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Energie aus Abfall: Wie diese Ägypterin drei Probleme gleichzeitig löst

Die Ägypterin Mona al-Khodairy auf einer Baustelle
© Mona al-Khodairy / Privat
Die Bauern haben sie erst nicht als Projektleiterin akzeptiert, weil sie eine Frau ist. Doch Mona al-Khodairy wusste sich zu helfen! 💪

Mona al-Khodairy träumte davon, eine in Ägypten lange praktizierte Praxis abzuschaffen: bestimmte Berufe als reine Männerberufe anzusehen. Ihr Traum wurde mit der Zeit noch ehrgeiziger: neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen schaffen und noch dazu Umweltschutz betreiben.

Energie aus Abfällen

Mit nur 26 Jahren und einem Abschluss der Fakultät für Ingenieurwissenschaften in Assiut in der Tasche gründete Khodairy das Startup Ecotaqa. Sie wollte damit einen Beitrag leisten, um den Problemen der Energieknappheit und des schlechten Abfallmanagements in Ägypten zu begegnen und dies durch den Ausbau der Biogasproduktion.

Diese Technik nutzt organische Abfälle aus der Landwirtschaft und Tiermist. Die Abfallprodukte werden durch den Entzug von Sauerstoff zersetzt, um somit Energie zu erzeugen, die als Kochgas verwendet werden kann.

Zu Beginn ihrer unternehmerischen Tätigkeit wollte sich Khodairy mehr professionelles Know-how aneignen, um ihr Geschäft aufzubauen. Sie absolvierte eine umfassende Ausbildung im Rahmen eines neuen Programms mit dem Titel "Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen und lokale wirtschaftliche Entwicklung in Oberägypten".

Networking mit Investoren und Kunden

Das Programm brachte sie auf den richtigen Weg: Hier lernte sie etwas über effiziente Marketingansätze, ihre technischen Fähigkeiten wurden gefördert. Unter der Schirmherrschaft des Industrie- und Handelsministeriums, finanziert von der japanischen Regierung und verwaltet von der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) erhielt sie durch das Programm eine indirekte finanzielle Unterstützung, indem sie ihr Netzwerk erweitern konnte und potenzielle Investoren anlockte.

"Die Bauern leiden unter einer Energiekrise, die das Land in den letzten Jahren besonders in ländlichen Gegenden getroffen hat", erklärt Khodairy während eines Symposiums in Nahet al-Mahrousa. Sie hatte festgestellt, dass der Kauf von Gasflaschen eine finanzielle Belastung für Menschen mit begrenztem Einkommen bedeutete. "Einige Bauern haben mich gebeten, eine Biogasanlage für sie zu bauen." 

Drei Männer auf der Baustelle einer "Biogas-Anlage" in Ägypten
So in etwa sieht es aus, wenn ägyptische Bauern eine Biogas-Anlage bauen!
© Mona al-Khodairy / Privat

Die Biogas-Technik kann auch organische Abfälle in Gülle umwandeln, traditionell ein nährstoffreicher Dünger, der als organisches Pendant chemische Düngemittel ersetzen kann, ohne negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft zu haben. Diese Biogasanlagen schaffen Beschäftigungsmöglichkeiten - insbesondere für Frauen.

Wie Khodairys Idee ägyptische Landwirten hilft

Einzelpersonen, sowohl Männer als auch Frauen, können jetzt ihr eigenes kleines Geschäft aufbauen, indem sie den überschüssigen Brennstoff und Dünger verkaufen, den sie mit ihren Kleinanlagen produzieren können. Khodairy sagte: "Manche Bauern nutzen eine Biogas-Anlage nicht nur, um damit ihre Ernten zu verbessern, sondern auch als ein Investitionsprojekt, um Düngemittel an andere zu verkaufen."

Eine Biogasanlage kostet derzeit LE6000 (340 $). Laut Khodairy können die dank der Anlage erzielten Gewinne ihre Kosten innerhalb von etwa drei Monaten abdecken.

Khodairys Initiative hat großes Potenzial, erklärt Ahmed Huzzayin, ein Ingenieur und Manager bei der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung. "Siebenundneunzig Prozent der festen Abfälle in Ägypten werden nicht in angemessener Weise verwertet. Wenn in Ägypten alle festen Abfälle recycelt werden würden, könnten dadurch 1,6 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden."

90 Anlagen in einem Jahr

Das Projekt Ecotaqa ging 2014 an den Start und innerhalb eines Jahres konnten 90 Anlagen in mehreren Regierungsbezirken Ägyptens gebaut werden. Seitdem hat das Startup mehr als 240 Anlagen unterschiedlicher Größe in elf Provinzen gebaut, darunter Luxor, Assuit, Dakahlia, Fayoum, Qena, Sharkia, Sohag und Minya.

Ecotaqa hat sich mit der Internationalen Organisation der Arbeitgeber (IOE) zusammengetan, um zahlreiche Ingenieure und Arbeiter in der Provinz Monufia zu schulen - eine Initiative, die den Bau von 20 Biogas-Anlagen ermöglicht hat. Der Erfolg dieser ersten gemeinsamen Aktion mit der IOE ebnete den Weg für weitere Partnerschaften in anderen Provinzen.

Kommunikation lief meist über die Ehefrauen

Khodairy erlebte am Anfang des Abenteuers einige Rückschläge. "Am Anfang habe ich Frauen immer über den indirekten Weg angesprochen, damit sie dann ihre Ehemänner oder Söhne überzeugen konnten. Denn die meisten Männer in kleinen Dörfern zögern, ihr Geld in ein Projekt unter Leitung einer weiblichen Ingenieurin zu investieren", erzählt sie. Dank ihrer Strategie konnten die Frauen in ländlichen Gebieten die Vision Khodairys in die Realität umsetzen.

Als sich zeigte, dass das Projekt durchaus erfolgreich war, fielen die sozialen Schranken, so Khodairy. „Ich konnte im Laufe der Zeit Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufbauen, basierend auf Mundpropaganda und den offensichtlichen Gewinnen, die man dank der Anlagen erzielen kann."

Monas Geschichte recherchierte und erzählte Heba Helmy von "Egypt Independent". Vielen Dank für die Zusammenarbeit!

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