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#Risikogruppe: "Hi, wir sind's. Wir haben keinen Bock, zu sterben"

Zu dem Hashtag #Risikogruppe erzählen immer mehr oftmals junge Menschen in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram, warum das Coronavirus für sie gefährlich ist.

"Hi, wir sind’s. Die #Risikogruppe. Du hast gedacht, wir wären kettenrauchende Todkranke oder zumindest alt? Weit gefehlt. Keiner von uns ist Rentner und wir gehen genauso gerne wie du in Clubs, Bars und auf Konzerte. Worauf wir keinen Bock haben, ist sterben."

Das Coronavirus greift um sich, die Infektionszahlen steigen täglich rapide an. Derzeit sind in Deutschland 13.957 Menschen mit dem Coronaviurs infiziert. 31 Menschen sind bereits an den Folgen gestorben. (Stand 20.3.2020, 10 Uhr, Quelle: Robert Koch-Institut). Doch noch immer ignorieren Menschen die Warnungen der Bundesregierung, treffen sich in Parks und Cafés und tun so, als wenn nichts wäre. Um klar zu machen, wie viele Menschen durch das Coronavirus bedroht sind, hat jetzt eine Gruppe von jungen Leuten damit begonnen, unter dem Hashtag #Risikogruppe zu erklären, warum das Virus für sie so gefährlich ist.

Teil der Aktion sind zum Beispiel Denis, Amelie, Kati und Oli. Im Text zu den Bilder berichten sie: "Sie sind unterhalb der Halswirbelsäule gelähmt und können richtig schlecht abhusten - das Virus könnte sie töten. Kati hat Spina Bifida und ein Lungenvolumen von einem halben Liter - ihr könnt euch vorstellen, wie praktisch das bei einer heftigen Infektion ist. Raul und Leonard haben Glasknochen - same story. Laura hat eine Muskelerkrankung, für die das Virus eine genauso tödliche Gefahr ist – so wie für die Lungen von Jan, der querschnittgelähmt ist".

Eindringlich bitten die Teilnehmer der Kampagne ihre Mitmenschen darum, Abstand zu halten.

Worauf wir keinen Bock haben, ist sterben. Genau das ist aber gar nicht so unwahrscheinlich, wenn du nicht einfach die nächsten Wochen zu Hause bleibst und deinen sozialen Aktionsradius für ein paar Wochen einschränkst (...)

Die Gefahr durch das Virus sei real: "Doch das ist alles noch kein Grund zu sterben – finden wir. Ich hoffe, du auch. Also halte dich an die Empfehlungen und rette Menschenleben – das von uns, aber auch von vielen anderen #Risikogruppen: Vorerkrankte, Menschen mit anderen chronischen Krankheiten."

"Ich möchte wissen, wen wir schützen müssen"

Inzwischen gibt's zu der Aktion auch eine Facebook-Gruppe, in der sich viele Betroffene austauschen. Doch nicht nur das! Teilnehmer der Gruppe sind auch Menschen, die wissen wollen, was sie tun können, um die Risikogruppe zu schützen. So schreibt eine Lehrerin: "Ich bin unsicher, ob ihr mich hier haben wollt. Ich gehöre nicht zur Risikogruppe, sondern bin hier, um zu erfahren, auf wen wir besonders aufpassen müssen. Ich bin als Lehrerin nah an meinen Schülern und gebe mein Wissen an sie weiter, damit sie verstehen, warum es wichtig ist, zu Hause zu bleiben, statt sich in der Stadt zu treffen."

Ein starkes Zeichen der Solidarität in dieser schwierigen Zeit, in der es mehr als je gilt, zueinander zu halten.

"Gestorben wird später"

Gestartet wurde die Aktion von Raul Krauthausen, einem Aktivisten, der sich für soziale Projekte wie Inklusion und Barrierefreiheit einsetzt. Wer sich der Aktion anschließen möchte, ist herzlich dazu eingeladen: "Du bist auch noch lange keine 60 und in der #Risikogruppe? Gib ihr ein Gesicht. Poste, rede drüber, lass dir helfen. Nutze diesen Hashtag. Join the band. Denn: Gestorben wird später. Viel später. Rock and roll, eure #Risikogruppe".

Hier gibt das Robert-Koch-Institut einen Überblick über die Risikogruppen.

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