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BRIGITTE-Studie 2008: Frauen auf dem Sprung

Bildung, Männer, Kinder, Karriere - wie stehen junge Frauen zu diesen Themen? Was sind ihre Wünsche, ihre Ängste? Unsere große BRIGITTE-Studie "Frauen auf dem Sprung" gibt nun Auskunft über diese Fragen.

Wie steht es um die Emanzipation? Im Auftrag der BRIGITTE haben das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und das Sozialforschungsinstitut infas mehr als 1000 Frauen zwischen 17 und 19 und zwischen 27 und 29 befragt - Frauen also, die sich auf den Weg machen in die Ausbildung, ins Studium, in den Beruf, die sich aber auch entscheiden müssen, ob sie eine Familie gründen wollen. Am Dienstag haben BRIGITTE-Chefredakteur Andreas Lebert und die Leiterin der Studie, die Soziologin Jutta Allmendinger, die Ergebnisse in Berlin präsentiert. Wie brisant diese sind, zeigt das Echo in den Medien: Nicht nur die "Welt" und die "Taz" hoben das Thema heute auf ihre Titelseiten, auch die "Tagesthemen" und "Heute" berichteten über die Inhalte der BRIGITTE-Studie.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: Die jungen Frauen von heute sind unabhängig, zielstrebig und selbstbewusst. Und sie haben große Ziele: Sie wollen Geld verdienen, aber auch Kinder bekommen. "Die Zeit des Entweder-Oder ist vorbei. Jetzt zählt das Und", fasst Jutta Allmendinger zusammen.

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"Arbeitgeber müssen sich auf sie einstellen und ihnen eine neue Balance zwischen Arbeit und Leben ermöglichen", sagt Allmendinger. "Sonst bekommen sie die gut gebildeten Frauen nicht." Die Kernpunkte nennt die Soziologin gleich selbst: flexible Arbeitszeiten, Jobsharing und Kinderbetreuung.

Keine neuen Forderungen? Mag sein. Und doch unterscheiden sich die jungen Frauen von heute von ihren Müttern und Großmüttern. Sie sind besser ausgebildet. Und sie trauen sich mehr zu: Jede vierte Schülerin kann sich vorstellen, später im Job einmal Führungsverantwortung zu übernehmen, und 69 Prozent der Befragten halten Frauen für die besseren Chefs. Das neue Selbstbewusstsein hat nicht nur die gut gebildeten Frauen erfasst, sondern reicht von der Hauptschülerin bis zur Abiturientin. "Ich weiß, dass ich gut bin", sagen 99 Prozent der Befragten von sich.

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Auch die Männer werden sich einstellen müssen auf die starken jungen Frauen. Denn deren Wünsche und Sehnsüchte richten sich kaum noch an ihnen aus. "Nett, fürsorglich und gehorsam zu sein - daran glauben sie nicht", so skizziert Allmendinger das Selbstverständnis der "Frauen auf dem Sprung". Zwar ist drei von vier Befragten eine feste Beziehung wichtig - aber nur, wenn der Partner ihnen genug Zeit für sich selbst lässt. Und noch wichtiger als der Mann fürs Leben sind den jungen Frauen finanzielle Unabhängigkeit und eine gute Ausbildung.

Vor den gesellschaftlichen Realitäten verschließen sie jedoch nicht die Augen. Noch immer findet eine große Mehrheit, dass Männer im Job schneller befördert werden, dass es typisch männlich ist, etwas zu riskieren, und dass viele Frauen nicht nein sagen können. Unterkriegen lassen sie sich von diesem Status Quo aber nicht: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Frauen die Männer im Beruf überholt haben", glauben 62 Prozent der Befragten - eine Antwort, die beispielhaft ist für den unerschütterlichen Optimismus der "Frauen auf dem Sprung".

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"Diese Frauen sind damit groß geworden, dass der Sozialstaat bröckelt und Arbeitsplätze immer häufiger nur befristet vergeben werden, Ihre Antwort darauf ist: Das kriege ich irgendwie in den Griff", sagt Jutta Allmendinger. Schon heute bezeichnen sich fast 80 Prozent als zufrieden, 90 Prozent erwarten, dass sie in zehn Jahren zufrieden sein werden. Die jungen Frauen von heute sind sicher: Wir steigen auf, nicht ab.

