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Gewinnerinnen DFLA 2023 "Alleinerziehende sind für Führungsaufgaben besonders qualifiziert"

DFLA Social Hero: amuvee-Gründerinnen Wohlgemuth und Egner
Annett-Katrin Wohlgemuth (links) und Sigrid Egner, Gründerinnen der Plattform "amuvee"
© PR
Die Gründerinnen der Plattform für Alleinerziehende, "amuvee", haben den Digital Female Leader Award in der Kategorie "Social Shero", übersetzt: "Soziale Heldin", gewonnen. Im Interview sprechen sie über ihre Motivation und die nächsten Schritte.

Motiviert durch ihre eigene Erfahrung als Alleinerziehende, haben Annett-Katrin Wohlgemuth und Sigrid Egner die Plattform "amuvee" gegründet. Ihr Slogan: "Alleinerziehend? So what! Finden, was für dich wichtig ist". Hilfen für Single-Eltern werden übersichtlich gebündelt, von Fördermöglichkeiten bis hin zu Initiativen vor Ort mit konkreten Ansprechpartner:innen. Unglaublich, aber wahr: So etwas gab es vorher nicht. 5 Fragen an die beiden Gründerinnen.

BRIGITTE: Sie haben den Digital Female Leader Award 2023 in der Kategorie Social Shero gewonnen. Welche Bedeutung hat die Auszeichnung für Sie?

Annett-Katrin Wohlgemuth: Der Award ist für mich Anerkennung und Wertschätzung einerseits für die Arbeit, die wir, unser Team und auch unsere ehrenamtlichen Mitarbeitenden geleistet haben. Andererseits rückt er Alleinerziehende sehr positiv besetzt in den Blick der Öffentlichkeit. Es war schon ein ganz besonderer Moment, zusammen mit den anderen Finalistinnen zu zeigen: Schaut her das haben wir als Leaderinnen geschafft! Für andere Frauen und Mädchen ein Vorbild zu sein, soziale Herausforderungen anzugehen mit digitalen Lösungen. Deshalb finde ich die Teilnahme wichtig. So werden Frauen im öffentlichen Raum für ihre Ideen und Leistungen gewürdigt und sichtbar.

Sigrid Egner: Es ist wichtig, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, weil sie Anerkennung für das Engagement in sozialen Themen fördern, die Wahrnehmung von Alleinerziehenden in der Gesellschaft erhöhen und die Bedeutung von weiblichen Führungskräften in der digitalen Welt unterstreichen. Diese Auszeichnung zeigt, dass unser Beitrag in diesem Bereich geschätzt wird und ermutigt möglicherweise andere, sich ebenfalls für soziale Zwecke einzusetzen. Es ist eine Ehre, als Social Shero ausgezeichnet zu werden und motiviert mich, "amuvee" weiter voranzutreiben.

Welches Feedback bekommen Sie von Alleinerziehenden zu "amuvee"? Was sind die Erfolge und Verbesserungsvorschläge?

Wohlgemuth: Feedback bekommen wir oft in dieser Art: "Hallo....ich freue mich immer über euren Newsletter und die darin enthaltenen Anregungen." Viele schreiben uns auch ganz begeistert, wie toll es ist, dass es uns gibt. "Ich finde Ihre Herangehensweise mit Ihrem genialen Leistungsrechner für Alleinerziehende eine wunderbare Idee". Ob es das Samstagsfrühstück oder unsere Workshops mit fachlichen Themen sind – sie werden als Unterstützung wahrgenommen. Im Sommer hatten wir Karlsruher Alleinerziehende zwei Mal zum Freitags-Sundowner im Garten eingeladen. Es war eine kleine gesellige Runde, alle haben den Austausch mit anderen in ähnlicher Lage genossen. Spontan haben wir eine WhatsApp-Gruppe für die nächsten Treffs ausgemacht.

Wir sehen es als großen Erfolg, dass immer mehr Beratende unseren Finder nutzen, er in ihre Arbeit integriert wird und er auf der Webseite im Jobcenter Karlsruhe oder in Unternehmen zu finden ist. Viele Beratende schreiben uns mit der Bitte, ihre Leistungen oder Veranstaltungen aufzunehmen und auf unseren Kanälen zu teilen. Das hat uns inspiriert, unseren Event-Kalender auf unserer Seite zu etablieren und künftig ein Feature einzubauen, dass Anbietende selbst ihre Angebote einstellen können. 

