Fünf Kandidatinnen, die wir besonders bemerkenswert finden, haben wir hier zur Wahl gestellt. Die meisten von ihnen wirkten bislang eher im Hintergrund; was sie bewegen, finden wir aber so wichtig, dass unbedingt mehr Menschen davon erfahren sollten. Wie geht es nun weiter? Bis zum 5. Juni konntet ihr hier eure persönliche Favoritin für die Shero-Kategorie des BRIGITTE Awards wählen. Bei der Preisverleihung in Berlin am 26. September wird dann bekannt gegeben, wer die meisten Stimmen erhalten hat – und auch, wer in den vier anderen Kategorien des BRIGITTE Awards gewonnen hat.
Diese Frauen standen in der Kategorie “Shero” zur Wahl
Klimaaktivistin, #ReclaimTikTok
Eigentlich ist Magdalena Hess Klimaaktivistin und Akteurin bei „Fridays For Future“. Nach den Correctiv-Enthüllungen über das Treffen radikaler Rechter in Potsdam war die angehende Historikerin und Politologin aber auch eine treibende Kraft hinter der Organisation der vielen Demonstrationen, bei denen im Frühjahr Hunderttausende in ganz Deutschland für Demokratie auf die Straße gingen. Und sie gründete die Kampagne #ReclaimTikTok mit – als Gegenpol zu rechtsextremen Inhalten im Netz. Für Magdalena Hess schließt sich damit ein Kreis, denn sie findet: Ohne Demokratie ist Klimaschutz unmöglich.
Aktivistin für die Ukraine
„Schaut nicht weg!“ Diesen Satz hat sich Natalia Perova zur Lebensaufgabe gemacht. Vor zwei Jahren gründete sie „Vilni_de_ua“, eine Aktivistinnengruppe, die über die Ukraine aufklären will. Seither gehen die Frauen dreimal in der Woche in Hamburg auf die Straße und reißen die Menschen mit ihren fantasievollen, faktenreichen und oft zu Tränen rührenden Aktionen aus ihrem Alltag – so wie es der 43-jährigen Diplombetriebswirtin selbst ergangen ist, als sie 2022 mit ihrer Tochter vor dem Krieg aus Odessa floh. „Freiheit und Selbstbestimmung sind keine Selbstverständlichkeit, sondern ein wertvolles Gut, um das es sich zu kämpfen lohnt“, sagt Natalia Perova. Unermüdlich zeigt sie uns: Dieser Kampf geht alle an.
Verein Zweitzeugen
Einmal blieb Katharina Müller-Spirawski bei einer ihrer Schul-Veranstaltungen fast das Herz stehen: als nämlich ein kleiner Junge die Holocaust-Überlebende Erna de Vries fragte, was eine Gaskammer sei. Doch die alte Dame fand die Frage völlig legitim: Solche Fragen müssten und dürften von Kindern gestellt werden! Und damit die Antworten nicht in Vergessenheit geraten, hat Müller-Spirawski zusammen mit Ruth-Anne Damm und Sarah Hüttenberend den Verein „Zweitzeugen e. V.“ gegründet, der sich des nachhaltigen Gedenkens an den Holocaust annimmt. Die drei interviewen Zeitzeug*innen und bereiten die Interviews pädagogisch-fachlich auf. Damit gehen sie in Schulen, Betriebe, Sportvereine und führen ein- bis mehrtägige Workshops zur Lebensgeschichte der Holocaust-Überlebenden durch. So werden die Menschen auf eine sehr persönliche Art für dieses so wichtige Thema sensibilisiert.
Künstlerin
Claudia Seidensticker ist bildende Künstlerin und Initiatorin des Vereins KRASS, mit ihm möchte sie Kindern und Jugendlichen Kunst und Kultur näherbringen. Seit 15 Jahren fährt sie dafür regelmäßig in Düsseldorfer Stadtteile, in denen benachteiligte Kinder leben, in einem mobilen Atelier bietet sie kostenlos und ohne Anmeldung Workshops mit Künstler*innen und Ehrenamtlichen an. Die Idee entstand 2009, nach einem Verkehrsunfall mit bleibender Behinderung. Seidensticker richtete danach ihr Leben neu aus und gründete KRASS. Heute gibt es den Verein auch in anderen Städten.
Afghanischer Frauenverein
Homa Abass findet: „Frauen sind die Zukunft Afghanistans.“ Deshalb engagiert sich die Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins e. V. für bessere Lebensumstände von Frauen und Kindern in Afghanistan. 1980, mit 15, verließ sie Kabul, gründete 1992 den Verein mit, der nun mit 21 Hilfsprojekten über 200.000 Mädchen und Frauen versorgt, finanziert durch Spenden. Dass er noch vor Ort arbeiten kann, gewährleisten die Kontakte der Mitarbeitenden zu den Dorfältesten, die mit den Taliban verhandeln. Der Verein sei stets politisch, religiös und ethnisch neutral, betont sie.
Die Nominierten der anderen vier Kategorien („Impulsgeberin“, „Klartexterin“, „Vordenkerin“ und „Next Generation“) stellen wir euch ebenfalls in diesem Award-Special vor. Im Juni wählt unsere prominent besetzte Jury aus diesen Frauen vier Siegerinnen. Doch auch viele der weiteren Shero-Einreichungen haben uns beeindruckt. Das Einverständnis der vorgeschlagenen Frauen vorausgesetzt, werden wir euch die eine oder andere schon bald im Heft oder auf brigitte.de vorstellen.