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Lehren aus der Pandemie Wie Corona uns an die schönen Dinge des Lebens erinnert – und warum wir das nicht vergessen dürfen

Wie Corona uns an die schönen Dinge des Lebens erinnert: Mädchen mit Fahrrad
Endlich wieder feiern, tanzen, das Leben genießen – keine Selbstverständlichkeit
© Jacob Lund / Shutterstock
In diesen Wochen tun wir viele Dinge zum ersten Mal wieder – Dinge, auf die wir lange gewartet haben, die uns früher aber ganz selbstverständlich erschienen. Für diese Geschenke des Lebens sollten wir nach Corona dankbarer sein.

Die kleinen Dinge machen das Leben lebenswert, sagt man, aber manchmal sind sie so klein, dass man sie kaum noch sieht. Man sagt auch, dass wir vieles erst dann zu schätzen wissen, wenn wir es nicht mehr haben. Und dass man immer das haben möchte, was gerade nicht zu bekommen ist. Wie sehr das alles stimmt, hat uns die Corona-Zeit deutlich vor Augen geführt.

Vor gar nicht allzu langer Zeit war es für uns noch das Selbstverständlichste auf der Welt, uns ungezwungen zu treffen, zu reisen und auf Veranstaltungen zu gehen. Dann verschwand das alles plötzlich, und niemand wusste so recht, wann es wieder zurückkehren würde. Jetzt, da es Schritt für Schritt wieder mehr Möglichkeiten gibt, ein "normales" Leben zu leben, fühlt sich dieses "Normal" plötzlich ganz besonders an. Die Zwangspause war nervig, manchmal hat sie auch wirklich wehgetan – aber sie hatte auch einen schönen Effekt: Sie lehrte uns, die kleinen, schönen Dinge neu zu schätzen.

Vieles tun wir zum ersten Mal wieder – was für eine Freude!

Jedes erste Mal fühlt sich besonders an, und in diesen Wochen fühlt sich vieles so an, als würde man es zum ersten Mal tun – oder zumindest zum ersten Mal wieder. Endlich wieder Leute umarmen, mit vielen Freunden ohne schlechtes Gewissen beisammensitzen, in Urlaub fahren, zusammen tanzen, auf Konzerte gehen. Das waren Dinge, die wir unser ganzes Leben lang getan haben, ohne groß darüber nachzudenken, die wir vielleicht sogar manchmal schon langweilig fanden. Jetzt fühlen sie sich an wie ein Abenteuer.

Man muss sich bei solchen Gelegenheiten einmal die Zeit nehmen, in die Gesichter der anderen zu schauen: wie sie lachen, grinsen, wie viel Leichtigkeit dort plötzlich wieder ist. Oder auch einfach Zeit, um in sich selbst hineinzuhorchen und bewusst wahrzunehmen, welch eine Wohltat diese doch angeblich so kleinen Dinge für uns sind. 

Warum wir noch lange an die Corona-Zeit denken sollten

Nein, die Pandemie ist noch nicht vorbei, aber sie hat uns jetzt schon gezeigt, was zählt im Leben. Und das sind nicht nur Konzerte, Reisen und Restaurants, sondern noch viel grundsätzlichere Dinge, über die wir uns im Alltag so gut wie keine Gedanken gemacht haben: körperliche und psychische Gesundheit, ein sicherer Arbeitsplatz, soziale Kontakte. Das war immer da, und wird auch immer da sein, dachten wir. Stimmte aber nicht.

Der Ausweg aus der Pandemie ist in Sichtweite, und irgendwann werden uns Lockdown und Kontaktverbote wie skurrile Erinnerungen erscheinen. Vieles, was vor Corona normal war, wird wieder normal werden. Das ist eine schöne Aussicht – aber auch ein Problem. Wir werden all die schönen Dinge des Lebens wieder als gegeben hinnehmen und meistens auf das schauen, was uns unzufrieden macht, so wie wir es vor der Pandemie getan haben. Die Erinnerung an Corona sollte in uns weiterleben: daran, dass vieles, was wir erleben dürfen, ein wunderbares Geschenk und keineswegs selbstverständlich ist.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

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