Förderung von Frauen in wichtigen Positionen. Ganz nach dem Motto: the more, the merrier – je mehr wir sind, desto sichtbarer sind wir und desto kleiner wird hoffentlich der "Dream Gap". 

Alle müssen helfen, vor allem aber: die Männer

Das Überwinden des "Dream Gap" ist nicht nur eine Aufgabe für die Marke "Barbie", auch wenn ihre Kampagne und das Projekt zur Förderung von Mädchen sicher eine Triebfeder für das Thema an sich sind. Doch die Problematik erfordert die Hilfe aller. Es geht darum, Mädchen zu ihren eigenen Cheerleadern zu machen, sie zu ermutigen, sich Herausforderungen zu stellen und ihre Träume zu verfolgen. Jeder Schritt, noch so klein, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Mädchen eine Welt zu bieten, in der sie nicht nur an sich glauben, sondern auch von der Gesellschaft in ihrem Streben nach Erfolg und Erfüllung unterstützt werden.
"Mütter, Väter, Brüder und Chefs, wir brauchen die Hilfe von euch allen! Wir müssen den 'Dream Gap' schließen, es liegt an uns allen", beenden die Mädchen ihr Plädoyer für ihre Träume.

Verwendete Quelle: vogue.com.au, shop.mattel.com/pages/barbie-dream-gap-project-research, 1000dreamsfund.org.
 

spa Brigitte

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