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Versteckte Kamera zeigt täglichen Sexismus

Um zu zeigen, wie krass der tägliche Sexismus in New York ist, läuft eine Frau zehn Stunden lang durch New York - mit versteckter Kamera.

Shoshana Roberts trägt ein schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans und T-Shirt. Sie geht ganz normal durch die Straßen, schweigend, den Blick nach vorne gerichtet. Das einzig Besondere an ihr bleibt Passanten verborgen: Direkt vor ihr hat ein Mitstreiter eine versteckte Kamera dabei und filmt ihren Spaziergang, außerdem trägt sie ein verborgenes Mikrofon. Zehn Stunden läuft die Schauspielerin so durch New York und der Film zeigt, dass sie dabei ständig begleitet wird - von den Anmachen fremder Männer auf der Straße. Mehr als hundertmal wird die Frau in den zehn Stunden angesprochen, Männer machen ungefragt anzügliche Bemerkungen, Komplimente, fragen sie nach ihrer Nummer. Einige gehen minutenlang neben ihr her und starren sie an. Laut Abspann hat sie Pfiffe noch nicht einmal mitgezählt.

Wie fühlt sich eine Frau in einer Stadt, in dem sie mit diesem täglichen Sexismus konfrontiert ist? Wie frei kann man sich noch bewegen? Wie viel Angst schwingt auf den normalen Wegen zur U-Bahn oder zur Arbeit mit? Diese Fragen will das Video aufzeigen. Es macht deutlich, dass auch vermeintliche Komplimente oder ein "God bless you" eine Frau belästigen können, vor allem, wenn sie es immer wieder hören muss.

Produziert wurde der Clip von der Bewegung "Hollaback!", die sich weltweit gegen sexuelle Belästigung auf der Straße einsetzt. "Hollaback!" begann 2005 als Blog gegen street harrassment in den USA und hat inzwischen Ableger in fast 30 anderen Ländern. Denn sexuelle Belästigung auf der Straße ist nicht allein ein Problem in New York, auch wenn es dort vielleicht besonders gravierend ist.

Auf den lokalen "Hollaback!"-Seiten können Mädchen und Frauen ihre Erlebnisse mit sexueller Belästigung erzählen und den Ort des Übergriffs in einer Karte markieren. Mit dem Button "I've got your back!" (etwa: "Ich stehe hinter dir") drücken andere User ihre Solidarität aus. In den USA können die Nutzer auch Fotos von den Männern hochladen, doch das ist in Deutschland wegen der Persönlichkeitsrechte verboten. "Das ist auch nicht unser Konzept", erklärt Julia Brilling von der Berliner "Hollaback!"-Seite. "Wir wollen niemanden an den Pranger stellen. Wir wollen den Leuten einen Ort geben, an dem sie ihre Geschichte von der Seele schreiben können. Wir zeigen: Solche Sachen passieren, täglich, überall, und du bist nicht alleine damit."

Mehr Infos auf ihollaback.org oder berlin.ihollaback.org

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