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Winzerin, Rolemodel und Instagrammerin: Juliane Eller von JUWEL-Weine

Juliane Eller: Frau mit Kapuze
© JUWEL Weine
Mit 23 Jahren stieg Juliane Eller als Winzerin in das Unternehmen ihrer Eltern ein. Sie gründete ihre eigene Wein-Marke JUWEL-Weine, übernahm bald den ganzen Betrieb und krempelte die Produktion auf Nachhaltigkeit und Handarbeit um. Inzwischen verkauft sie ihre Weine in die ganze Welt und zeigt, wie unkonventionell Wein sein kann. Wie sie das geschafft hat und was ihr Erfolg mit Instagram zu tun hat, verrät sie uns im Interview.

Liebe Juliane, du bist zwar auf einem Weingut aufgewachsen, wolltest aber nie Winzerin werden, weil du dir nicht vorstellen konntest, dass Frauen diese körperliche Arbeit schaffen. Wie kann das sein?
Damals kannte ich kaum Frauen, die Winzerinnen waren und hatte deshalb kein weibliches Vorbild. Es gab männliche Winzer, die ich für ihre Arbeit bewundert habe. Ich hatte großen Respekt vor dem Business.

Was hat dich dann doch überzeugt?
Ich habe ein Praktikum in einem anderen Weingut gemacht und da gesehen, wie anders man so einen Betrieb gestalten kann. Da wusste ich: Das will ich auch und habe angefangen, Weinbau und Oenologie zu studieren. 

Du hast dann ein ganzes Familienunternehmen übernommen. Warst du dir der Ausmaße, die da auf dich zukommen, bewusst?
Nee, gar nicht. Ich habe mir meinen Job etwas idyllischer vorgestellt. Anfangs habe ich meine Eltern mit meinen neuen Ideen nur Nerven und Geld gekostet. Aber dann ist meine eigene Marke echt gut angelaufen, weil sich zu dem Zeitpunkt viele Leute für junge Winzer*Innen und neue Weine interessiert haben. Dann habe ich schnell das Ruder für das ganze Familienunternehmen übernommen und wollte neue Wege in der Weinbranche gehen. 

Wie hast du deine Vision von deiner eigenen Wein-Marke gefunden?
Ich habe mich von vielen Branchen inspirieren lassen, nicht nur innerhalb unserer Weinwelt. So entstand mein Bild von einem jungen, dynamischen Unternehmen. Bloß wie genau ich das umsetzen wollte, wusste ich damals definitiv nicht. Ich hatte diesen Spruch im Kopf, dass man seine Träume als Ziele setzen soll. Aber ich bin eine Macherin und habe aus dem Bauchgefühl einfach losgelegt.

Das klingt wahnsinnig mutig.
Es war gut, dass ich damals so jung war und vieles nicht so ernst genommen habe. Ich habe mir über Risiken oder finanzielle Auswirkungen kaum Gedanken gemacht. 

Wie groß ist dein Unternehmen inzwischen?
Wir haben um die 20 Saisonarbeitskräfte während der Ernte und sieben Festangestellte. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so ein tolles Team hinter mir habe, das genau meine Philosophie versteht und transportiert. Meine Eltern und meine Schwestern sind natürlich auch weiter dabei und meine Oma kocht immer für alle Mittagessen. 

In vielen Familienunternehmen findet gerade ein Generationswechsel statt. Was waren deine größten Herausforderungen?
Dass ich auf einmal die Verantwortung für alles hatte, für jede Konsequenz den Kopf hinhalten musste und Entscheidungen für Investitionen treffen musste, um eine gewisse Qualität zu erzeugen. Ich hatte von alldem ja keine Ahnung, weil ich direkt nach dem Weinbau-Studium in den Betrieb eingestiegen bin. Als ich vor zwei Jahren meine erste Mitarbeiterin eingestellt habe, musste die mir erstmal helfen, eigene Strukturen zu schaffen. 

Nebenbei musstest du dich mit deinem eigenen Wein am Markt etablieren und beweisen …
Die ersten Geschäftsgespräche hatte ich mit Männern, die alle meine Väter hätten sein können. Da muss man von dem, was man macht, schon sehr selbstbewusst und überzeugt sein. Und auch dementsprechend auftreten, sodass erst gar keine Rückfragen aufkommen. 

