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Empörend! Diese Werbung für Früherkennung ist einfach geschmacklos

Das Schweizer Unternehmen "Genoma" bietet pränatale Gentests an - und bewirbt sie mit dem geklauten Bild eines Mädchens mit Down-Syndrom.

Christie Hoos traute ihren Augen nicht, als sie ein Bild ihrer Tochter auf einem meterhohen Werbeplakat sah. Ihre zehnjährige Tochter hat das Down-Syndrom. Über das Leben mit ihren vier Kindern schreibt Christie auf ihrem Blog "So Here's Us". Dabei nennt sie bewusst keine Namen und veröffentlicht so gut wie nie Bilder ihrer Familie. Aber manchmal eben doch - und das wurde der kanadischen Mutter zum Verhängnis.

Eine "ruhige" Schwangerschaft ohne Angst vor Gendefekten

Ein Foto ihrer Tochter wurde offenbar von einer Bildagentur geklaut und zum kostenlosen Download angeboten. Von diesem Angebot machte das Schweizer Biotech-Unternehmen "Genoma" Gebrauch: Ohne Rücksprache mit der Mutter nutzte die Firma das Bild des Mädchens, um auf ihrer Website und auf meterhohen Werbeplakaten für ihr Produkt "Tranquility" (deutsch: "Ruhe") zu werben - ein Bluttest, mit dem Gendefekte am ungeborenen Kind bestimmt werden sollen. So verspricht das Unternehmen eine "ruhige" Schwangerschaft, für 720 Euro.

"Ich hätte nie und nimmer meine Einwilligung gegeben", schreibt Christie auf ihrem Blog. Der Hinweis, dass das Bild ihrer Tochter für diese Kampagne benutzt wurde, kam aus Madrid. Ana Neira, eine Mutter, die ebenfalls ein Kind mit Down-Syndrom hat, sah in der Nähe des Prado das Plakat mit dem Bild des Mädchens. Sie war fassungslos. Wieso darf eine Firma mit etwas werben, das es mit Hilfe ihres Produkts - dem Gentest - nicht geben soll? Und welche Eltern lassen zu, dass ihr Kind für solch eine Kampagne benutzt wird? Ana fotografierte das Plakat und schickte es an weitere betroffene Eltern. So erfuhr auch Christie davon:

Ein Kind mit Down-Syndrom als Werbegesicht für einen pränatalen Gentest zu nutzen, entbehrt jeden Anstands. "Als wäre sie ein abschreckendes Beispiel im Sinne von: 'Lasst nicht zu, dass euch das passiert!", schreibt Christie auf ihrem Blog. Die Kampagne erzürnte viele Eltern mit, aber auch ohne Kinder mit Down-Syndrom.

"Ihr süßes Gesicht auf diesem hässlichen Plakat zu sehen, brach mir das Herz. Während mein Mädchen mutig um ihr Leben kämpft, stellt dieses Unternehmen infrage, ob sein Leben überhaupt lebenswert ist." Christies Tochter ist an Leukämie erkrankt. Seit acht Monaten befindet sie sich in Chemotherapie, 19 Monate hat sie noch vor sich.

Christie erfuhr am Krankenbett ihrer Tochter von der Kampagne. Sie fühlte sich schuldig, denn schließlich war sie es, die das Bild hochgeladen hatte. Doch inzwischen weiß sie, dass der Fehler bei der zwielichtigen Bildagentur und bei "Genoma" liegt.

"Es war ein Fehler" - Genoma rudert zurück

Inzwischen hat "Genoma" reagiert und das Bild von seiner Website genommen. "Das Bild in Madrid auszustellen, war das Resultat eines Versagens der internen Kommunikation. Es war ein Fehler", sagte Elena Dalle Carbonare von "Genoma" nach Angaben der" Neuen Zürcher Zeitung". "Das Bild des wunderschön lächelnden Kindes sollte die Botschaft von Leben und Vitalität übermitteln und Leute zum Nachdenken anregen."

Christie lässt sich nun von einem Anwalt beraten. Obwohl ihr erster Gedanke war, alle Bilder und alle Social-Media-Accounts zu löschen und sich "für die nächsten zehn Jahre in meinem Haus zu verstecken", will sie nun kämpfen. "Meine Tochter ist schön und ihr Leben ist es wert, gefeiert zu werden", sagt sie. Und wie es das ist!

Auch CBC News berichtete über den Fall:

nw

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