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Deichmann-Chef verteidigt Mietstundungen in der Corona-Krise

Deichmann-Chef verteidigt Mietstundungen in der Corona-Krise
© Vytautas Kielaitis / Shutterstock
Schuhhändler Deichmann will wie Adidas Mietzahlungen aussetzen. Firmenchef Heinrich Deichmann verteidigt in einem Interview das Vorgehen und erklärt, wie lange sein Schuhimperium den Lockdown durchhalten kann.

Der Mietzahlungsstopp großer Konzerne in der Corona-Krise erhitzt die Gemüter. Adidas sieht sich seit einigen Tagen sogar einer Boykott-Kampagne ausgesetzt, nachdem bekannt wurde, dass die Zahlung von Ladenmieten ausgesetzt wird. Dass Adidas-Chef Kasper Rorsted mittlerweile relativiert und erläutert hat, private Vermieter erhielten weiter Geld und nur die Zahlungen an große Immobilienkonzerne seien ausgesetzt, hat nicht viel geholfen. Schließlich hat Rorsted erst vor wenigen Wochen stolz einen Gewinn von fast zwei Milliarden Euro präsentiert.

Nun hat sich auch Heinrich Deichmann in einem Interview mit dem Handelsblatt zu Mietstundungen für sein Unternehmen geäußert. Den Vorwurf, Mietzahlungen zulasten anderer Parteien zu verweigern, weist Deichmann darin zurück. "Der Vorwurf in der Diskussion über die Mieten, wir würden uns in der Krise bereichern, trifft mich zutiefst", sagt Deichmann. "Wir befinden uns in Verhandlungen mit den Vermietern, wie wir mit den Stundungen umgehen können." Große Vermieter wie Shoppingcenter und Versicherungskonzerne seien eher in der Lage und auch tendenziell bereit, die Stundungen mitzutragen. "Und wenn es bei einzelnen Vermietern nicht geht mit Stundungen, dann zahlen wir weiter."

Wie lange Deichmann durchhält

Deichmann weist aber auch darauf hin, wie existenzbedrohend die Krise für sein Schuhimperium mit 6,4 Milliarden Euro Umsatz ist. Denn geschlossen sind aktuell nicht nur die 1500 Filialen in Deutschland, deren Belegschaft ab dem 6. April in Kurzarbeit gehen wird. "Wir haben in 28 von 30 Ländern die Filialen inzwischen geschlossen, allein in den USA betreiben wir 600 Läden. 96 Prozent des Gesamtumsatzes fehlen uns gerade."

Wenn man gezwungen werde, seine Geschäfte zu schließen, und die Kosten weiterlaufen, dann gehe zwangsläufig irgendwann das Geld aus, sagt Deichmann. Jeden Monat müsse sein Unternehmen Rechnungen in dreistelliger Millionenhöhe begleichen – "bei so gut wie keinen Einnahmen", denn die Erträge aus dem Onlinegeschäft sind bei Deichmann noch sehr gering. "Vier Wochen halten wir das sicher durch", sagt Deichmann. "Wenn wir über drei Monate oder mehr reden, dann wird es ernst."

Auch das Privatvermögen der Familie Deichmann reiche dann nicht, um das Unternehmen zu retten. "Das Vermögen, das im Fall der Fälle notwendig wäre, um ein Unternehmen mit 6,4 Milliarden Euro Umsatz und einem entsprechend hohen Kostenblock zu retten, ist privat bei uns nicht vorhanden."

Dieser Artikel ist ursprünglich auf stern.de erschienen.

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