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Die Geheimnisse der Jugendlichen

Was geht eigentlich in den Köpfen von Jugendlichen vor? Welche Geheimnisse haben sie und wem erzählen sie sie? Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Jugendforschung (IJF) im Auftrag der BRIGITTE ergab: Je älter sie werden, desto weniger erzählen Jugendliche ihren Eltern. Und desto weniger fühlen sie sich von ihnen verstanden.

Die Studie, bei der 506 Teenager zwischen 14 und 18 Jahren befragt wurden, untersucht das Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und Eltern. 23 Prozent der Jugendlichen vertrauen sich ihren Eltern grundsätzlich nie an. Die meisten nennen als Grund, dass ihre Eltern sie ohnehin nicht verstehen würden. Zwölf Prozent erzählen den Eltern zwar, was sie bedrückt, fühlen sich aber nicht von ihnen verstanden. Jungen sind dabei verschwiegener als Mädchen und fühlen sich häufiger unverstanden. Auch das Alter spielt eine Rolle: Je älter die Jugendlichen werden, desto weniger erzählen sie zu Hause. Von den 14-Jährigen haben nur 18 Prozent Geheimnisse vor ihren Eltern, von den 18-Jährigen immerhin 28 Prozent.

Sexualität

Das größte Tabuthema ist die Sexualität: Drei Viertel aller Jugendlichen sprechen mit ihren Eltern nicht über ihre sexuellen Erfahrungen. Sexuelle Wünsche behalten sogar 93 Prozent für sich. Jungen reden noch seltener als Mädchen mit ihren Eltern über Sex. Conrad, 15: "Über Mädchen erzähle ich grundsätzlich nichts. Das ist meine Sache. Das kann nur stören, wenn Eltern da mitmischen." Und wenn ein Vertrauensbeweis nicht die erhoffte Reaktion hervorruft, kann es leicht der letzte gewesen sein. Diese Erfahrung hat die 18-jährige Christina gemacht: "Als ich meinen ersten richtigen Freund hatte und mit ihm schlafen wollte, habe ich meiner Mutter erzählt, dass ich mir die Pille verschreiben lasse. Da hat sie allen Ernstes versucht, mir das auszureden. Bei dem Gespräch war sogar mein Vater dabei, der sich sonst aus allem raushält. Das war mir so peinlich."

Essstörungen

Manchmal wird aber auch aus Rücksicht geschwiegen: 49 Prozent aller Jugendlichen mit Essstörungen verheimlichen ihre Krankheit. Lena, 18, erzählt: "Meine Eltern hatten damals selber eine Menge Probleme. Wenn ich ihnen dann noch von meinen erzählt hätte, wäre das echt zuviel geworden."

Drogen

Und der Drogenkonsum? 71 Prozent der Jungen und Mädchen waren schon mal betrunken, 26 Prozent haben Haschisch geraucht und 10 Prozent Ecstasy genommen. Alkohol-Missbrauch wird in den meisten Fällen zu Hause erzählt, vermutlich, weil er gesellschaftlich akzeptiert ist. Anders bei illegalen Drogen: Nur jeder zehnte Ecstasy-Konsument hat seinen Eltern davon berichtet.

Gewalt und Kriminalität

34 Prozent haben schon im Laden geklaut, aber nur ein gutes Drittel hat sich ihren Eltern anvertraut. 27 Prozent haben Sachen kaputt gemacht oder gesprayt und 5 Prozent haben andere Jugendliche beraubt. Bei Erfahrungen mit Gewalt gilt: Generell werden Vorfälle, in denen der Jugendliche das Opfer ist, eher erzählt als Vorfälle, in denen er selber Täter war. Noch weniger aber wird über Gewalt gegen die eigene Person gesprochen: Mehr als jeder Zehnte hat bereits ernsthaft an Selbstmord gedacht (11 Prozent). Davon hat sich nur jeder Fünfte den Eltern anvertraut.

Immerhin drei Prozent aller Jungen und Mädchen hegt Sympathien für Amokläufer wie den Erfurter Jugendlichen, der in seiner ehemaligen Schule um sich geschossen hatte. Die meisten haben ihren Eltern über ihre Gefühle noch kein Wort gesagt.

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