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"Unsichtbare Qual" – SO sähe Endometriose aus, wenn sie sichtbar wäre

Eine junge Frau aus Liverpool hat ihre Schmerzen durch Endometriose in berührende Bilder gepackt. Ihr Wunsch: Mehr Verständnis für all jene, die unsichtbar unter schlimmen Qualen leiden.

Blutige Wunden graben sich durch den Bauch der jungen Frau, rotes Blut tränkt den Rand ihres Slips, der Blick des Models ist schmerzerfüllt … so würde Endometriose aussehen, wenn sie sichtbar wäre, sagt eine, die es wissen muss, denn Andrea Baines (34) aus Liverpool, die diese Fotoserie gestaltet und auf Instagram veröffentlicht hat, leidet selbst unter Endometriose. 

Ich verlor so viel Blut, dass ich benommen war

"Ich hatte schon immer starke Blutungen während meiner Periode" erzählt sie gegenüber BRIGITTE.de, "aber als ich 21 wurde, war klar, dass mehr dahinterstecken muss. Ich verlor so viel Blut, dass ich benommen war, und es sickerte durch meine Kleider, ich musste sie ständig wechseln. Der Schmerz war so schrecklich, dass ich mich zu seinem Ball zusammenrollte. Ich hatte wirklich schlimme Blähungen, egal, was ich aß, ich war gestresst und verlor Gewicht. 

Brennende Schmerzen im Unterbauch

Bei Endometriose handelt es sich um Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum der betroffenen Frau, also außerhalb der Gebärmutter. Die Wucherungen sind gutartig, verursachen aber oft massive Schmerzen, meist während der Periode. Außerdem können Unfruchtbarkeit, Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr sowie beim Urinieren, Müdigkeit und Erschöpfung die Folge sein.

Bis zur Diagnose kann es Jahre dauern

Als die Schmerzen bei Andrea immer schlimmer wurden, bat sie ihren Hausarzt um Hilfe. Der äußerte erstmals den Verdacht auf Endometriose. Er gab Andrea Baines eine Broschüre zu dem Thema und schickte sie so wieder ihrer Wege. "Es dauerte nochmal 7/8 Jahre, bis die Erkrankung bei mir ordentlich diagnostiziert wurde".

"Ich lerne, mit dem Schmerz umzugehen"

Seither wurde Andrea mehrfach operiert. "Ich hatte 3 laparoskopische Operationen, bei denen jedes Mal Endo entfernt werden musste und festgestellt wurde, dass meine inneren Organe mit Narbengewebe zusammengeklebt waren. Ich hatte all die Hormone, alle Pillen, alle Schmerzmittel und Behandlungen, die mich in einen Zustand chemischer Wechseljahre versetzten. Alle mit unterschiedlichem Erfolg. Heute lerne ich nur, mit meinen Schmerzen umzugehen und über meine nächsten Schritte nachzudenken".

"Ich wollte meinen Schmerz sichtbar machen"

Die Idee zu dem Fotoprojekt entstand, als Andrea einen Make-up-Kurs der Cassie Loma-Akademie besuchte und die Aufgabe bekam, ein Fotoshooting zu einem Thema zu organisieren, dass ihrer Ansicht nach Aufmerksamkeit verdient. "Ich wusste sofort, dass ich etwas zu Endometriose machen wollte. Also suchte ich mir ein Model, das ebenfalls Endo hat, und ließ meiner Kreativität freien Lauf, um meinen Schmerz sichtbar zu machen. Es ist so wichtig, Endo sichtbar zu machen, denn es ist eine unsichtbare Qual.

Du kannst innerlich so sehr leiden, während du äußerlich ganz normal aussiehst.

Es ist Andreas großer Wunsch, Endometriose bekannter zu machen. "Viele wissen nichts über diese Krankheit, obwohl so viele davon betroffen sind. Viele Ärzte haben wenig Ahnung davon. Darum kannst du dich wirklich isoliert und völlig alleine damit fühlen. Mithilfe von Social Media Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, kann dabei helfen, den Leuten Wissen zu Endometriose zu vermitteln und mehr Verständnis und Empathie für all jene zu entwickeln, die in Stille leiden".

Die große Resonanz auf ihre Bilder hat Andrea dennoch überrascht: "Ich habe so viele Reaktionen aus der ganzen Welt bekommen. Selbst Gynäkolog*innen haben mir geschrieben und sich dafür bedankt, dass ich sichtbar mache, was ihre Patientinnen fühlen".

"Akzeptiere keine schlechte Behandlung"

All die Aufmerksamkeit möchte Andrea sehr gerne nutzen, um anderen Betroffenen mit ihren Erfahrungen zu helfen. "Dies sind meine Tipps: Akzeptiere keine schlechte Behandlung durch Mediziner. Du kennst deinen Körper. Mach Druck, fordere Antworten, fordere Behandlungen, fordere einen Behandlungsplan. Fühl dich nicht schuldig dafür, eine Krankheit zu haben, die manchmal nicht zu 100 Prozent operiert werden kann. Du musst auf deinen Körper hören und dir Ruhe gönnen, wenn du es brauchst".

Fallback-Bild
© Ellie Kammer/Instagram/Henry Thong/Those Creatives

Außerdem empfiehlt Andrea, das Gespräch zu suchen: "Sprich über Endometriose! Sprich mit Freunden, deiner Familie, Fremden im Internet! Je mehr du darüber sprichst, umso besser wirst du dich fühlen. Es ist nicht gut, alle Sorgen für sich zu behalten. Du wirst so viele Menschen finden, die dich verstehen können. Und jedes Mal, wenn du dich jemandem öffnest, der noch nie von Endo gehört hat, schaffst du Aufmerksamkeit und machst es den Leuten schwerer, uns zu ignorieren".

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