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Ausgesetzte Kinder: Die Reue der Mutter

Sie hat ihre Kinder in einer Pizzeria in Italien ausgesetzt – und rechtfertigt sich nun im Fernsehen für ihr Handeln. Warum es BRIGITTE-Redakteurin Katrin Schmiedekampf schwer fällt, die öffentliche Entschuldigung von Ina Caterina R. zu glauben.

Der Fall sorgte international für Aufsehen: Eine Frau aus dem Sauerland setzte ihre drei Kinder in einer Pizzeria in Aosta (Italien) aus und flüchtete mit ihrem neuen Freund in einen Wald – einem Mann, der wegen 130 Einbrüchen zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde und am Anfang April aus der JVA Bielefeld-Senne geflohen war. Jetzt sprach Ina Caterina R. im RTL-Magazin "Extra" zum ersten Mal über die Gründe für ihre Tat. Sie wolle das Bild, das die Menschen von ihr haben, gerade rücken, wolle verhindern, dass ihre drei Kinder sie später einmal für eine "Rabenmutter ohne Reue" (BILD) halten, sagte sie. Vieles von dem, was veröffentlicht wurde, stimme nicht.

Die Gründe bleiben im Dunkeln

Was aber stimmt? Was trieb die 26-Jährige dazu an, ihre Kinder wie kleine Hunde auszusetzen, die nach dem Weihnachtsfest zu einer Last geworden sind? War es wirklich der Hunger von Tristan, 6, Lilian, 4, und Junes, 10 Monate, - und somit eine Verzweiflungstat? Oder war es möglicherweise die Liebe zu ihrem neuen Freund, der Wunsch, mit ihm allein zu sein? Die wahren Gründe blieben auch nach dem RTL-Bericht im Dunkeln. Denn über ihre Beweggründe sprach die Mutter nicht.

"Natürlich bereut man das"

Eindrücke aus der Sendung: Ina Caterina R. steht auf einer satten grünen Wiese voller Löwenzahn und erzählt, wie sie am 19. April mit den Kindern in die Pizzeria spazierte. "Natürlich bereut man das. Man hätte das anders lösen können", sagt sie emotionslos. Mit keinem Wort erwähnt die Mutter, wie sie sich gefühlt hat, als sie ohne die Kinder davonfuhr. Wie ihr Leben hätte weitergehen sollen, wenn sie nicht von der Polizei geschnappt worden wäre. Ob sie sich irgendwann melden oder sich für immer verdrücken wollte. Kein einziges Mal kommt sie in Erklärungsnot. Ihre Stimme ist stets fest, die Sätze, die sie sagt, wirken sachlich: "Damals habe ich keine Alternative gesehen."

Ist das Fernsehen der richtige Weg?

Wie werden sich ihre Kinder fühlen, wenn sie diesen Bericht eines Tages sehen? Wird er das Bild von der "Rabenmutter" wirklich gerade rücken? Ist das Fernsehen der richtige Weg, ihnen zu erklären, was los war? Die Antwort auf all diese Frage kann nur "Nein" lauten. Der Satz "Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen", klingt hohl und abgeklärt, der Hinweis auf den Zettel mit der Adresse ihres Vaters in Deutschland, den sie den Kindern beigelegt und darauf gehofft habe, dass der Restaurantbesitzer ihn finde und den Vater informiere, kann ihr Handeln nicht entschuldigen.

Die Supernanny war erleichtert

Warum hat Frau R. nicht einfach selbst ihren Vater in Deutschland angerufen? Oder den Restaurantbesitzer um ein wenig Brot gebeten, ihm erklärt, in welchem Dilemma sie steckt? Auf all dies gab es in der Sendung keine Antwort. Stattdessen trat die Supernanny auf, die "erleichtert ist, dass es nun erst einmal zu einer Beziehungspause gekommen ist" – die drei Kinder leben derzeit in einer Pflegefamilie. Beim Zuschauer entstand der Eindruck, dass es der Mutter bei ihrem Fernsehauftritt nicht wirklich um ihre Kinder ging. Vielmehr schien es, als wolle sie das Bild, das die Menschen von ihr haben, gerade rücken. Und nebenbei möglicherweise noch Geld von RTL bekommen.
 

Text: Katrin Schmiedekampf Foto: RTL

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