Ein Vollzeitjob sorgt automatisch für gute Stimmung mit der Familie? Ganz so ein fach ist es natürlich nicht – und doch fällt auf: Die von uns befragten Frauen, die Vollzeit arbeiten, sind mit vielem, etwa mit ihrer Beziehung zu Eltern und Schwiegereltern, ihrer finanziellen Unabhängigkeit oder ihrem Aussehen, zufriedener als Frauen mit Teilzeitjob.
Zum Teil mag das daran liegen, dass viele von ihnen einen höheren Bildungsabschluss haben. Die Chance, einen gut bezahlten und identitätsstiftenden Job zu finden, ist damit groß; so steigt auch die Wahrscheinlichkeit, zufrieden zu sein. Doch speziell Müttern scheint ein Vollzeitjob tatsächlich eine Poleposition zu verschaffen – zumindest in einem Bereich: Deutlich seltener als Mütter mit Teilzeitjob machen sie das Gros der Hausarbeit (41 % vs. 68 %). Und doppelt so oft sagen sie, die CoronaKrise habe die Aufteilung zu Hause fairer gemacht (50 % vs. 23 %). In einem haben die Teilzeit den Vollzeit Frauen allerdings etwas voraus: Mit ihrer WorkLifeBalance sind sie zufriedener. Mehr "Zeit für mich selbst" gibt jede vierte Teilzeitbeschäftigte denn auch als Motiv an, wieso sie den Job reduziert hat.
Der wichtigste Grund ist allerdings „die Haus und Familienarbeit“ (39 %). Zum Vergleich: Männer wechseln fast nie in Teilzeit, weil sie mehr Zeit für Hausarbeit brauchen (12 %). Ihr Hauptmotiv lautet: "Zeit für mich selbst" (34 %).
"Von meiner Rente werde ich nicht leben können"
Dana, 44, arbeitet wegen ihrer Tochter nur in kleiner Teilzeit. Das Mädchen hat Trisomie-21.
„Unsere Zwillinge sind für meinen Mann und mich absolute Wunsch kinder. Daher stand für mich fest: Ich möchte in den ersten Jahren viel Zeit mit ihnen verbringen, ein Halbtagsjob wäre für mich perfekt gewesen. Doch dann kam unsere Tochter mit Trisomie21 zur Welt. Sie musste am Herzen operiert werden, auch heute, mit sieben, braucht sie noch viel Zuwendung. Ich habe nach der Geburt deshalb zwei Jahre pausiert, danach stieg ich mit zwölf Stunden pro Woche als Bürokauffrau wieder ein. In den Hort möchte ich die Kleine einfach nicht geben. Und wir haben auch keine Verwandten, die uns bei der Betreuung unterstützen könnten.
Dass ich aktuell von meinem Mann finanziell abhängig bin, stört mich nicht. Wenn wir unsere Tochter größtenteils selbst betreuen wollen, ist unsere Aufteilung nun mal die sinnvollste Lösung: Als Regionalleiter in einer Personalvermittlung für die Gastronomie verdient mein Mann viel mehr als ich.
Der Gedanke an meine Rente sorgt mich aber schon. Von der allein könnte ich nicht leben. Ich habe zwar noch zwei Lebensversicherungen, musste die Beiträge aber wegen meiner Teilzeit stark reduzieren.
Dazu kommt, dass Corona unser Modell gerade sehr ins Wanken bringt: Erst wurde mir gekündigt. Dann musste mein Mann in Kurzarbeit. Würde er seinen Job verlieren, wäre das katastrophal. Zum Glück habe ich kürzlich wieder eine Stelle gefunden, als Sachbearbeiterin, diesmal 15 Stunden pro Woche. Vielleicht stocke ich die in Zukunft lieber noch etwas auf.“
"MEIN LEBEN, MEIN JOB UND ICH"
Für unsere online-repräsentative Studie füllten 2000 Frauen, Männer und Diverse zwischen 18 und 69 Jahren aus ganz Deutsch- land einen Online-Fragebogen mit 144 Fragen aus. Die Befragung realisierte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos vom 15.10. bis 4.11.2020 im Auftrag von BRIGITTE.
Der BRIGITTE-Talk: Das wollen wir!
Chancen, Zeit, Geld, Macht – die BRIGITTE-Studie zeigt: Von alldem haben Frauen oft weniger als Männer. Woran liegt das? Und wie können wir es ändern? Darüber und über die spannendsten Ergebnisse unserer Studie diskutieren wir am 31.3. um 18.30 Uhr mit Professorin Christiane Funken. Sei dabei! Und sage, was du dir von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wünschst. Die Teilnahme ist kostenlos. Alle Infos zu unserem Online-Talk unter: www.brigitte.de/studie_talk
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