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Social Media Firma baut auf TikTok ein Imperium aus Fake-Influencern auf

TikTok: Frau nimmt TikTok-Video auf
© Dmytro Khlystun / Shutterstock
Sie sind jung, hübsch und haben alle eine dramatische Geschichte zu erzählen – doch sie alle sind Schauspieler.

TikTok ist das soziale Netzwerk, das bei jungen Menschen gerade vermutlich am populärsten ist. Millionen bunter Videoclips, kurz, oft lustig, informativ und unterhaltsam. Doch wie auf allen Plattformen dauerte es auch bei TikTok nicht lange, bis Firmen diese Spielfläche für sich entdeckten – und finanziellen Gewinn daraus ziehen wollen. So wie "FourFront", ein Konzern, der nun eine Gruppe von Fake-Influencern auf TikTok aufbaut.

Rund 22 Charaktere hat man bei "FourFront" bisher erfunden. Sie alle sind jung, hübsch und sehen aus wie all die anderen Menschen, die ihre Clips bei TikTok hochladen. Sie verhalten sich auch – bewusst – genauso und filmen sich selbst mit dem Handy. Dennoch handelt es sich bei den angeblichen Influencern um bezahlte Schauspieler, die im wirklichen Leben anders heißen und deren Alltag rein gar nichts mit den dramatischen Geschichten zu tun hat, die sie im Netz erzählen. Denn die stammen alle aus Drehbüchern, die man ihnen bei "FourFront" geschrieben hat.

Die Influencer sind Schauspieler

Die blonde Sydney etwa, die erfolgreichste falsche Influencerin der Firma, hat rund 708.000 Follower. Sie hat angeblich aufgedeckt, dass der Verlobte ihrer Schwester ein Hallodri ist, der fremdgeht. Zahlreiche Videos drehen sich darum, ob sie ihrer Schwester nun die Hochzeit verderben soll oder nicht. Andere Geschichten der "FourFront"-Charaktere sind noch hanebüchener: Tia etwa erfährt, dass ihr Freund Mitglied einer afrikanischen Königsfamilie ist und nicht vorhat, dauerhaft mit ihr zusammenzusein.

Von den anfangs 22 Charakteren sind inzwischen aber nur noch acht übriggeblieben. "Manche Geschichten funktionieren, andere fallen durch. Wir investieren nur in Storys, die die Zielgruppe liebt", sagt Geschäftsführer Ilan Benjamin im Interview mit "Online Marketing Rockstars". Für jede Figur würden anfangs 20 Videos produziert. Die, die funktionieren, werden weiter bespielt. Laut eigenen Angaben kommen die "FourFront"-Influencer zusammen auf über zwei Millionen TikTok-Follower und 281 Millionen Views.

Nutzer halten alles für echt

Während die Schauspieler der Firma die Videos liefern, kümmert man sich dort um einen engagierten Austausch mit den Followern, chattet und beantwortet Kommentare. Da muss die Frage erlaubt sein, ob man das größtenteils junge Publikum mit dieser Art von Scharade nicht bewusst hinters Licht führt? "Wir erzählen Geschichten, die etwas verrückter als die Realität sind. Und ich denke, das machen viele Influencer auf Tiktok so", sagt Ilan Benjamin. Er weist darauf hin, dass sowohl in der Bio der Charaktere als auch in den Hashtags der einzelnen Postings stets irgendwo das Wort "fictional", also "ausgedacht", auftauchen würde.

Ein Blick auf die Kommentare reicht allerdings, um zu erkennen, dass das den meisten Nutzern entgangen zu sein scheint. Die Follower nehmen die erzählten Dramen der Figuren ernst. Das scheint die Macher hinter "FourFront" aber weniger zu interessieren als der Gedanke daran, gutes Geld mit den erfundenen Charakteren zu verdienen. Ilan Benjamin sagt: "Wenn unsere Charaktere noch populärer werden, sehe ich sie in der klassischen Creator Economy, auf Youtube, Instagram und anderen Plattformen. Dann könnten sie nicht nur mehr Content erstellen, sondern den auch direkt und langfristig monetarisieren."

Quelle: "Online Marketing Rockstars", "FourFront", "TikTok"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

wt/stern

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