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"Care Pay Gap" Studie belegt 17 Prozent weniger Verdienst in sozialen Berufen

"Care Pay Gap": Studie belegt 17 Prozent wneiger Verdienst in sozialen Berufen
© David L/peopleimages.com / Adobe Stock
Sie kümmern sich beruflich um Kinder, Alte oder Beeinträchtigte, sie arbeiten ständig an der Belastungsgrenze und opfern sich Tag und Nacht für andere auf – doch Beschäftigte im sozialen Sektor verdienen deutlich weniger als andere Berufsgruppen. Eine Studie zeigt jetzt, wie groß der Verdienstunterschied zu anderen Berufsfeldern ist und worauf er zurückzuführen ist.

Eine neue Studie offenbart eine bedenkliche Lohnlücke im sozialen Sektor: Beschäftigte in Deutschland verdienen hier durchschnittlich 17 Prozent weniger als in anderen Branchen. Diese Erkenntnis geht aus der Studie "Vor dem Kollaps? Beschäftigung im sozialen Sektor" hervor, die vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Deutschen Roten Kreuz durchgeführt wurde. "Neben Nachteilen bei den Arbeitszeiten zeigen sich im sozialen Sektor nach wie vor deutliche Unterschiede in der durchschnittlichen Bezahlung gegenüber der übrigen Wirtschaft", steht in der Studie geschrieben.

Sichtbare Entwertung sozialer Berufe

Der sogenannte "Care Pay Gap" spiegelt eine Abwertung monetärer Wertschätzung von Vollzeittätigkeiten im sozialen Bereich wider, verglichen mit anderen Branchen. Dies entspricht dem bekannten "Gender Pay Gap", der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die laut Statistischem Bundesamt derzeit bei 18 Prozent liegt. Während der unbereinigte Gender Pay Gap über die Jahre gesunken sei, bleibe der "Care Pay Gap" bestehen, auch wenn er sich durch Bereinigung um zusätzliche Faktoren reduzieren lasse. "Auflösen wird er sich nicht vollständig", schreiben die Verfasser:innen der Studie. Aufgrund des hohen Frauenanteils in den sozialen Berufen lasse sich der "Care Pay Gap" zum Teil auch durch das geschlechtsspezifische Lohngefälle erklären.

Ursachen des "Care Pay Gap"

Kinderbetreuung und -erziehung, Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sonderpädagogik sind die Bereiche, in denen die meisten Beschäftigten des sozialen Sektors tätig sind – diese Care-Berufe gehören zu den klassischen "Frauenberufen". Die Begründung der Lohnlücke überrascht also kaum: Laut der Studie sind hohe Teilzeitquoten und ein überproportional hoher Frauenanteil im sozialen Sektor zentrale Faktoren für den geringeren Lohn. Knapp zwei Drittel des Verdienstunterschieds erklärt das Statistische Bundesamt mit den höheren Teilzeitquoten von Frauen und den generell niedrigeren Verdiensten in frauentypischen Berufen. Der um diese Faktoren korrigierte Gender Pay Gap betrage immer noch rund sechs Prozent des Bruttostundenverdienstes, erklärt "tagesschau.de".

Harte Arbeitsbedingungen und ihre Auswirkungen

Die Studie zeigt auch, dass im sozialen Sektor unregelmäßige Arbeitszeiten, hohe Fluktuation und Teilzeitarbeit häufiger vorkommen als in anderen Wirtschaftsbereichen. Trotz eines Anstiegs der Beschäftigtenzahl im sozialen Bereich und eines erhöhten Bedarfs an sozialen Dienstleistungen ist der Personalmangel nach wie vor gravierend. Jede:r Zweite im sozialen Sektor arbeitet trotz Personalmangels in Teilzeit – auch wegen der hohen Arbeitsbelastung, heißt es weiter. Schicht- und Nachtarbeit sei bei mehr als doppelt so vielen wie in anderen Sektoren üblich. Auch hohe Krankheits- und Fehlzeiten markieren den sozialen Sektor.

"Wie viel ist der soziale Sektor der Gesellschaft wert?"

Das Deutsche Rote Kreuz betont die Rolle der Politik bei der Bereitstellung von Mitteln für den sozialen Sektor. Joß Steinke, Mitautor der Studie und Bereichsleiter beim DRK, hebt hervor: "Am Ende sind es politische Entscheidungen und Akteure wie Kommunen, Kassen, Länder und der Bund, die eine entscheidende Rolle spielen." Die zentrale Frage sei: "Wie viel ist der soziale Sektor der Gesellschaft wert? Oder anders gefragt: Was darf er kosten?"
 

Verwendete Quellen: deutschlandfunk.de, tagesschau.de.

spa Brigitte

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