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Mit der Studie "Frauen auf dem Sprung" wird die Tradition der BRIGITTE-Studien fortgesetzt, die sich seit mehr als 30 Jahren mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen. Für die Untersuchung 2008 wurden insgesamt 1020 Frauen zwischen 17 und 19 bzw. 27 und 29 Jahren persönlich interviewt.

Reaktionen auf die Frauen-Studie im BRIGITTE.de-Forum

Positive Stimmen zur Studie:



Unabhängigkeit tut der Liebe gut

"Ich fahre in meiner langjährigen Beziehung gut damit, meinen Mann zu lieben, Sehnsucht nach ihm zu haben - aber ihn nicht zu brauchen, um mich zu erhalten, zu ernähren. Ich bleibe aus freien Stücken bei ihm - und er bei mir. In der traditionellen Rolle der Frau wäre ich versauert, vertrocknet - wie gut, daß ich heute selbstbestimmt so leben darf, wie ich es wünsche. Wir beiden, mein Mann und ich, finden es gut so."



"Nicht nur für mich persönlich, sondern auch für alle Frauen, ist es DER Fortschritt, daß wir besser ausgebildet sind, als die Kerle. Das eröffnet frau ganz andere Möglichkeit im Beruf, aber auch bei der Partnerwahl und in Macht- und Aufgabenverteilung der Ehe (Kindererziehung, Besorgung des Haushalts). Aus diesen neuen Möglichkeiten resultiert das neue feminine Selbstbewußtsein.



Es dreht sich was

"Tja, Absicht und Wirklichkeit liegen noch auseinander, aber es dreht sich was. Die Damen in meinem Freundeskreis sind alle gut ausgebildet und wollen Kinder, die Männer sehen das ebenso und dann geht eben derjenige in Elternzeit, bei dem es besser passt und für die Zeit, für die es passt. Soll heißen: alles ist möglich! Lasst uns doch bitte endlich mal aufhören, nur schwarz-weiß zu diskutieren. Wie heißt es so schön: "Jede/r ist seines/ihres Glückes Schmied/in". Auch wenn man aus einer bildungsfernen Schicht kommt, kann man das Abitur und Studium schaffen und einen guten Job bekommen.

Kritische Stimmen zur Studie:



Gefährlicher Egoismus

"Die neue Frauengeneration wird ihre Wünsche und Sehnsüchte kaum noch an den Männern ausrichten"? Warum sollten Männer dann noch ihre Wünsche und Sehnsüchte an den Frauen ausrichten? Wird Egoismus in weiblicher Gestalt schätzenswert und nur in männlicher Form als unangenehm wahrgenommen?



Schizophrene Frauen

Aus einer männlichen Perspektive heraus: Frauen reden mit gespaltener Zunge: Offiziell reden sie viel und gerne über "gleiche Augenhöhe" und "Lastenverteilung", im persönlicheren Gespräch reden sie dann aber über "ich möchte zu ihm aufschauen können", "suche eine starke Schulter zum anlehnen", "brauche niemandem der von mir finanziell abhängig ist", "Ich will einen echten Kerl, kein Weichei, das mit Schürze in der Küche steht."



Selbstbewusstsein allein reicht nicht

"Wenn die jungen Frauen mit dem ach so tollen 'neuen' Selbstbewusstsein keinen Job bekommen oder sich von Praktikum zu Praktikum schlängeln, dann kann das Selbstbewusstsein so groß sein wie es mag. Das ganze ist doch weniger eine Altersfrage als eine Möglichkeitsfrage - Emanzipation wird nicht automatisch mehr in jeder neuen Generation. Es hängt von den Möglichkeiten ab, die da sind ..."



Halten die ehrgeizigen Pläne der Wirklichkeit stand?

"Die jungen Frauen werden merken, wo der Hase lang läuft, wenn das erste Kind geboren wird und sie ihren Mann fragen, ob er in Teilzeit geht. Ich dachte auch lange, ich wäre wer weiß wie viel cooler als meine dumme Mama. Solange in diesen Studien nur von Plänen und Vorstellungen der jungen Frauen geredet wird... Interessant wird es dann, wenn sie versuchen, ihre Pläne umzusetzen."

Diagramme: Was jungen Frauen im Leben wichtig ist

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Text: aun Fotos: Axentis Fotoagentur, iStockphoto.com Video: MaraMedia

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