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3 Fragen an eine Italienerin in der Coronakrise: "Das Virus ist überall, niemand ist sicher"

Coronavirus-News: Italienische Fenster
© Juraj Kamenicky / Shutterstock
Die Welt schaut auf Italien in der Coronakrise. Wie geht es einer Frau, die mittendrin steckt? Wir haben mit einer Italienerin gesprochen.

Mariangela ist Mutter einer kleinen Tochter. Drei Jahre ist sie alt. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie in Bologna, in Norditalien. Normalerweise arbeitet sie als Ingeneurin in einer Fabrik, normalerweise geht ihre Tochter in die Kindertagesstätte. Doch die Normalität wurde in ihrem Land von der Coronakrise durchkreuzt – wie jetzt auch in Deutschland. Mit BRIGITTE.de hat die Italienerin über ihre aktuelle Situation gesprochen. 

Wann hast du das erste Mal von dem Coronavirus gehört, Mariangela?

"Die erste Nachricht, die ich zu Covid-19 hörte, erreichte mich im Januar und kam aus China

Ich war mir ziemlich sicher, dass Covid-19 bei uns ankommen würde. Ich arbeite mit China zusammen und bin eine Menge gereist, mir war bewusst, dass wir heutzutage alle miteinander verbunden sind und das Virus schnell nach Europa kommen würde – und so war es dann auch.

Die Wahrnehmung veränderte sich trotzdem noch einmal. Die Menschen realisierten, dass das Virus überall und in jedem von uns sein kann. Niemand ist sicher.

Das Coronavirus geht alte und junge Menschen etwas an. Natürlich, die Älteren sind schwerer betroffen, aber die jungen mittlerweile genauso."

Seid ihr noch gesund? Wie geht es deiner Familie?

"Bisher sind wir zum Glück gesund, ja. Die Pandemie betrifft meine Familie trotzdem – sowohl sozial als auch wirtschaftlich. Keine sozialen Kontakte, nicht einmal mit meinen Eltern oder Freunden.

Ich mache mir ernsthafte Sorgen um unsere Gesundheit, aber auch um unsere späteren wirtschaftlichen Auswirkungen. Wenn wir keine Strategie finden, langsam wieder in ein normales Leben zu kommen, rennen wir in eine gesellschaftliche Krise. Es wird eine harte Zeit für jeden und ich bin besorgt, dass Manager und Politiker nicht dafür bereit sind. Das ist meine größte Sorge."

Einer der schlimmsten Aspekte des Virus ist, dass du nicht ins Krankenhaus darfst. Familien erhalten nur einen Telefonanruf am Tag von den Ärzten. Das ist eine so traurige Sache.

Was möchtest du anderen Menschen sagen, in deren Ländern sich die Coronakrise gerade erst ausbreitet?

"Ich bin nicht der Typ Mensch, der Ratschläge gibt und sehr pragmatisch. Aber:

Mit dem Coronavirus spielt man nicht. Die Krise ist ernst.

Denn sie betrifft gleich drei Sphären: Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Kombination kann im Desaster enden. Normalerweise geschehen solche Dinge nacheinander oder höchstens zwei auf einmal. Nun werden wir mit dreierlei Krisen auf einmal konfrontiert. Das ist eine große Sache. Aber das ist nur meine Sicht der Dinge."

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Die Coronakrise stellt die Welt vor eine neue Herausforderung – eine gemeinsame. Diese Woche sind die ersten Patienten aus Italien in deutschen Krankenhäusern gelandet. Zusammenhalt ist das, was in diesen Zeiten wichtig ist – und was wir hoffentlich aus dieser Krise lernen können. Danke für das Gespräch, liebe Mariangela, und alles Gute.

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