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Approbation gefälscht? Falscher Arzt soll Menschen geimpft haben

Approbation möglicherweise gefälscht: Impfung
© Tero Vesalainen / Shutterstock
Seine Unterlagen waren gefälscht, sein Verhalten verriet ihn jedoch: Die Polizei nahm jetzt in Oberbayern einen 49-Jährigen fest, der sich als Arzt ausgab, um in Impfzentren mitzuarbeiten.

Dass Menschen gerne Ärzte wären und auch zu betrügerischen Mitteln greifen, um das Ansehen dieses verantwortungsvollen Berufs zu genießen, ist ein altes Phänomen. Immer wieder gab es Fälle, in denen sich Menschen zu Unrecht als Mediziner augegeben haben, teils auch tatsächlich in dem Beruf arbeiteten. Ein solcher wurde nun in Oberbayern aufgedeckt. Zum Glück ist wohl niemand zu Schaden gekommen.

Der 49-jährige Stefan H. aus Ottobrunn soll sich laut "Münchner Merkur" als Impfarzt bei mehreren Impfzentren der Region gemeldet haben. In Rosenheim und in Karlsfeld wurde er dann tatsächlich auch eingesetzt – obwohl er keine Zulassung besitzt. In Rosenheim wurde er immerhin "nur" eingesetzt, um die Menschen über ihre Impfung und die möglichen Nebenwirkungen zu informieren und war nicht an den Impfungen selbst beteiligt. Im Impfzentrum Karlsfeld allerdings soll der Mann wohl selbst geimpft haben, mindestens 50 Menschen.

Verdächtiger fälschte seine Unterlagen

Was im Vorfeld nicht aufgefallen war, als Stefan H. von den beiden Impfzentren engagiert wurde, bemerkten allerdings die erfahrenen Mitarbeiter dort. Der Leiter des Zentrums in Rosenheim war aufgrund der Ausdrucksweise und des Verhaltens des angeblichen Arztes stutzig geworden, Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes, die dort tätig waren, wurden ebenfalls misstrauisch und informierten vorsichtshalber die Polizei. Als die Beamten kamen, hatte sich Stefan H. aus dem Staub gemacht – ein Blick auf die Dokumente, die er zusammen mit seiner Bewerbung eingereicht hatte, erhärteten den Verdacht gegen ihn.

"Seine Approbation hat der 49-Jährige möglicherweise gefälscht", so die Polizei. Jetzt überprüfe man, ob er noch in weiteren Impfzentren tätig war, oder sogar anderweitig als Arzt gearbeitet habe. Dafür könnte ihm eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren drohen. Bisher gehen die Beamten davon aus, dass es dem Verdächtigen auch um einen finanziellen Vorteil ging: Für seinen Einsatz beim Impfen wurde er bezahlt, offenbar mit bis zu 1000 Euro pro Schicht.

Falscher Arzt hatte eigene Website

Skurril: Der 49-Jährige hatte sogar eine eigene Website – inzwischen abgeschaltet –, auf der er sich als "einfühlsamer Arzt" anpries, der ein psychologisches "Beratungsinstitut" in Ottobrunn betreibe. Dort war er zumindest so ehrlich und gab in seiner Biografie nicht vor, dass er Medizin studiert habe – dafür angeblich Pädagogik, Philosophie und Theologie. Ob das stimmt: sehr zweifelhaft. Und selbst wenn doch: Diese Abschlüsse ermöglichen nicht, den Arztberuf auszuüben.

Inzwischen konnte der 49-Jährige verhaftet werden, er sitzt wegen Urkundenfälschung und Betrugs in Untersuchungshaft. Auch eine Anklage wegen Körperverletzung wird geprüft. Bei den Geimpften aus Karlsbach sei es glücklicherweise aber nicht zu gesundheitlichen Komplikationen gekommen, so die Staatsanwaltschaft.

Quelle: "Merkur"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

wt/stern

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