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Versicherungen im Alter Welche Versicherungen brauche ich für den Ruhestand?

Versicherung im Alter: Frau läuft am Strand
© Ditty_about_summer / Shutterstock
Einige Policen sind Pflicht, andere wichtig für die Absicherung, von manchen sollte man sich trennen. Finanzexpertin Helma Sick berät im dritten und letzten Teil der BRIGITTE WIR-Serie „Mehr Geld im Alter“ zu Versicherungen, die im Ruhestand Sinn machen

Das muss sein:1. Krankenversicherung

Jeder Mensch in Deutschland muss krankenversichert sein, privat oder gesetzlich. Mit der Rente sollten Sie von Ihrer Kasse überprüfen lassen, ob Sie in die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) wechseln können. Ein großer Vorteil dieser Versicherung: Auf zusätzliche Einkünfte wie Miete, Privatrente oder Aktiengewinne sind keine Kassenbeiträge zu zahlen.

2. Pflegeversicherung

Menschen, die gesetzlich krankenversichert sind, werden automatisch Mitglieder der Pflegekasse. Anders als Angestellte tragen Rentner ihre Beiträge allerdings in voller Höhe selbst. Außerdem: Wer kinderlos ist und nach 1940 geboren wurde, zahlt einen Zuschlag von 0,25 Prozent. Und wer einen privaten Krankenschutz hat, muss auch eine private Pflegeversicherung abschließen. Die Beiträge richten sich dabei nach Gesundheitszustand und Lebensalter.

3. KFZ-Haftpflicht

Darum kommt man nicht herum, außerdem werden Autofahrer ab 65 auch noch mit deutlich höheren Beiträgen zur Kasse gebeten, selbst wenn sie Jahrzehnte unfallfrei gefahren sind. Bereits vor der Rente sollten Sie daher Angebote vergleichen, mit Ihrer Versicherung dealen, eventuell wechseln. Vor allem weit fahrende Berufspendler sollten mit Renteneintritt nach einem günstigeren Tarif fragen, denn viele Versicherer senken den Beitrag, wenn Sie weniger fahren. Auch wenn nur noch ein Ehepartner hinterm Steuer sitzt, senkt das die Kosten.

Viele Anbieter senken den Kfz-Beitrag um bis zu zehn Prozent, wenn Sie nach Renteneintritt weniger fahren

Die braucht man:1. Privathaftpflicht

Pflicht ist sie zwar nicht, doch sollte jeder eine haben! Schließlich haften wir in unbegrenzter Höhe für alle Schäden, die wir Menschen oder ihrem Eigentum zufügen. Die Deckungssumme sollte daher mindestens fünf Millionen Euro, besser noch zehn Millionen Euro betragen, ein finanzieller Ruin wird aller Voraussicht nach dann nicht drohen. Mit Renteneintritt sollten Sie überprüfen, ob noch die ganze Familie mitversichert ist - und Ihre Versicherung aktualisieren. Wer inzwischen allein lebt, kann auf den Single-Tarif umstellen, manche Gesellschaften bieten günstige Tarife für Senioren - vor neuem Vertragsabschluss zu vergleichen, lohnt also.

2. Tierhalter-Haftpflicht

Kleine Lieblinge wie Kaninchen oder Katze sind über die private Haftpflichtversicherung mitversichert. Nennen Sie jedoch Hund oder Pferd Ihr Eigen, ist eine Tierhalter-Haftpflicht wichtig: Was auch immer die Tiere anrichten - Sie haften mit Ihrem gesamten Vermögen für den Schaden! In einigen Bundesländern ist eine Hundehaftplicht inzwischen gesetzlich vorgeschrieben, nämlich in Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. In allen anderen Bundesländern gilt diese Haftpflicht nur für sogenannte „gefährliche“ Hunderassen. Keine Vorschriften macht bisher nur Mecklenburg-Vorpommern. Wichtig zu wissen: Verletzt ein Hund ein Familienmitglied, muss die Hundehaftpflichtversicherung kein Schmerzensgeld zahlen, denn Familienmitglieder haben rechtlich gesehen denselben Status wie der Hundehalter.

3. Wohngebäude-Versicherung

Sie sollte ein MUSS sein für Immobilienbesitzer. Deckt ein Sturm das Dach ab, brennt das Haus nach einem Blitzschlag nieder oder setzt eine kaputte Leitung Keller und Erdgeschoss unter Wasser, federt dieser Versicherungsschutz die finanziellen Folgen ab. Sie kann dem persönlichen Bedarf angepasst werden – in einer Stadt wie Hamburg lohnt sich z. B. der Einbezug von Graffitischäden. Auch das Auslaufen von Aquarium oder Wasserbett kann teuer kommen.

Das macht Sinn:1. Pflegezusatzversicherung

2015 waren in Deutschland 2,86 Millionen Menschen pflegebedürftig, und die Zahl steigt. Wer zum Pflegefall wird, kann sich ziemlich sicher sein, dass die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht ausreichen werden, um die Kosten für Heim oder häusliche Pflege zu decken. Experten raten: Am besten sollte jeder ab dem 50. Lebensjahr eine private Pflegezusatzversicherung abschließen. Lassen Sie sich beraten, welche der drei Varianten (Pflegekosten-, Pflegetagegeld-, Pflegerentenversicherung) für Sie geeignet ist.

