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1000 Frauen für den Friedensnobelpreis

Die Heldentaten von Frauen bleiben meist unbemerkt. Das soll sich jetzt ändern. Durch eine einzigartige Initiative.

Der Plan ist groß und kühn. Wenn er gelingt, wird er Frauen in aller Welt vernetzen, die noch nie voneinander gehört haben, denen aber eines gemeinsam ist: Sie setzen sich gegen Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit ein. Sie sind nobelpreiswürdig, doch häufig bleibt ihre Arbeit unsichtbar. Eine Schweizer Initiative will das ändern.

Die Idee: Im Jahr 2005 sollen 1000 Frauen gemeinsam den Friedensnobelpreis erhalten - 100 Jahre, nachdem Bertha von Suttner als erste Frau diese hohe Auszeichnung erhielt. 1000 Frauen, stellvertretend für die Millionen Frauen in aller Welt, die diesen Preis auch verdient hätten, weil sie in Krisen- und Konfliktgebieten ihr Leben riskieren.

Initiatorin des Projekts ist Ruth-Gaby Vermot-Mangold (Foto oben): Präsidentin der Schweizer Gesellschaft für bedrohte Völker, Abgeordnete im Berner Parlament und Mitglied im Europarat, zuständig für Flüchtlings- und Sozialpolitik. Eine Frau, 62 Jahre alt, die viel von der Welt gesehen hat und viele Kriegs- und Krisengebiete kennt. Sie war im Kosovo, in Serbien, in Aserbaidschan, in Tschetschenien. "Überall sind es die Frauen, die die Medikamente beschaffen", sagt sie. "Es sind die Frauen, die Nahrung suchen, verwaiste Kinder betreuen. Die jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen, um anderen zu helfen. Wo immer ich hinsehe: Die Flüchtenden sind Frauen, und es sind Frauen, die in Flüchtlingslagern für Menschlichkeit sorgen. Sie sind es, die noch während des Krieges für den Frieden arbeiten." Zurück von solchen Reisen, fragte sie sich: "Wer kennt diese Frauen? Was bleibt von ihrem Einsatz übrig? Sie werden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Sie werden keine Spuren hinterlassen." Wahrgenommen und ausgezeichnet werden Männer.

80 Männer, 20 Organisationen und gerade einmal 11 Frauen haben bislang den Friedensnobelpreis bekommen. Der neben der Ehre auch eine Menge Geld bringt: Mit 1,1 Millionen Euro ist er zur Zeit dotiert.

Maren Haartje war eine der ersten, die der Politikerin Mut machte, die Idee in die Tat umzusetzen. Sie ist 51 Jahre alt, eine leise, kluge Frau, war Mitarbeiterin bei der Schweizer Friedensstiftung swisspeace. Auch sie hat Bilder von mutigen Frauen im Kopf. Frauen, die in Kriegs- und Nachkriegszonen Häuser einrichten, in denen verfolgte Mädchen und Frauen Schutz finden vor marodierenden Soldaten. "Schutz auch vor den eigenen Männern oder Brüdern, die verroht aus dem Krieg zurückkommen und ihre Frauen, Kinder und Schwestern verprügeln." Geeignete Kandidatinnen für den Nobelpreis seien auch Frauen, sagt Maren Haartje, die heimlich und unter größter Gefahr mit Kamera und Fotoapparat Gräueltaten in ihren Ländern dokumentieren. "Sie schaffen Dokumente gegen das Vergessen und Verleugnen. Wenn der Krieg vorbei ist, sagen diese Dokumente: Hier ist der Ort, an dem es geschah. Dies war der Tag, die Uhrzeit, dies die Täter."

Gesucht werden 1000 Frauen von allen Kontinenten und aus allen gesellschaftlichen Schichten. Die Bäuerin, die Künstlerin, die Lehrerin, die Politikerin, sie alle sollen vertreten sein. Aus jedem Land der Welt soll mindestens eine Frau nominiert werden. Frauen, die nur in ihrem Dorf, ihrer Nachbarschaft bekannt sind, ebenso wie jene, die in nationalen oder gar internationalen Gremien arbeiten.

1000 Frauen für den Friedensnobelpreis: Die Idee ist kühn. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, soll sich ein riesiges Netz von Kontakten über jene Teile der Welt spannen, in denen es Krisen, Kriege und Bürgerkriege gibt, und es mit dem kleinen Rest der Welt verbinden, in dem die Menschen im Frieden leben können. Ob die Frauen den Nobelpreis bekommen oder nicht: Das Leben und die Arbeit der 1000 Frauen sollen im Dezember 2005 in Oslo in einer großen Ausstellung gezeigt werden. Damit Unsichtbares sichtbar wird.

Die Namen der 1000 Frauen, die für den Friedensnobelpreis 2005 nominiert werden, sollen bis Mitte 2005 feststehen.

1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 c/o swisspeace Sonnenbergstraße 17 Postfach CH-3000 Bern 7 Schweiz

Telefon 00 41-31-3301075

www.1000peacewomen.org Spenden an: "1000 Frauen für den Frieden" Berner Kantonalbank BLZ 30-106-9, Kontonr. 162 484 342 85.

Monika HeldJanuar 2004

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