Egner: Wir bekommen auch hilfreiches Feedback von Beratenden wie SIAV in München. Sie haben uns auf einen guten Wohngeldrechner aufmerksam gemacht. Alleinerziehende wie Carmen, frisch getrennt und mit drei Kindern, melden uns zurück, dass sie auf "amuvee" in zwei Minuten übersichtlich angezeigt bekommen hat, was ihr und ihren Kindern zusteht.

Was sind Ihre Vorhaben und Ihre Vision für "amuvee", wie soll es jetzt weitergehen?

Wohlgemuth: Unsere nächste Mission ist der deutschlandweite Ausbau des Finders. Unser Ziel: Bis nächstes Jahr sollen alle Bundesländer und die jeweils zehn größten Städte mit Angeboten unterlegt sein. Außerdem starten wir im Oktober in Karlsruhe unser ESF Akti(F) Plus Modellprojekt "amuvee Mission umsetzen" für Alleinerziehende, die entweder noch nicht in Jobs sind oder die ihre Teilzeitquoten erhöhen möchten, um finanziell unabhängig zu sein. Hier haben wir ein Konzept entwickelt, dass Alleinerziehende in die Lage versetzt, den Alltag, Job und Kind zu meistern. Wir arbeiten mit dem Jobcenter Karlsruhe, der Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe, dem Verein INVIA und Unternehmen zusammen. In diesem Zusammenhang testen wir auch Community- und neue Vernetzungsmodelle auf mehreren Ebenen. Zuguterletzt: Wir gehen verstärkt auf Unternehmen zu und gewinnen sie, Alleinerziehende zu empowern, damit sie ihre Superkräfte im Jobumfeld einsetzen und ihr Potenzial auch entfalten können.

Egner: Unsere Vision ist, dass Alleinerziehende ein finanziell unabhängiges Leben führen, gut vernetzt sind und am sozialen Leben teilnehmen. Community und Vernetzung sind ganz wichtige Aspekte, um die Vereinzelung aufzubrechen. Ich hatte in der Situation, als meine Kinder noch klein waren, immer das Gefühl, praktisch die Einzige zu sein in dieser Situation und alles alleine schaffen zu müssen. Später hatte ich eine Art Joint Venture mit einer anderen alleinerziehenden Mutter. Das war unglaublich entlastend, sie hat meinen Sohn zusammen mit ihrer Tochter von der Schule abgeholt und mir dadurch viele Stunden Wegzeit und Stress erspart. Ich konnte sie im Gegenzug auch entlasten, und es ist eine gute Freundschaft entstanden.

Sie arbeiten größtenteils ehrenamtlich für das Projekt. Was ist Ihre Motivation, um das neben dem Vollzeitjob zu schaffen?

Wohlgemuth: In den letzten 13 Jahren hatte ich sehr viel Unterstützung, rückblickend meist von Alleinerziehenden, das möchte ich gerne zurückgeben. Darüber hinaus ist es mir wichtig, ein Vorbild zu sein für meine Kinder und andere Alleinerziehende. Ob im Leadership, im Job, es gibt vieles was dafür spricht: Du schaffst das! Ich möchte, dass das "Schaffen" einfacher geht, der Rucksack, den Alleinerziehende mitschleppen, auf viele Träger:innen verteilt wird und dass sich die Rahmenbedingungen ändern. Alleinerziehende haben viel Potenzial, das unsere Gesellschaft braucht. Das zu heben, benötigt Sichtbarkeit, Bewusstsein und Empowerment.

Egner: Bei mir hat vieles dann doch ganz gut geklappt. Ich habe mir meine gesamte berufliche Bildung nebenberuflich erworben und bin Führungskraft und später Projektmanagerin geworden. Von diesem "Geht doch" möchte ich gerne etwas weitergeben. Ich bin der Meinung, dass Alleinerziehende gerade für Führungsaufgaben besonders qualifiziert sind, da sie viele Dinge parallel "wuppen" müssen und jeden Tag erstklassige Management-Qualitäten beweisen.

Wenn Sie nur eine einzige Leistung für Alleinerziehende nennen könnten, von der Sie selbst gerne früher gewusst hätten – welche wäre das?

Wohlgemuth: Die Hotline für kostenlose Rechtsberatung "Hotline Familienrecht".

Egner: Dass das Jugendamt unterstützen muss und man nicht gleich einen (teuren) Anwalt einschalten muss, falls der andere Elternteil seinen Unterhaltspflichten nicht nachkommt.

Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung und vielen Dank für das Gespräch.

Brigitte

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