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Ist das noch Spaß? "Ich töte dich": Die Serie "Squid Game" wird sogar in Kitas nachgespielt

"Squid Game" ist aktuell die erfolgreichste Serie auf dem Streaming-Portal Netflix.
"Squid Game" ist aktuell die erfolgreichste Serie auf dem Streaming-Portal Netflix.
© JOCA_PH / Shutterstock
Die neue Serie "Squid Game" feiert weltweit große Erfolge – die Macher kündigten jetzt bereits die zweite Staffel an. Doch die Brutalität der Serie bereitet vielen Sorge, denn neuerdings werden die Spiele, die mit dem Tod enden, sogar in Kitas nachgespielt.

Worum geht es eigentlich bei "Squid Game"? Das Konzept ist relativ simpel: In der Serie treten hoch verschuldete Menschen in einem Wettbewerb gegeneinander an. Das Ganze spielt in einer dystopischen Version Südkoreas auf einer geheimnisvollen Insel. Wer sechs Spiele erfolgreich übersteht, bekommt ein Preisgeld von 45,6 Milliarden Won, umgerechnet etwa 33 Millionen Euro. Der Haken: Wer verliert, bezahlt mit seinem Leben.

"Squid Game": Koreanische Kinderspiele werden blutrünstig nachgespielt

Die Spiele in der Serie gehen auf bekannte koreanische Kinderspiele zurück. Es geht um Tauziehen oder Murmelnschießen, nur eben auf eine eher blutrünstige Art und Weise. Die Serie ist nicht nur äußerst brutal, sondern zeichnet vordergründig eine Gesellschaft, die menschenverachtender nicht sein kann: entweder reich oder tot.

Die Serie fasziniert bisher 111 Millionen Zuschauer:innen auf der ganzen Welt und schafft es damit zu der meistgesehenen Serie auf dem Netflix-Portal. Doch längst sind nicht nur Erwachsene begeistert, die brutalen Spiele haben bereits die Schulhöfe und sogar Kitas erreicht.

"Squid Game" auf dem Schulhof: Wer verliert, bekommt eine Ohrfeige

So zum Beispiel das Spiel "Rotes Licht, grünes Licht". In der Serie stehen die Spieler in einem ummauerten Innenhof, wo sich am anderen Ende eine mehrere Meter hohe Puppenstatue befindet. Wenn sie den Kopf dreht und die Spieler anschaut, müssen alle still stehen. Schaut sie weg, wird gerannt. Wer sich noch bewegt, sobald die Puppe schaut, wird erschossen. Auf dem Schulhof sieht das Spiel ganz ähnlich aus – geschossen wird zwar nicht, aber eine Ohrfeige kann es dennoch geben, das zeigten Recherchen des "Bayrischen Rundfunks" in Augsburg.

Diese Meldungen kommen aktuell aus allen Teilen Deutschlands. In Niedersachsen seien beim Nachspielen an zwei Schulen Verlierer geschlagen worden, schreibt das Kultusministerium. Das Thüringer Bildungsministerium warnte Eltern bereits vor der Serie, die Inhalte seien für Kinder unter 16 Jahren nicht geeignet.

"Squid Game" wird sogar in Kitas nachgespielt

Trotz der Altersbegrenzung gibt es sogar Berichte von Kindern, die "Squid Game" in der Kita nachspielen. So auch in einer Pinneberger Kita nahe Hamburg. Den Berichten des "Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages" zufolge sollen Kita-Erzieherinnen mitbekommen haben, dass die unter Sechsjährigen am Ende des Spiels sagten: "Ich töte dich".

Problematisch ist die Serie für Kinder nicht nur aufgrund der explizit gezeigten Gewalt, sondern wegen ihrer zunächst einmal plakativen Aussagekraft: Gewalt ist ein akzeptables Mittel, um sich aus den Schulden zu ziehen und an Geld zu kommen. Es legitimiert Gewalttaten, wenn sich daraus ein Nutzen ergibt.

Experten fordern: Die Altersfreigabe von 16 Jahren muss bei "Squid Game" eingehalten werden

Expert:innen plädieren dafür, dass die FSK-Altersfreigabe ab 16 Jahren unbedingt eingehalten werden sollte. Die Gewaltszenen können bei Kindern und jungen Erwachsenen eine sehr hohe psychische Belastung darstellen, da sie das, was sie auf dem Bildschirm sehen, noch gar nicht verarbeiten und einordnen können, so die Psychotherapeutin Katajun Lindenberg von der Goethe-Universität in Frankfurt zur "Deutschen Presse-Agentur".

Kinder sehen nur die Gewalt und das, was offensichtlich passiert. Die verschiedenen Ebenen der Serie und die starke Gesellschaftskritik, die hinter dieser Geschichte steht, können sie noch gar nicht begreifen. Im schlimmsten Fall erhöht sich ihre Gewaltbereitschaft, so Lindenberg.

Das Problem ist, dass es gerade bei jungen Erwachsenen schwierig ist, den Umgang mit der Serie zu meiden. Denn mittlerweile sind Teile der Serie auf diversen sozialen Medien zu finden. Hinzu kommt, dass es bei Netflix keine Alterskontrolle bei Filmen und Serien ab 16 gibt, diese greift erst ab 18, wo dann ein Jugendschutz-Code abgefragt wird. Bei älteren Kindern lohnt sich daher durchaus ein Gespräch über die Vielschichtigkeit dieser Serie, wofür sie eigentlich stehen soll und darüber, dass Geld und Macht nicht alles im Leben sind.

Verwendete Quellen: zdf.de, tagesschau.de, mopo.de, Newsletter Initiative Schau hin!, sueddeutsche.de

Brigitte

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