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Coronavirus: Wie wird wohl mal über diese Zeit geschrieben werden?

Coronavirus: Wie wird wohl mal über diese Zeit geschrieben werden?
© Deliris / Shutterstock
Die Ereignisse, die für uns gerade Realität sind, waren vor wenigen Wochen noch unvorstellbar. Die Corona-Krise wird in die Geschichte eingehen – und in die Literatur. Auf Twitter sammelten User Romananfänge.

Manchmal passiert Historisches und man merkt es erst später. Manchmal aber erlebt man auch ganz bewusst mit, wenn Geschichte geschrieben wird. So wie jetzt – die Corona-Krise, deren Ausmaß und weiterer Verlauf für uns alle noch gar nicht absehbar ist, könnte möglicherweise die große Erzählung werden, die Schüler im Geschichtsunterricht irgendwann über unsere Zeit lernen. Eine kollektive Erfahrung, die Deutschland und die Welt womöglich für immer verändert.

Jetzt schon gibt es die ersten Wissenschaftler, die an Büchern arbeiten, um die Ereignisse rund um die Coronavirus-Pandemie zu analysieren. Und man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass auch eine Menge Romane in dieser Phase der Geschichte spielen werden – so wie es heute unzählige Bücher über den Zweiten Weltkrieg gibt. Aber wie wird man in einigen Jahren und Jahrzehnten über diese Zeit, die für uns so real ist, schreiben?

Das wollte der Journalismus-Professor Bill Grueskin gern wissen – und gab die Frage an seine Twitter-Follower weiter. "Wie lautet der erste Satz des besten Romans, der über diese Epidemie geschrieben werden wird?", fragte er. Sein eigener Vorschlag, bezogen auf das Kreuzfahrtschiff, auf dem das Virus grassierte: "'Es ist eine wundersame und freudige Sache, diese Reise, die vor uns liegt', sagte Fred zu seiner Frau, als sie an Bord der 'Diamond Princess' für den Traumurlaub gingen, der ihn den größten Teil seiner Altersvorsorge gekostet hatte."

Bücher über das Coronavirus: Diese Zeit wird in die Geschichte eingehen

Ähnlich poetische, teils aber auch verstörende Buchanfänge lieferten andere Twitter-User. Viele beschreiben mit wenigen Worten Zustände, die uns vor wenigen Wochen noch vollkommen absurd erschienen wären – und über die Leser in der Zukunft möglicherweise genauso denken werden. Zum Beispiel der kurze Satz eines Users, der sofort Gänsehaut erzeugt: "Sie starben allein." "Das könnte der Titel sein", antwortete Grueskin.

"Ihre Testergebnisse kamen am Tag ihrer Beerdigung", schlägt eine andere Userin vor und spielt darauf an, dass einige Covid-19-Patienten sterben, bevor sie überhaupt sicher wissen, dass sie infiziert sind. Manche kombinieren verschiedene Phänomene, die in dieser Zeit auftreten: "Bei der Verlesung des Testaments war die ganze Familie auf Zoom schockiert, dass es Harold, der Sündenbock-Sohn, war, der die 79 Rollen Klopapier erbte."

Der Vorschlag einer weiteren Userin war bis vor kurzem auch nicht mehr als eine apokalyptische Vision: "Gebete stiegen aus provisorischen Krankenzimmern in Kellern empor, während die großen Kathedralen leerstanden." Sicherlich wird sich in der Corona-Krise noch die eine oder andere Entwicklung ergeben, die man jetzt noch nicht für möglich hält. Wie einst die Schriftsteller und Historiker darüber schreiben werden, ist Zukunftsmusik – heute geht es vor allem darum, die Krise in der Gegenwart so gut wie irgend möglich zu meistern.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf stern.de erschienen.

epp

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