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Amnesty International stellt Folterbericht 2014 vor

Amnesty International stellt Folterbericht 2014 vor
© picture alliance / dpa
Der Folterbericht von Amnesty International zeigt: Folter ist auf dem Vormarsch. Auch Nationen, die die Anti-Folter-Konvention der Uno unterzeichnet haben, setzen vermehrt Folter ein.

In mehr als der Hälfte aller Länder wird nach Angaben von Amnesty International gefoltert. Seit der UN-Anti-Folterkonvention von 1984 haben bis heute zwar 155 Länder die Vereinbarung ratifiziert, in mindestens 79 dieser Staaten wird Amnesty zufolge aber immer noch gefoltert.

Besonders auffällig ist laut den Menschenrechtlern, dass Regierungen zusehends versuchen, Folter mit der nationalen Sicherheit zu rechtfertigen – und damit die Bevölkerung in die Irre führen. So geht aus einer Umfrage, die Amnesty in 21 Ländern in Auftrag gab, hervor, dass in China beispielsweise drei Viertel der Menschen Folter im Notfall für gerechtfertigt halten, um an "Informationen zum Schutz der Öffentlichkeit" zu kommen.

Frauen und Minderheiten besonders betroffen

Der Folterbericht 2014 zeigt weiterhin, dass es unterprivilegierte Männer und Frauen sowie Minderheiten am häufigsten trifft. Genaue Zahlen legt Amnesty International dazu nicht vor. Da Folter in den meisten Fällen hinter verschlossenen Türen geschieht, stützt sich die Organisation auf Augenzeugenberichte. So erfuhren Amnesty-Mitarbeiter auch von Alfreda Disbarro. Die Philippinin wurde im Oktober 2013 wegen des Verdachts auf Drogenhandel festgenommen. Während ihrer Haft musste sie schwere Folter über sich ergehen lassen. Ein führender Polizeibeamter soll sie mehrfach in den Bauch und ins Gesicht geschlagen, ihr mit seinen Fingern in die Augen gestochen und ihr einen Wischmop in den Mund gezwungen haben. Mehrfach soll Alfreda heftig gegen die Wand geschleudert worden sein. Später fotografierte man sie mit Geld und Drogen und brachte sie in eine Haftanstalt. Der Staatsanwalt hat Anklage wegen Drogenhandels gegen Alfreda erhoben. Sie wartet nun im Gefängnis auf ihren Prozess.

Start der internationalen Kampagne "Stop Torture!"

Als Konsequenz des besorgniserregenden Folterberichts startet Amnesty International heute ihre Anti-Folterkampagne "Stop Torture!" ("Stoppt Folter!") zur weltweiten Ächtung der Folter. Mit der Kampagne fordert Amnesty Regierungen weltweit auf, ihre internationalen Verpflichtungen umzusetzen und Schutzmaßnahmen gegen die Folter zu ergreifen. "Die Staaten müssen endlich ihre Doppelmoral beenden. Das Bekenntnis zum internationalen Folterverbot ist nichts wert, solange viele Staaten Misshandlungsvorwürfen nicht nachgehen, Gerichte erpresste Geständnisse verwerten und Folterer straffrei bleiben", so Selmin Caliskan, Generalsekretärin von Amnesty International.

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