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Frau mit 12 Persönlichkeiten: "Ich führe für jede ein eigenes Tagebuch"

USA: Eine Frau sitzt zusammengekauert mit dem Rücken zur Wand
© Photographee.eu / Shutterstock
Verdrängen, verarbeiten, kompensieren – um mit einem schweren Trauma umzugehen, gibt es unterschiedliche Strategien. Eine 23-Jährige Frau aus den USA ging einen anderen Weg: Sie teilte ihre Persönlichkeit in 12 Abschnitte.

Wir alle wissen, wie schwer es sein kann, mit heftigen Stimmungsschwankungen klar zu kommen. Wenn wir von einem auf den anderen Moment plötzlich ganz anders fühlen und zum Beispiel auf eine "Ich habe alles im Griff"-Einstellung die totale Überforderung folgt. Doch was uns schon zu schaffen macht, ist praktisch nichts gegen das, was die 23-jährige Lauren Stott jeden Tag zu bewältigen hat.

12 Stimmen reden auf sie ein

Die US-Amerikanerin lebt mit einer sogenannten Dissoziativen Identitätsstörung (DIS). Die junge Frau hat insgesamt 12 unterschiedliche "Persönlichkeiten", also Ausprägungen ihres Selbst, die, ohne dass sie es sicher steuern könnte, die Kontrolle über ihre Wahrnehmung, ihr Gedächtnis, ihr Verhalten übernehmen.

"Ich habe mir antrainiert, mir meine Seele als Klassenraum vorzustellen", zitiert "Ladbible" die 23-Jährige, "mit 12 Tischen und einer Person an jedem Tisch. Jede von ihnen hat ihre eigenen Gefühle und Erinnerungen." An einem Tisch sitzt zum Beispiel Sylvie, ein kleines Mädchen, sieben Jahre alt. Sie ist sehr ängstlich und wünscht sich, dass ihr jemand zuhört. "Mein Therapeut und ich gehen davon aus, dass Sylvie viele meiner Kindheitserinnerungen in sich trägt", erklärt Stott.

Hope verhalf zu einem Durchbruch

Neben Sylvie sitzen in dem imaginären Klassenraum der Amerikanerin noch Charaktere wie "Intellectual" und "Hope", eine Teenagerin, die Stott kürzlich zu einem therapeutischen Durchbruch verholfen hat: Als sie das Ruder übernahm, hatte die 23-Jährige einen Flashback, in dem sie Opfer sexuellen Missbrauchs wurde.

"Vor meiner Therapie hatte ich keine Ahnung, dass ich sexuell missbraucht wurde", erklärt Stott. Jetzt haben sie und ihr Therapeut einen Anhaltspunkt, warum die junge Frau DIS entwickelt hat.

Stotts Störung gilt als schwerste Form der Dissoziaton (= Auseinanderfallen psychischer Elemente wie Gedächtnis und Wahrnehmung), rund 1 bis 3 Prozent der Menschen leben damit wie die 23-Jährige. Oft wird DIS von einem schwer tarumatisierenden Erlebnis ausgelöst. Psychologen gehen davon aus, dass Betroffene sich unbewusst vor der Erinnerung schützen, indem sie ihre Lebenserfahrungen auf unterschiedliche und voneinander unabhängige "Abschnitte" verteilen. 

"All meine Erinnerungen und Eigenschaften gehören zu mir", so die 23-Jährige, "meine Persönlichkeit ist nur aufgeteilt in zwölf unterschiedliche Psychen." Stott führt für jede der Personen in ihrem Klassenzimmer ein eigenes Tagebuch, um sie jeweils besser verstehen zu lernen. Sie habe noch viel zu ordnen, sagt sie, aber sei überzeugt, dass sie es irgendwann schafft. 

Und bei der Entschlossenheit, die sie dabei an den Tag legt, sind wir das auch! 💜

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sus

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