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Berlin: CDU will queere Broschüre für Kitas verbieten

Berlin: Ein kleines Mädchen auf dem Arm seiner Mutter mit einer LGBT-Fahne in der Hand
© Melanie Lemahieu / Shutterstock
Mit einer Broschüre wollte der Berliner Senat Erzieherinnen und Erzieher in Kitas beim Umgang mit LGBT-Fragen unterstützen – dafür gibt's jetzt heftige Kritik aus dem konservativen Lager.

app-Aufklärungs-Broschüre für Kleinkinder in Berlin sorgt für Ärger

Die Verfasser der Kita-Erzieher-Broschüre "Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben" hatten an fast alles gedacht: An das Mädchen, das als Junge geboren wird. An das Kind, das sich weder als Junge noch als Mädchen einordnen lassen möchte. Und natürlich an Familien mit zwei Mamas und zwei Papas.

Nur eines hatten die Verfasser vielleicht nicht sooo weit oben auf ihrem Zettel: Dass es Leute geben könnte, die das noch immer für "krank" halten. 😒

Worum geht's hier eigentlich?

Die Broschüre wurde im Januar vom Berliner Senat und der Bildungsinitiative "Queerformat" veröffentlicht. Sie ist ein Angebot für Erzieherinnen und Erzieher in Kitas und Kindergärten, um sie dabei zu unterstützen, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bei der Erziehung von Kids zwischen 1 und 6 Jahren zu thematisieren

Berlin: Die Quere Aufklärungsbroschüre für Kita-Personal
© Queerformat / Privat

Behandelt werden Fragen wie "Was ist Trans-Geschlechtlichkeit?", "Was mache ich als Erzieherin, wenn ich einen Jungen betreue, der lieber wie ein Mädchen heißen möchte?" oder "Was bedeutet eigentlich Regenbogenfamilie?". Auf 140 Seiten vermittelt das Dokument Hintergrundwissen, gibt Praxis-Tipps für den Kita-Alltag und hält geeignete Geschichten parat, um bestimmte Themen mit den Kindern zu besprechen. 

Und wo ist das Problem?

Vor allem aus der konservativen Ecke gibt's zum Teil heftige Kritik. So schrieb etwa die AfD Brandenburg in einer Pressemitteilung: "Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren müssen vor solchen Ideen, die nur kranken Hirnen mit pädophilen Hintergedanken entsprungen zu sein scheinen, geschützt werden." 

Die Berliner CDU-Fraktion äußerte sich gemäßigter und politisch korrekter, aber mit ähnlichem Tenor: "Fragen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt gehören nicht in die Berliner Kindertagesstätten. Die dort betreuten Kleinstkinder sollen Kind sein dürfen, ohne in jüngsten Jahren mit Fragestellungen zur sexuellen Identität konfrontiert zu werden.“ Deshalb hat die CDU den Senat in einem offiziellen Antrag aufgefordert, die Ausgabe der Broschüre zu stoppen.

Auch eine Petition ist in Umlauf, die das Ziel verfolgt, dass die "indoktrinierende Broschüre" zurückgezogen wird. 50.000 Unterschriften sollen zusammenkommen, bis jetzt haben knapp 38.700 unterzeichnet. 

Was offenbar alle Kritiker nicht verstehen: Die Broschüre ist für das Kita-Personal, NICHT für die Kinder. Wie man Kinder "schützen" will, indem man ihren Betreuern Bildungs- und Aufklärungsmaterial vorenthält, ist fraglich.

Wenn nun die Broschüre wegen dieses Widerstands wirklich aus dem Verkehr gezogen werden muss, sollte man sie auf jeden Fall zur Aufklärung von Erwachsenen verwerten. Denn wenn Leute darin ein "krankes Hirn und pädophile Hintergedanken" sehen, gibt es offenbar zumindest bei der AfD noch einigen Bedarf. 

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