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Corona aktuell Sollte man Kinder impfen? Vor- und Nachteile im Check

Corona aktuell: Kind wird geimpft
© Ira Lichi / Shutterstock
Ist es sinnvoll, Kinder gegen Corona zu impfen? Wir erklären die Vor-und Nachteile in einer Übersicht.

Wenn man sich die Frage stellt, ob man Kinder gegen Corona impfen sollte, bekommt man bisher unterschiedliche Antworten – je nachdem, ob man Experten, Politiker oder die Ständige Impfkommission (STIKO) fragt. Wie der Spiegel berichtet, hält die STIKO beispielsweise die Datenlage zu möglichen Nebenwirkungen einer Coronaimpfung bei Kindern noch für zu gering, um sich für eine Impfung auszusprechen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält eine Impfung von Kindern mit Blick auf den Beginn des neuen Schuljahres hingegen für nötig.

Mögliche Vorteile einer Impfung im Check

Oft werden diese Vorteile einer Impfung von Kindern gegen Covid-genannt. Was dahintersteckt, erklären wir hier.

1. Schutz vor Long-Covid und PIMS

Wie taz.de berichtet, leiden laut dem Virologen Christian Drosten inzwischen viele erkrankte Kinder auch am sogenannten Long-Covid. Demnach haben etwa 4,5 Prozent der Betroffenen auch nach einem milden Krankheitsverlauf noch nach einem Monat mit Symptomen wie Geruchs- und Geschmacksverlust sowie Müdigkeit zu kämpfen. Außerdem trete der Statistik zufolge inzwischen bei einem von einigen 1000 Kindern auch das Multisystemische Entzündungssyndrom PIMS nach einer Infektion auf. Diese Erkrankung kann einen schweren Verlauf haben und bis zu sechs Monate anhalten. Drosten sagte, er würde sein Kind impfen lassen.

2. Herdenimmunität ohne Kinder nicht erreichbar

Christian Drosten leitete eine Studie, laut der Kinder und Jugendliche genauso ansteckend sind wie Erwachsene. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, sei es daher unumgänglich, die Kinder einzurechnen. Allerdings möchte ihm hier nicht jeder Experte zustimmen. Der Kinder- und Jugendmediziner David Martin beispielsweise steht der Impfung bei Kindern generell eher skeptisch gegenüber und sagte laut Frankfurter Rundschau, eine absolute Herdenimmunität sei ohnehin kaum zu erreichen. Stattdessen müsse man eine sogenannte relative Herdenimmunität erreichen, um die Intensivstationen zu entlasten. Und das sei auch ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen möglich.

Mögliche Nachteile einer Impfung

Kritiker argumentieren wie folgt gegen eine Impfung bei Kindern und Jugendlichen:

1. Ja, Kinder erkranken – aber selten schwer

Dass Kinder ebenso am Coronavirus erkranken können wie Erwachsene, ist bekannt. Aber nur in Einzelfällen nimmt die Erkrankung einen tatsächlich schwerwiegenden Verlauf – etwa 0,01 Prozent der bekannten infizierten Kinder mussten in Deutschland intensivmedizinisch betreut werden. Zwei erkrankte Kinder, das entspricht 0,001 Prozent, verstarben. Bei beiden waren allerdings Vorerkrankungen bekannt. PIMS tritt verhältnismäßig sehr selten auf, über Long-Covid-Fälle ist bei Kindern bisher zu wenig bekannt, um das Risiko einschätzen zu können. Und: Ob eine Impfung Kinder und Jugendliche vor diesen Folgeerkrankungen schützen kann, weiß man schlicht noch nicht.

2. Die Datenmenge ist zu gering für eine Einschätzung

Die STIKO stützt sich bei ihrer Einschätzung auf bisher vorliegende Studien der Impfhersteller. Beispielsweise testete das Unternehmen Moderna seinen Impfstoff bisher an etwas mehr als 3000 Kindern und Jugendlichen, bei BioNTech sind es laut Untersuchung bisher etwa 1100 Jugendliche. Die Nachbeobachtung nach Ende der Studie lag bei zwei bis drei Monaten. Ausgehend von den bisher bekannten Erfahrungen mit den Impfstoffen könne man aber erst bei breiterer Anwendung des jeweiligen Impfstoffes und mit ausreichend zeitlichem Abstand beurteilen, welche Nebenwirkungen in welchem Ausmaß auftreten können. Für Erwachsene, die schwerer erkranken können und häufiger versterben, müsse man dieses Risiko eingehen, bei Kindern und Jugendlichen sollte man es aber besonders sorgsam prüfen.

Entscheidung soll Eltern überlassen werden

Schon in einigen Tagen könnte die Europäische Arzneimittelbehörde das Impfmittel von BioNTech/Pfizer für Kinder zwischen 12 und 15 mit bestimmen Vorerkrankungen zulassen. Bundesgesundheitsministerien Spahn möchte den entsprechenden Kindern dann auch bis August ein Impf-Angebot machen. Er machte deutlich, dass die Aussagen der STIKO lediglich eine Empfehlung seien. Ob tatsächlich geimpft wird, können Eltern und Kinder selbst entscheiden – es werde demnach keine Impfpflicht für einen Schulbesuch geben.

verwendete Quellen: taz.de, spiegel.de, Frankfurter Rundschau

Brigitte

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