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Corona aktuell: Ist man nach einer Erkrankung immun?

Corona aktuell: Desinfektionsmittel
© Maridav / Shutterstock
Es erkranken immer noch Tag für Tag viele Menschen an Corona. Aber wird man gegen die Infektion immun, wenn man sie einmal durchgemacht hat? Wir haben einen Arzt gefragt.

Noch immer hält das Coronavirus die Welt in Atem. Und obwohl Wissenschaftler den Erreger nach und nach besser verstehen, gibt uns das Virus immer noch viele Rätsel auf. Viele Experten hatten die Hoffnung, dass Patienten nach einer überstandenen Infektion zumindest für eine gewisse Zeit eine Immunität gegen das Coronavirus entwickeln.

Patienten in Südkorea erneut erkrankt

Doch neue Berichte aus Südkorea lassen vermuten, dass diese Hoffnung nicht erfüllt wird: Die südkoreanische Seuchenschutzbehörde KCDC teilte mit, dass 91 Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, nach einem ersten negativen Ergebnis erneut positiv auf die Infektion getestet wurden. Gibt es also keine Chance auf eine Immunität nach überstandener Erkrankung? Wir haben Prof. Dr. Thomas Löscher dazu befragt.

Prof. Löscher, wie schätzen Sie die Neuigkeiten aus Südkorea ein?

"Die bisher veröffentlichten Arbeiten zum erneuten Nachweis von SARS-CoV-2 bei bereits wieder gesunden bzw. aus der Klinik entlassenen Patienten zeigten nach wenigen Tagen bis zwei Wochen einen erneut positiven PCR-Test (molekularbiologischer Nachweis von RNS, der Erbsubstanz des Virus). Meist handelte es sich um jüngere Patienten, die nicht schwer erkrankt waren und die zum Zeitpunkt der erneut positiven PCR in der Mehrzahl gesund waren oder leichtere Symptome aufwiesen, die nicht eindeutig einer erneuten COVID-19-Erkrankung zuzuordnen waren."

Der Experte betont, dass noch keine näheren Daten zu den Fällen vorliegen. "Das KCDC und die WHO sind dabei, das weiter abzuklären (z.B. durch Vergleich von Isolaten oder zumindest PCR-Sequenzen des erstmaligem und des erneutem Virusnachweises). Das ist natürlich enorm wichtig, da die meisten Experten bislang von einer Immunität nach überstandener Erkrankung ausgegangen sind."

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PCR gilt als sehr sensibel

Allerdings sei es auch nicht das erste Mal, dass es zu Diskrepanzen bei den Testergebnissen kommt, wie Prof. Löscher sagt. Denn die PCR sei ein sehr empfindliches Verfahren, das bereits sehr geringe Virenmengen nachweisen kann. Und der Arzt gibt noch etwas zu bedenken:

"Zudem sagt eine positive PCR nichts darüber aus, ob die Viren (noch) infektionstüchtig sind. Das ist nur möglich mittels der relativ aufwändigen Isolierung in der Zellkultur (kein Routineverfahren). So waren die in Deutschland im Verlauf mittels Zellkultur untersuchten Patienten wenige Tage nach Abklingen der Erkrankung nicht mehr infektiös, während die PCR oft noch länger (bis zu mehr als 14 Tagen) positiv war."

Prof. Löscher, vielen Dank für das Gespräch!

KDCD vermutet Reaktivierung des Virus

Das KDCD vermutet, dass die Infektion bei den wieder erkrankten Patienten reaktiviert worden sei – das heißt, die Infektionserreger verbleiben im Körper des Betroffenen und brechen manchmal aus, ähnlich, wie man es von Herpesviren kennt. Ob das tatsächlich der Grund für das Wiederauftreten des Coronavirus bei den zuvor genesenen Patienten ist, ist aber noch nicht belegt.

Klar ist: Diese neuen Entwicklungen zeigen, dass wir noch immer zu wenig über das Coronavirus wissen und man nicht genau sagen kann, ob eine schnelle Immunisierung der Bevölkerung wahrscheinlich ist. Nach wie vor sollten wir vor allem darauf setzen, uns gar nicht erst anzustecken.

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