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Jennifer Dulski macht Protest per Mausklick möglich

Jennifer Dulski macht Protest per Mausklick möglich
© Dustin Diaz
Über Petitionen auf Change.org können wir heute viel in der Gesellschaft bewegen. Chefin der Plattform ist Jennifer Dulski, neben Sheryl Sandberg von Facebook oder Yahoo-CEO Marissa Meyer eine der einflussreichsten Frauen der Technologie-Szene.

Auf dem College war Jennifer Dulski mal Steuerfrau unter lauter männlichen Ruderern. Mit 1,52 Meter die Kleinste, hatte sie sich die Position dennoch erkämpft. "Sie können mich ja wieder rauswerfen, wenn ich schlecht bin", sagte sie dem Coach. Aber sie blieb, machte ihre Sache gut - es war ihre erste Führungsposition.

Mitten im Silicon Valley arbeiten heute in einem hellen Büroloft rund 200 Mitarbeiter für die 41-Jährige: Sie ist Präsidentin von Change.org, einer Plattform für Online-Aktivisten. Jeder Nutzer kann dort kostenlos eine Petition posten - so soll per Mausklick gesellschaftlicher Wandel angestoßen werden. Change.org-Nutzer starteten beispielsweise eine Kampagne gegen "Corrective Rape" in Südafrika, wo Männer lesbische Frauen vergewaltigen, angeblich, um deren sexuelle Orientierung "zu ändern". Die Inderin Laxmi wollte etwas gegen Säure-Attentate tun und forderte ihre Regierung auf, den Verkauf ätzender Substanzen strenger zu überwachen. In Deutschland brachte die Schriftstellerin Anke Bastrop die Rechte der Hebammen via Change.org in den Koalitionsvertrag.

Fast 70 Millionen Menschen setzten bisher auf Change.org ihre Namen unter Kampagnen, um sich für eine Welt einzusetzen, in der sie leben möchten. Der Umsatz des Unternehmens wird über Werbung eingespielt. Wenn etwa eine Petition für Umweltaktivismus per Computer unterzeichnet wird, erscheinen in einem Fenster daneben weitere "grüne" Petitionen mit der Bitte um eine Unterschrift - und für diese Promotion wird Change.org bezahlt.

Die wichtigsten Karrieretipps wie "Arbeite nie mit Idioten" erhielt Jennifer Dulski von ihrem Vater. "Er meinte damit, man sollte die Zeit nicht mit Leuten verbringen, die einen nicht respektieren." Sie hielt sich daran. 1993 begann sie ihre Laufbahn als Highschool-Lehrerin und gründete nebenbei ihre erste Non-Profit-Organisation "Summerbridge", eine Lernhilfe für benachteiligte Schüler. Es folgten Führungspositionen bei Yahoo und Google. Jennifer Dulski gehört neben Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg oder Yahoo-CEO Marissa Meyer zu den einflussreichsten Frauen der Technologie-Szene.

Irgendwie ist Jennifer Dulski, inzwischen Mutter zweier Töchter, heute noch die Steuerfrau unter all den Männern. Denn wie ihr altes Ruderteam am College sind auch die Unternehmen im Silicon Valley ein ziemlicher Boys-Club. Neulich war sie mal wieder eine von zehn Frauen bei einem Unternehmertreff mit ansonsten rund 300 Männern. Bei Change.org selbst arbeiten 47 Prozent Frauen, unter den Nutzern sind es sogar 57 Prozent. Ein Grund dafür, so Dulski: "Frauen sind sehr gut darin, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen und ihre Gefühle zu teilen, das motiviert auch andere, aktiv zu werden." Erst recht, wenn sie sehen, wie groß die Wirkung ihres Einsatzes sein kann.

Text: Silke Weber BRIGITTE 14/2014

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