Wie hast du das geschafft?
Ich bin einfach vom Typ her so. Ich weiß ganz genau, was wir machen, wieviel Herzblut und Handwerk in unserem Produkt steckt, wie penibel wir ein ganzes Jahr auf beste Qualitäten hinarbeiten. Dadurch kann ich sehr selbstbewusst auftreten. Wir gehen einen schwierigen Weg und werden einen langen Atem brauchen. Aber ich bin komplett überzeugt, dass es der einzig richtige Weg ist. 

Wie hast du die Anfangszeit überstanden, als du auf einmal so viel Verantwortung bei so wenig Erfahrung hattest und liefern musstest? Die jahrelange Erfahrung meiner Eltern ist ein wertvolles Gut. Ich kann ja sowohl neue Wege ausprobieren und trotzdem auf den Rat meines Vaters hören. Und ich habe zwei enge Freunde in der Weinbranche, die denselben Weg wie ich schon zehn Jahre früher gegangen sind. Die haben mir viele Ratschläge mit auf den Weg gegeben, wie Erneuerungsprozesse einfacher und unkomplizierter gehen. 

Bist du inzwischen selbst ein Rolemodel für Frauen in der Weinbranche?
Schwierige Frage. Ich nehme das nicht so wahr, weil ich die meiste Zeit hier in unserem schönen Alsheim einfach nur Winzerin bin. Vielleicht habe ich mit meinem Wein ein bisschen die Bahnen aufgebrochen und gezeigt, dass man alles auch anders machen kann. 

Beispielsweise nutzt du Instagram mit mehr als 15.000 Followern auch sehr erfolgreich als Kommunikationsweg.
Ich bekomme immer wieder die Frage gestellt, ob eine Agentur meinen Kanal macht. Aber ich mache das selbst und nehme die Leute ein bisschen mit in den Alltag einer Winzerin. Viele haben gar keine Vorstellung, wie unser Leben aussieht. Deshalb muss hier auch mal meine Oma schnell ein Bild machen und das wird dann hochgeladen. Man könnte Instagram noch viel intensiver machen, aber die Zeit fehlt mir. 

Auf den meisten Fotos bist du selbst zu sehen. Wie fühlt es sich an, Gesicht einer Marke zu sein?
Das habe ich von Anfang an bewusst so gemacht, die Marke und ich sind eins. Aber ich hätte nie gedacht, dass es durch Instagram diese Dimension annimmt, dass die Marke fast nur noch mit meinem Gesicht verbunden wird. Die Aufmerksamkeit ist für mich immer noch ungewohnt. Als Winzerin bin ich immer noch am liebsten bei uns im Weinberg oder im Weinkeller, wo ich nicht mal Internetempfang habe.

Spürst du mit wachsendem Erfolg auch wachsenden Druck?
Total. Wir wachsen ständig, stellen neue Leute ein, denen ich allen am Ende des Monats ein festes Gehalt zahlen muss. Das ist wahnsinnig viel Verantwortung. Und dadurch, dass ich mich als Marke aufgebaut habe, müsste ich mich eigentlich zerreißen, um allen gerecht zu werden. Dieses Jahr habe ich das erste Mal wieder Urlaub gemacht, um die Akkus aufzuladen. 

Hast du Tipps für andere Frauen in Familienunternehmen?
Ich glaube vor allem der Austausch untereinander ist wichtig. Es geht nur gemeinsam. Man sollte sich nicht scheuen, auch mal jemanden zu kontaktieren, den man gar nicht kennt. Ich bin für eine offene und ehrliche Kommunikation. Und man sollte immer ein bisschen auf sein eigenes Bauchgefühl hören, das treibt einen schon in die richtige Richtung. 

Wer ist Teil deines Netzwerkes?
Natürlich einige Kollegen und Kolleginnen. Aber mir ist es auch immer besonders wichtig, dass man über den Tellerrand guckt und viel branchenübergreifend netzwerkt, weil man dabei so viel lernen kann und Erfahrungen aufsaugen kann. Und ich finde es wichtig, dass wir Frauen untereinander vernetzt sind. Mein Unternehmen ist inzwischen sehr weiblich, viele Besucher sind richtig überrascht, wenn sie bei uns auf den Hof kommen und nur Frauen sehen.

Vielen Dank für das Gespräch, Juliane.

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