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Nicole Just: Planung ist das A&O bei einer veganen Ernährung

Nicole Just: Porträt
© Tim Wendrich
Nicole Just stieg vor zehn Jahren von jetzt auf gleich auf eine vegane Ernährung um und bloggt darüber seit neun Jahren. Auf dem BRIGITTE Academy Balance-Day erzählt sie, wie vegane Ernährung alltagstauglich wird und wir haben sie gefragt, welche gesundheitlichen Vorteile eine vegane Ernährung hat.

Stell Dich doch einmal kurz vor!
Ich bin vegane Ernährungsberaterin und Bloggerin mit der Leidenschaft für Veganismus. Mittlerweile habe ich schon sieben Kochbücher geschrieben, gebe Kochkurse, entwickle Rezepte und koche auch im deutschen Fernsehen. 

Wie bist Du dazu gekommen dich vegan zu ernähren?
Ich bin von jetzt auf gleich umgestiegen. Eigentlich komme ich aus einer Metzgerfamilie und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wo das Fleisch eigentlich herkommt. In meinen Zwanzigern bin ich dann auf den Veganismus gestoßen, habe intensiv recherchiert, Reportagen geschaut und eine Veganerin kennengelernt, bis ich dann gemerkt habe, dass das so nicht mehr tragbar für mich ist. Schnell habe ich leckere Alternativen gefunden, die vegane Ernährung ausprobiert und bin dann dabei geblieben. Das ist jetzt mittlerweile 10 Jahre her. 

Sich vegan zu ernähren ist eine Sache – du bist aber noch einen Schritt weiter gegangen und hast dich beruflich darauf spezialisiert. Wie kam das?
Nachdem ich mich intensiv mit einer rein pflanzlichen Ernährungsweise beschäftigt habe, entdeckte ich viele tolle Rezepte und Alternativen. Aus ein paar Notizen wurde gleich ein ganzes Rezeptbuch und so habe ich vor neun Jahren meinen Blog gestartet. Kurz darauf ist ein Verlag auf mich aufmerksam geworden und so ist mein erstes Buch „La Veganista“ entstanden. Mittlerweile sind es schon sieben Bücher.

Welche gesundheitlichen Vorteile hat die vegane Ernährung für dich? Ich habe für mich gemerkt, dass ich weniger müde bin und mich nach dem Essen nicht aufgebläht oder voll fühle, sondern einfach angenehm satt. Durch Fertigprodukte und tierische Produkte haben sich Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose in unserer Gesellschaft manifestiert. Milch beispielsweise fördert einigen Studien nach Osteoporose, obwohl die Kalziumzufuhr ja eigentlich empfohlen wird. Allerdings wird viel mehr Kalzium abgebaut als zugeführt, sodass die Krankheit eher bedingt wird. Am besten ist also eine gut geplante vollwertige Ernährung aus Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen, wenig pflanzliche Ölen und einem großen Teil Obst und Gemüse. Das tut nicht nur der Gesundheit gut, sondern auch der schlanken Linie. 

Vegane Ernährung scheint oft so kostspielig. Hast du Tipps, wie eine gesunde ausgewogene Ernährung genauso preiswert wird wie eine normale? 
Als ich angefangen habe, mich vegan zu ernähren, habe ich gedacht: Was esse ich denn jetzt? Aber genauso viele Lebensmittel, die wegfallen, kommen auch hinzu. Das Einkaufsverhalten ändert sich natürlich, aber eigentlich ist die vegane Küche günstig, da sie hauptsächlich aus Gemüse und Obst besteht. Man wird nur durch die Abteilungen im Supermarkt abgeschreckt, in denen es dann besondere Produkte gibt, die sehr teuer sind. Zum Beispiel zählt pflanzliche Milch nicht als Grundnahrungsmittel, weshalb sie mit 19% besteuert wird und Kuhmilch nur mit 7% - ich hoffe, das ändert sich noch.

Hast du Tipps für gute Ersatzprodukte für Eier, Milchprodukte und Co. & wenn ja, welche?
Die Funktionen von Eiern in Rezepten sind sehr unterschiedlich. Ein richtiges Ersatzprodukt gibt es nicht, aber jede der Funktionen können andere Lebensmittel ganz leicht übernehmen: Beim Backen sorgen Eier vor allem für einen lockeren Teig, für den man genauso gut Sprudelwasser und etwas mehr Backpulver verwenden kann. Um Eiweiß zu ersetzen, kann man Kichererbsenwasser benutzen, dass sich in stark heruntergekühlter Form wie Eischnee aufschlagen lässt. Der Geschmack von Eiern lässt sich ebenfalls pflanzlich herstellen. Wenn ich Rührei mache, benutze ich unterschiedliche Tofusorten und ein indisches Schwefelsalz aus der Ayurveda „Kala namak“, das riecht und schmeckt wie Ei. Für Milch gibt es tolle pflanzliche Alternativen wie Hafer- oder Mandelmilch und Tofu ersetzt Fleisch problemlos.

Wie schaffst du es auch im stressigen Alltag und auf Reisen deine vegane Ernährung einzuhalten?
Planung ist das A & O – das gilt auch in unstressigen Zeiten. Ich empfehle immer einen Speiseplan zu machen. Das scheint zwar erst aufwendig, aber wenn er erstmal steht, muss man sich nicht mehr spontan überlegen, was man abends essen möchte und was man dafür noch einkaufen muss. Auf Reisen greife ich gern auf Apps zurück, die vegane Restaurants anzeigen und informiere mich im Voraus schon. Wenn es gar keine Möglichkeiten gibt, koche ich auch schon mal für eine kurze Reise vor oder gehe in Bioläden oder Drogeriemärkte – irgendwie klappt es immer.

Wie ich gehört habe, kochst Du nicht nur leidenschaftlich gern, sondern baust auch dein eigenes Gemüse an. Wie funktioniert das so mitten in Berlin?
Ich behaupte mal das klappt in fast jeder Großstadt. Ich habe ein Stück Mietacker gepachtet, auf dem ich mit anderen Hobbybauern mein eigenes Gemüse anbaue. Dieses Jahr wollen wir aber selbst richtig auf’s Land ziehen und dann in größerem Stil selbst anbauen. Es ist wirklich ein großer Luxus, wenn man weiß, wo die Lebensmittel herkommen.

Was ist dein absolutes Lieblingsrezept?
Puh, schwere Frage, ich esse vieles so gern! Da ja momentan noch Winter ist, mache ich mir gern Rahmwirsing mit Räuchertofu, Zitrone und veganer Sahnesauce. Die Sahnesauce lässt sich ganz leicht aus Cashewmousse, Brühe und Weißwein herstellen, schmeckt genau wie richtige Sahnesauce und ist eine gesunde Alternative.

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