TIPP: Wer so lange wie möglich im Alter zu Hause leben möchte, sollte eine Zusatzversicherung mit hoher Leistung bei ambulanter Pflege abschließen. Bei einem plötzlich auftretenden Pflegefall kann keine Pflegeversicherung mehr abgeschlossen werden. Besser also: vorsorgen!

2. Zahnzusatz

In jedem Fall lohnend! Denn die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für Zahnersatz nur einen kleinen Kostenzuschuss. Wer ein hochwertiges Gebiss oder Zahnersatz haben möchte, muss kräftig zuzahlen. Die Zusatzversicherung übernimmt, je nach Tarif, einen Teil oder einen beträchtlichen Teil der Zahnarztrechnung.

3. Auslandsreise

Generell sind Sie im EU-Ausland und in Ländern, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen geschlossen hat, durch Ihre Krankenversicherung geschützt. Allerdings übernimmt die gesetzliche Krankenkasse hier nicht immer alle Behandlungskosten. Für Reisen außerhalb der EU, nach Amerika etwa, bietet Ihnen die gesetzliche Kasse keinen Schutz. Und zahlt auch nicht für einen teuren Rücktransport ins Heimatland, wenn das nötig wäre. Eine Auslandskrankenversicherung kann Ihnen enorm hohe Kosten ersparen, sie ist nicht mal teuer: Meist kommen Reisefreudige mit weniger als zehn Euro im Jahr aus. Auch für diejenigen, die privat versichert sind, ist der Abschluss einer Auslandspolice sinnvoll, wenn die Kasse laut Vertrag keine Kosten für den Rücktransport übernimmt.

4. Krankenhauszusatz

Sie ist allen zu empfehlen, die sich bei einem Klinikaufenthalt ein Einzel- oder Zweibettzimmer wünschen und außerdem eine privatärztliche Behandlung.

5. Hausrat

Sie springt ein bei: Diebstahl, Wasserschaden, Feuer, Sturm und Hagel. Und ist ratsam, wenn Sie teuer eingerichtet sind - Kunstgegenstände, Schmuck oder Antiquitäten müssen meist extra versichert werden. Wer im Alter in eine kleinere Wohnung zieht und zuvor Wertvolles verschenkt oder verkauft, sollte das dem Versicherer mitteilen. Der Beitrag wird dann neu berechnet. WICHTIG: Eine Glasversicherung brauchen Sie nur dann, wenn Sie großflächige, teure Fenster haben.

6. Unfall

Nicht nur für sportliche Senioren ein sinnvoller Schutz - die meisten Unfälle passieren schließlich bei der Hausarbeit. Bestehende Verträge sollten mit Renteneintritt also fortgeführt werden. Doch enden manche Policen ab einem bestimmten Alter. Es gibt sogar Anbieter, die Menschen ab 65 oder 70 nicht mehr weiter oder neu versichern. Doch der Abschluss einer Senioren-Unfallversicherung ist bis 75, bei einigen Anbietern selbst darüber hinaus möglich. Die Police sollte laut Vertrag Hilfen im Haushalt und bei der Pflege einschließen, sogenannte „Assistance-Leistungen“. Nicht alle Anbieter übernehmen die Kosten automatisch - einige organisieren nur Hilfeleistungen. Ihren Vertrag sollten Sie daher genau lesen.

7. Dread-Disease-Versicherung

Eben noch unbeschwert, plötzlich die Diagnose Krebs, Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenversagen ... Eine schwere Erkrankung kann auch finanziell völlig aus der Bahn werfen, denn die Krankenkasse übernimmt so gut wie nie alle medizinischen Möglichkeiten. Mit dieser Police kann man sich mehr leisten. Ausgezahlt wird die Leistung als Einmalsumme, auch dann, wenn Sie trotz Erkrankung weiterarbeiten können. Wie Sie das Kapital einsetzen, steht Ihnen frei - ob für bessere Behandlungen, behindertengerechte Umbauten oder Vorkehrungen für Partner und Familie. Im Idealfall ist dieser Schutz bereits in jüngeren Jahren abgeschlossen worden - möglich ist ein Vertrag bis zum 69. Lebensjahr, danach nimmt Sie kein Versicherer mehr.

Was ist mit...1. Sterbegeld

Diese Police ist teuer (hohe Abschlusskosten) und bringt wenig (niedrige Zinsen!). Besser ist ein Fondssparplan, um Geld fürs Ende anzusparen. Bei vielen Fonds kann man schon ab 25 Euro monatlich einzahlen.

2. Private Rentenversicherung

Macht Sinn, wenn aus Erbschaft oder Hausverkauf ein größerer Betrag zur Verfügung steht. Er kann in eine private Rentenversicherung eingezahlt werden, mit dem Ziel sofort (Sofortrente) oder in einigen Jahren (aufgeschobene Rente) eine monatliche Rente zu erhalten. Diese Rente wird lebenslang gezahlt - und nur geringfügig besteuert. Private Rentenversicherungen können bis ins hohe Alter abgeschlossen werden.

Brigitte WIR 03/2018

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