Viele werden ihr Gesicht nicht kennen - doch sollte Peer Steinbrück die Bundestagswahl 2013 gewinnen, wäre Yasemin Karakasoglu ein wichtiges Mitglied im Kabinett. Wir stellen Ihnen die Deutsch-Türkin vor.
Die 48-Jährige wurde in Wilhemshaven geboren, wuchs in einem deutsch-türkischen Elternhaus auf. Auch heute noch besitzt sie zwei Pässe. Nach dem Abitur studierte sie Turkologie, Politikwissenschaft und Germanistik in Hamburg und Ankara. Später promovierte sie in Erziehungswissenschaften an der Universiät Essen. Seit 2004 ist sie Professorin für Interkulturelle Bildung an der Universität Bremen, seit 2012 zudem Konrektorin. Ihr Spezialgebiet ist die Erforschung von Interkulturalität. Yasemin Karakasoglu ist verheiratet und hat zwei Kinder. Auch wenn sie nun im Kompetenzteam von Peer Steinbrück ist, der SPD gehört sie nicht an.
Bei ihrem Beruf liegen natürlich die Themen Bildung und Wissenschaft nahe. Genau die Bereiche, die Peer Steinbrück zukünftig stärken will. Auch Yasemin Karakasoglu sieht dort großen Nachholbedarf, besonders in der Interkulturalität. Auf der Website von Peer Steinbrück schreibt sie: "Eine interkulturelle und internationale Öffnung ist so wichtig, da Globalisierung und Migration maßgebliche Faktoren sind, die unsere Gesellschaft verändern." Und weiter: "Es ist überfällig, dafür zu sorgen, dass die Ausgaben für Bildung ihrem gesellschaftlichen Stellenwert entsprechen, und ich unterstütze sehr das Ziel der SPD, die staatlichen Bildungsausgaben mindestens auf das Durchschnittsniveau der OECD-Staaten anzuheben."
Wie gesagt: Interkulturelle Interessen sind ihr besonders wichtig. Und "besonders wichtig" bedeutet in diesem Fall - sehr, sehr wichtig. Sie setzt sich vor allem für die Verbesserung der Situation von Migrantenkindern an Schulen und Universitäten ein. Aber auch bei anderen interkulturellen Themen kämpft sie, Beispiel "Kopftuch-Urteil". Zur Erinnerung: 2003 verhandelte das Bundesverfassungsgericht über den Fall einer muslimischen Lehrerin, die ihr Kopftuch während der Arbeit tragen wollte, dies aber nicht durfte. Die Karlsruher Richter hoben das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts auf - das Verbot verstoße gegen die Grundrechte der Frau. Das Gutachten, das den Richtern vorlag, schrieb Yasemin Karakasoglu. Darin machte sie deutlich, dass das Tragen eines Kopftuchs nicht nur religös motiviert sei, sondern vielschichtige, persönliche Gründe haben könne.
Angst vor unbequemen Themen hat Yasemin Karakasoglu nicht, sie würde auch gegen den politischen Strom schwimmen. Aufregende, aber auch ehrliche Zeiten, die anbrechen würden, sollte Peer Steinbrück die Wahl am 22. September gewinnen.
Ihre Universitäts-Kollegen haben nur gute Worte für ihre Kollegin: Sie sei durchsetzungsfähig und sehr kommunikativ. Und die Konrektorin für Studium und Lehre an der Universität Bremen, Heidi Schelhowe, fügt hinzu: "Sie kann Menschen sehr begeistern."
Alice Schwarzer zum Beispiel. Das klingt ungewöhnlich. Schließlich setzt sich Yasemin Karakasoglu sehr für Frauenrechte ein. 2006 ging es allerdings um ein anderes Thema. Karakasoglu hatte sich in einem offenen Brief in der "Zeit" zu Necia Keleks Buch "Die fremde Braut" geäußert. Sie kritisierte, dass Zwangshochzeiten nicht pauschal dem Islam zugeschrieben werden dürften. Eine falsche Einwanderungspolitik sei stattdessen die Ursache dafür. Einzelfälle dürften nicht das Gesamtbild beschädigen. Das brachte allerdings Alice Schwarzer auf den Plan. Sie warf Karakasoglu vor, "sehr, sehr eng mit der islamistischen Szene in Deutschland verbandelt" zu sein. Die Professorin wies dies direkt zurück.
Es füllt sich: Die 39-jährige Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, soll für die Themen Familie, Frauen und Aufbau Ost zuständig sein.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach soll sich um Gesundheit und Pflege, Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig um Energie- und Umweltpolitik kümmern. Die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries dagegen um Verbraucherpolitik. Der bayerische SPD-Landeschef Florian Pronold soll für Infrastruktur und bezahlbares Wohnen, der Gewerkschafter Klaus Wiesehügel für Arbeit und Soziales, die Design-Professorin Gesche Joost für Vernetzte Gesellschaft und Netzpolitik und der SPD-Innenexperte Thomas Oppermann für Innen- und Rechtspolitik zuständig sein.