Anzeige

Versicherungen für Kinder – welche sind sinnvoll?

Kind hält sich an Schwimmring fest
© Tomsickova Tatyana / Shutterstock
Für die Sicherheit ihrer Kinder tun Eltern alles - und schließen manchmal auch völlig überflüssige Versicherungen ab. Wir sagen, welche wirklich sinnvoll sind.

Der Nachwuchs ist kaum auf der Welt, da liegen schon die Angebote auf dem Tisch. Krankenhauszusatz-Versicherung, Ambulanz-Plus, Unfall- oder Ausbildungsversicherung: alles für das Neugeborene. Denn nach der Geburt eines Kindes sind Eltern besonders empfänglich - für Begeisterung, aber auch für die Wahrnehmung von Risiken. "Eltern sind vielfach überbesorgt, und Omas und Opas gleich mit", sagt Bianca Boss, Sprecherin beim Bund der Versicherten. Die Versicherungswirtschaft hat sich längst darauf eingestellt und hält viele Angebote bereit – ein boomendes Geschäft. Um es kindgerecht an die besorgten Alten zu bringen, kommen die Assekuranzen gar mit Produkten wie Biene-Maja-Kindervorsorge, Tip-Top-Tabaluga-Rundumpaket oder Fix & Foxi-Geschenkpolice daher. "Die Pakete versprechen eine komfortable Rundum-Versorgung", weiß Boss. Aber rechnet sich das auch? Was du beachten solltest, bevor du einen Vertrag unterschreibst, haben wir hier zusammengestellt. 

Nur gegen die Risiken absichern, die dich ruinieren können

Was alles passieren kann! Im Umgang mit Risiken sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und die Versicherungswirtschaft bietet Policen für jede Eventualität. Für Sehhilfen etwa (die Neugeborene in den seltensten Fällen benötigen). Auch gern angeboten: Geräteversicherungen, etwa eine, die bei Verlust des Handys zahlt. "Rausgeschmissenes Geld", sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW. Denn zum einen wird im Schadenfall nur der Zeitwert ersetzt. Zum anderen ist der Schaden meist überschaubar und lässt sich aus eigener Tasche regulieren. Anders sieht es aus, wenn durch eigenes oder das Verschulden der Kinder andere zu Schaden kommen oder gar zum Pflegefall werden. "Dann geht der finanzielle Schaden schnell in die Millionen", so die Verbraucherschützerin. Eine Privathaftpflicht springt dann ein und ist deshalb für jeden Pflicht - auch ohne Kinder. Die Police ist nicht teuer, ein Rundumschutz für die ganze Familie schon für knapp 60 Euro im Jahr zu haben. Der "Bund der Versicherten" empfiehlt eine Deckungssumme von mindestens fünf Millionen Euro. Kinder unter sieben Jahren gelten übrigens per Gesetz als deliktunfähig und sind nicht automatisch mitversichert. Doch einige Anbieter haben ihre Tarife um den Schutz deliktunfähiger Kinder ergänzt. Achte vor dem Abschluss auf diesen Zusatzschutz! 

Der beste Schutz für das Kind: eine gute Absicherung der Eltern

Alles für das Kind. Was aber, wenn ein Elternteil - oder im schlimmsten Fall beide - durch Krankheit oder Tod als Ernährer ausfällt? Vor dem emotionalen Schmerz schützt keine Versicherung, wohl aber vor den finanziellen Folgen. Bei kleineren Kindern werden Betreuungskosten entstehen; auch soll genug Geld für eine gute Ausbildung bleiben. Die Risikolebensversicherung ist deshalb für junge Familien (und auch für Alleinerziehende) eine der wichtigsten Versicherungen. Die Police ist günstig zu haben und sichert die Hinterbliebenen im Todesfall finanziell ab. Die Versicherungssumme sollte das Drei- bis Fünffache des Jahresbruttoeinkommens betragen, die Laufzeit mindestens bis zur Volljährigkeit der Kinder gehen. Wenn noch ein Kredit für die Immobilie abbezahlt werden muss, macht es Sinn, die Versicherung bis zur voraussichtlichen Tilgung der Schuld laufen zu lassen. "Vor dem Abschluss sollten Versicherungsnehmer darauf achten, dass eine Nachversicherungsgarantie besteht, die Versicherungssumme also ohne erneute Gesundheitsprüfung aufgestockt werden kann", rät Verbraucherschützerin Weidenbach.

