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Dunkelhäutige Frau wird weiß: "Jetzt verstehe ich, warum einige Weiße nicht merken, dass es Rassismus gibt!"

Schwarze Frau wird weiß: "Jetzt verstehe ich, warum einige Weiße nicht merken, dass es Rassismus gibt!"
© andreonegin / Shutterstock
Die gebürtige Inderin Paula leidet an der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo). Die Pigmentstörung hat sie zu einer weißen Frau werden lassen. Nun berichtet sie, wie verändert sie seitdem behandelt wird.

Paula wanderte als Jugendliche mit ihrer Familie in den 1970er Jahren von Indien nach Großbritannien aus. Sie fiel wegen ihrer dunklen Haustfarbe immer wieder auf, wurde in der Schule "Paki" genannt. "Anfangs verwirrte mich das, und ich erinnerte meine Mitschüler immer wieder daran, dass ich aus Indien, nicht aus Pakistan kam", schreibt sie in der britischen Huffington Post.

Mit 14 Jahren erkrankte Paula am sogenannten Vitiligo, der Weißfleckenkrankheit, die schon seit drei Generationen in ihrer Familie auftrat, unter anderem bei ihrem Vater, der schon in Indien komplett weiß wurde und daraufhin von Mitmenschen sogar bespuckt wurde. Diese seltene Erkrankung führt zu Pigmentstörungen, es entstehen weiße, pigmentfreie Flecken auf der Haut, die sich immer mehr ausbreiten können, bis hin zur völligen Weißheit, dem sogenannten universellen Vitiligo.

Weiße Flecken um die Augen, am Hals, an Händen

Paula bekam zunächst weiße Flecken um die Augen, dann um den Hals, an den Händen. Sie begann, die Flecken auf ihrer Haut aufwendig zu überschminken, sie zu verdecken. Doch sie lernte, damit zu leben.

Als Paula heiratete und ihr zweites Kind zur Welt kam, war sie zu rund 60 Prozent weiß. Das alles azudecken gestaltete sich immer schwieriger. "Als wir einige Jahre später nach Frankreich zogen, spitzte sich die Lage zu. Wegen der extremen Hitze wurde es unmöglich, alles abzudecken", erinnert sie sich. Sie besuchte einen Freund, der ihr einen einfachen, aber ausschlaggebenden Ratschlag erteilte: "Schmink dich einfach nicht mehr!"

"Schmink dich einfach nicht mehr!"

Paula beschloß, dem Rat zu folgen. "Es fühlte sich so befreiend an, ohne Grundierung ausgehen zu können. Ich hatte Großbritannien als Angehörige einer ethnischen Minderheit verlassen und kehrte mit dem Aussehen einer englischen Rose zurück", beschreibt sie.

Gleichzeitig fühlte es sich für Paula zunächst "surreal" an, sich so im Spiegel zu betrachten: "Ich sah eine völlig fremde Person. Plötzlich war alles neu und ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte – welche Farbe, Kleidung und welches Make-up passten jetzt zu mir?"

Jetzt nickten sie mir nur noch zu

Auch das Verhältnis zu den Mitmenschen in Großbritannien änderte sich: "Früher war es normal gewesen, zum Beispiel an der Bushaltestelle ein Gespräch mit jemand anderem zu beginnen, der einer ethnischen Minderheit angehörte. Jetzt nickten sie mir nur noch zu und lächelten höflich", erinnert sich Paula.

Um die Jahrtausendwende ist Paula zur weißen Frau mutiert.

Paula beschloß, sich auf die positiven Seiten zu konzentrieren – und entdeckte zahlreiche davon: "Als weiße Frau begann ich, mich einzumischen. Etwas, das ich schon seit Jahren tun wollte. Ich musste nicht mehr ständig lächeln, um die Menschen freundlich zu stimmen. Ich konnte ich selbst sein. In Geschäften war ich willkommen, die Angestellten waren hilfreich, nichts war zu viel verlangt. Ich verstehe jetzt, warum einige Weiße nicht merken, dass es Rassismus gibt."

Mir fielen subtile Formen von Rassismus auf

"Mir fielen eher subtile Formen von Rassismus auf. Die Verkäuferin, die mich anschaut und mit den Augen rollt, wenn eine asiatische Dame vor mir etwas fragt – und dabei auf meine stille Zustimmung zählt; der Typ im Fotoladen, der glaubt, seine engstirnigen Ansichten über den Inder, der sein Auto draußen parkt, interessieren mich. Wenn ich mit meiner dunkelhäutigen Schwester einkaufen gehe, beobachte ich ständig Rassismus. Es besteht ein großer Unterschied darin, wie wir behandelt werden", schreibt Paula in ihrem Beitrag.

Eines Tages entdeckte sie, dass ihre Tochter auch Vitiligo hat. Paula und ihr Mann suchten in der Vitiligo-Society Hilfe. Ihre Entscheidung stand fest: Ihre Tochter sollte kein Make-up tragen müssen, um zu einer selbstbewussten Frau aufzuwachsen.

Rassismus höhlt die Seele der Menschen aus

Was Paula aus ihrem Schicksal gelernt hat, gibt sie mit ihrem Fazit an die Menschheit weiter: "Als Angehörige einer ethnischen Minderheit fühlte ich mich nicht in der Lage, auszudrücken, wie sehr mich die Kommentare und Verhaltensweisen von Menschen verletzten. Nun hoffe ich, dass wir alle gemeinsam mutiger sein und unsere Stimmen gegen den ekelhaften, alltäglichen Rassismus, den wir erleben, erheben werden. Er höhlt die Seele des Menschen aus."

Videotipp: Rassismus – Niederegger nennt Torte um

kao

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