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Böttcher 5000 Euro für Geimpfte – damit überzeugte ein Thüringer Unternehmen seine Mitarbeiter

Corona-Impfung: Junge Frau erhält Impfung von einer Ärztin
In einem Thüringer Unternehmen war die Geldprämie für Corona-Impfungen ein extrem effektives Mittel, die Impfquote nach oben zu treiben.
5000 Euro spendierte das Unternehmen Böttcher aus Jena allen geimpften Angestellten. Insgesamt drei Millionen Euro investierte die Firma – die Impfquote gibt den Thüringern Recht.

Immer wieder wurde in der Bundespolitik über finanzielle Prämien für Menschen, die sich gegen Covid-19 impfen lassen, diskutiert – so sollte die schleppende Pandemie-Bekämpfung vorangebracht werden. Passiert ist in dieser Hinsicht letztlich nichts. Anders bei der Böttcher AG, einem Versandhändler für Bürobedarf aus Jena. Das Unternehmen verkündete im November, dass es allen geimpften Angestellten 5000 Euro zahlen wolle.

"In erster Linie handelt es sich hier um eine Investition in die Gesundheit unserer Mitarbeiter", erklärte Vorstand Udo Böttcher damals. Außerdem werde so das Ausfallrisiko durch Krankheit oder Quarantäne minimiert, was dem Unternehmen auch geschäftliche Planungssicherheit verschaffe. Die Aktion lief von Mitte November bis Mitte Januar – und hat ihr Ziel offenbar erreicht, wie die "Wirtschaftswoche" berichtet. Die Impfquote unter den Böttcher-Angestellten sei signifikant gestiegen.

Impfprämie: Böttcher steigert Impfquote von 60 auf 88 Prozent

Zu Beginn der Aktion waren 60 Prozent der Mitarbeitenden geimpft. Mittlerweile haben 88 Prozent der 550 Mitarbeitenden die Prämie eingefordert und dafür ihre Impfung nachgewiesen. In der Chefetage des Unternehmens ist man damit hochzufrieden. "Wir haben eben festgestellt, dass die politischen Antworten keinerlei Wirkung entfalten", sagt Vorstandsmitglied Danilo Fresker. Der finanzielle Anreiz war hingegen allem Anschein nach umso wirkungsvoller – und das in Thüringen, einem Bundesland mit einer vergleichsweise niedrigen Impfquote.

So konnte nicht nur die Gesundheit der Angestellten geschützt werden, auch das so wichtige Weihnachtsgeschäft lief weitestgehend reibungslos ab. Teilweise habe es im November vergangenen Jahres bis zu zehn coronabedingte Krankheitsfälle am Tag gegeben, sagte Fresker der "Wirtschaftswoche". In den vergangenen sechs Wochen dagegen registrierte man bei Böttcher nur "einen einzigen Coronafall". Der finanzielle Aufwand für das Unternehmen beläuft sich auf drei Millionen Euro, inklusive des Sozialversicherungsanteils von 20 Prozent, den die Firma auf jede Prämie draufzahlen musste.

Mehrheit der Deutschen steht Impfprämie skeptisch gegenüber

Auch einige andere Unternehmen haben versucht, ihre Angestellten mit einer Geldprämie zur Impfung zu motivieren. Dies ist jedoch nach wie vor die Ausnahme. Die versprochene Summe war dabei außerdem in der Regel deutlich niedriger als bei dem Thüringer Unternehmen. Einer generellen Impfprämie steht die Mehrheit der Bevölkerung eher skeptisch gegenüber. In Deutschland sprachen sich laut einer Untersuchung der European Covid Survey (ECOS) im Sommer nur 24 Prozent für einen Geldbetrag und 21 Prozent für einen Essensgutschein als Anreiz aus. Im November lehnten laut RTL/n-tv-Trendbarometer sogar 84 Prozent der Befragten eine Impfprämie ab.

In anderen Ländern werden Impfanreize eher eingesetzt – sowohl von Unternehmen als auch von staatlicher Seite. Israel beispielsweise impfte auch in Bars und Nachtclubs, um junge Menschen zu erreichen – die bekamen zu ihrer Impfung gleich ein nichtalkoholisches Getränk. Die USA lockten mit Donuts oder gar Waffen.Einige Bundesstaaten veranstalteten eine Impflotterie, in der unter allen Menschen, die ihre erste Impfdosis bekamen, eine Million Dollar verlost wurde. In Griechenland erhielten junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren 150 Euro für ihre Impfung, ein sogenanntes "Freiheitsticket" als Anerkennung für ihre Einschränkungen in der Pandemie.

Quelle: "Wirtschaftswoche" / "ECOS"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

epp/stern

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