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Zurück zur Stechuhr? Das könnte sich für uns im Job bald ändern

Arbeitszeiterfassung: Menschen in einem Büro
© g-stockstudio / Shutterstock
Ein aktuelles Urteil vom Europäischen Gerichtshof könnte unser aller Arbeitsalltag entscheidend verändern – vor allem Arbeitgeber zeigen sich besorgt.

Vertrauensarbeitszeit – klingt super und ist mittlerweile in den meisten Unternehmen gang und gäbe. Doch nach einem Urteil, das Luxemburger Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) am Dienstag gesprochen haben, könnte diese Praxis bald der Vergangenheit angehören. 

Europa- und branchenweite Arbeitszeiterfassung

Europaweit, so das Urteil, sollen Arbeitgeber künftig dazu verpflichtet werden, die gesamte Arbeitszeit ihrer Angestellten systematisch zu erfassen – zum Beispiel per App, Stechuhr oder Arbeitszeittabellen, die regelmäßig vom Vorgesetzten abgezeichnet werden.

In Deutschland ist so eine Vorgehensweise aktuell nur im Niedriglohnsektor für Beschäftigte vorgeschrieben, die für den Mindestlohn arbeiten, sowie in Branchen, in denen eine hohe Schwarzarbeitsquote herrscht – etwa die Baubranche, Gebäudereinigung oder Gastronomie. 

EuGH-Urteil soll Arbeitnehmer schützen

Mit dem Urteil wollen die Richter in erster Linie Arbeitnehmer schützen und unbezahlten Überstunden sowie selbstverständlicher Erreichbarkeit und E-Mail-Verkehr in der Freizeit ein Ende machen. Durch die zahlreichen technischen Möglichkeiten seien viele Beschäftigte mittlerweile auch nach Feierabend und am Wochenende dienstlich verfügbar, ohne dass es als Arbeitszeit erfasst werde. 

Entsprechend positiv äußerte sich beispielsweise der Deutsche Gewerkschaftsbund zu dem neuen Urteil. Es kündige endlich dem aktuell vorherrschenden, unausgesprochenen Vertrag zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zur "Flatrate-Arbeit", der einem "Lohn- und Zeitdiebstahl" gleichkomme.

Arbeitgeberverbände sehen das Urteil dagegen kritisch und bezeichneten die "Rückkehr zur Stechuhr" als " wie aus der Zeit gefallen". Auch Arbeitsrechtler sehen Unternehmen von einer Welle bürokratischen Aufwands bedroht.

Tatsächlich könnte es angesichts von Home-Office-Regelungen und flexiblen Arbeitszeitmodellen in einigen Bereichen und Betrieben kompliziert werden, Arbeits-, Pausen- und Erholungszeiten immer ganz genau nachzuhalten. Allerdings würde es sicher funktionieren, und zwar auf derselben Basis, auf der auch die aktuelle Regelung beruht: Vertrauen ...

sus

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