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Warum Kiran Gandhi ohne Tampon Marathon lief

"Free Bleeding" ist eine Bewegung, die Frauen ermutigt, während der Periode keine Hygieneartikel zu verwenden. Kiran Gandhi lief sogar einen Marathon ohne Tampon.

Wie kam's?

Kiran Gandhi lief den London Marathon ohne Tampon oder Binde - obwohl sie ihre Tage hatte. Das Blut lief ihr die gesamten 26,2 Meilen die Beine hinunter, wie sie auf ihrer Website berichtet.

Igitt! War das nicht feucht und klebrig?

Das ist genau die Reaktion, die Kiran Gandhi beim Anblick von Menstruationsblut erwartet. Sie kreidet der Gesellschaft an, die weibliche Periode als eklig und unrein zu stigmatisieren. Frauen würden dazu angehalten, ihre Blutung zu verstecken und zu verleugnen.

Die Aktion konnte sie ja wohl kaum geplant haben, oder?

Hatte sie auch nicht. Aber sie hatte ein Jahr lang für den London Marathon trainiert. In der Nacht vor dem großen Tag dann der Ärger: Sie blutete. "Es wäre viel zu unbequem gewesen, sich 26,2 Meilen lang Gedanken um einen Tampon zu machen", schreibt sie. "Ich dachte, wenn es jemanden gibt, dem die Gesellschaft nicht zu nahe tritt, dann ist es ein Marathonläufer. Auf der Marathonstrecke kann Sexismus besiegt werden - wo das Stigma der weiblichen Periode irrelevant ist und wir die Regeln nach unseren Wünschen umschreiben können. Wo das Wohlgefühl einer Frau wichtiger wird als das des Beobachters. Ich lief mit Blut an meinen Beinen für die Schwestern, die keinen Zugang zu Tampons haben, und für die Schwestern, die ihre Periode trotz Krämpfen und Schmerzen verstecken und so tun, als gäbe es sie nicht. Ich lief, um zu sagen: Sie existiert und wir leben jeden Tag damit."

Eine einsame Irre?

Überhaupt nicht. Anhängerinnen der "Free Bleeding"-Bewegung sind der Meinung, dass Männer Binden und Tampons erfunden haben, um Frauen zu unterdrücken und die "unappetitliche" Blutung zu verstecken. Extreme Aktivistinnen sprechen sogar davon, dass Männer sie mit den Tampons vergewaltigten. Was alle "Freibluterinnen" eint: Sie wollen erreichen, dass Frauen sich nicht mehr für ihre Periode schämen, sondern sich frei fühlen, einfach laufen zu lassen. Einen Eindruck der Bewegung bekommt ihr auf dieser Facebook-Seite.

Echt? Ist "Period Shaming" wirklich ein Thema?

Ja, schon. Ungezählt sind die Frauen, die die Frage über sich ergehen lassen mussten, ob sie ihre Tage hätten, nur weil sie schlechte Laune hatten. Und Instagram hat gleich zweimal ein Foto gelöscht, auf dem eine menstruierende Frau zu sehen war. Eine Studentin aus Karlsruhe bekam weltweit Aufmerksamkeit, weil sie Statements wie diese auf Binden klebte und in der Stadt verteilte: "Stellt euch vor, Männer wären so angeekelt von Vergewaltigungen wie von der Periode." ("Imagine, if men were as disgusted with rape as they are with periods").

Und kürzlich hat Ekelpaket Donald Trump über die Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly gesagt: "Man konnte sehen, dass Blut aus ihren Augen kam, Blut aus ihr rauskam - wo auch immer" ("You could see, there was blood coming out of her eyes, blood coming out of her - wherever"), woraufhin ein Shit- oder besser gesagt Bloodstorm unter dem Hashtag #periodsarenotaninsult über ihn hereinbrach.

Ich bin trotzdem sehr froh, dass es Tampons gibt!

Wir auch. Es ist verdammt praktisch, dass wir nicht einmal im Monat unsere Kleidung einsauen müssen und mit trockenem Slip durch die Welt gehen können. Trotzdem: Es kann nicht schaden, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wie die Gesellschaft zu unserer Menstruation steht - und wie wir selbst dazu stehen.

sar

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