Die Preise für gleiche Leistungen variieren in der Risiko-LV enorm. 

Deshalb unbedingt Angebote vergleichen! Wichtig für die Eltern ist auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), die in jungen Jahren abgeschlossen werden sollte. Sie zahlt, wenn der Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausgeübt werden kann. Die gesetzliche Absicherung ist bei Weitem nicht ausreichend - bei Berufsunfähigkeit des Hauptverdieners droht ohne private Absicherung schnell der soziale Abstieg der ganzen Familie. Auch bei dieser Police gilt: auf die Nachversicherungsgarantie achten und Angebote vergleichen! 

Risikoschutz und Vermögensaufbau trennen

Ob Ausbildungsversicherungen oder Rundum-Pakete: Die Kombination von Risikoschutz und Sparen ist nicht nur für Eltern, sondern auch für Großeltern verlockend. Empfehlenswert ist sie nicht. "Hinter den Angeboten verbergen sich meistens klassische Lebensversicherungen", sagt Bianca Boss. Das heißt: Die Kosten sind hoch, der Sparanteil ist niedrig. Und nur der wird verzinst - im derzeitigen Zinstief mit mageren 0,9 Prozent Garantiezins. "Unterm Strich rechnet sich das nicht", so ihr Fazit. Ihre Empfehlung: "Eltern sollten sich genau überlegen, welches Ziel sie verfolgen wollen, und Risikoschutz und Geldanlage voneinander trennen." Risiken sind zum Beispiel per Risikolebensversicherung (siehe oben) günstiger abgesichert als im Kombi-Paket. Wer für die Ausbildung des Kindes Geld ansparen will, ist mit Fonds- oder ETF- Sparplänenflexibler und kann auch auf eine deutlich höhere Verzinsung hoffen. Zwar schwankt der Wert von Aktieninvestments, aber über lange Anlagezeiträume sind die Risiken gering. Tipp: Auf die Kosten der Geldanlage achten und die Investments breit streuen! 

Absicherung gegen Unfall und Invalidität: Ja, aber...

Die Folgen eines Unfalls können teuer werden; vor allem, wenn das Kind bleibende Behinderungen davonträgt. Der gesetzliche Schutz reicht dann nicht aus, um Umbauten zu finanzieren, dem Kind eine lebenslange finanzielle Sicherheit zu garantieren oder gar eigene Einkommensausfälle zu kompensieren, die durch die Betreuung entstehen. Deshalb empfehlen Assekuranzen oft eine Unfallversicherung. Aber: "Ein Unfall ist nur in 0,3 Prozent der Fälle Ursache einer Schwerstbehinderung von Kindern", sagt Elke Weidenbach. In 60 Prozent der Fälle sind Krankheiten die Ursache für bleibende Schäden oder Invalidität - und die sind bei Unfallversicherungen nicht mitversichert. Wer sein Kind auch vor den Folgen von Krankheiten absichern möchte, benötigt deshalb eine Invaliditätsversicherung.Diese Police ist mit Jahresbeiträgen zwischen 300 und 500 Euro aber auch deutlich teurer. "Ob eine Versicherung Sinn macht, muss jeder selbst entscheiden - und er muss sicher sein, sie auch durchgängig bezahlen zu können", so Weidenbach. 

Und was ist mit der Krankenversicherung?

Die Krankenversicherung gehört zu den Pflichtversicherungen in Deutschland, auch für Neugeborene, die zwei Monate nach der Geburt angemeldet werden müssen. Ob privat oder gesetzlich versichert, hängt vom Versicherungsstatus der Eltern ab. Sind sie in der Gesetzlichen versichert, ist das Kind automatisch mitversichert. Eine Privatpolice oder ein eigener Beitrag in der Gesetzlichen wird fällig, wenn der Hauptverdiener privat versichert ist.Neben der Grundversicherung bieten die Assekuranzen eine Reihe von Zusatzversicherungen für Kinder. Ob Krankenhaus-Zusatzversicherung oder ambulanter Premiumschutz: Diese Policen sind oft verzichtbar. Behandlungen durch Heilpraktiker etwa, die in ambulanten Zusatzpolicen enthalten sind, bieten auch zahlreiche gesetzliche Kassen. Und Leistungen wie etwa bei Zahnbehandlungen benötigen Neugeborene nicht. Der Abschluss von Zahnzusatzversicherungen ist nach Einschätzung von Versicherungsexperten in der Regel erst ab 40 Jahren sinnvoll. 

Vorhandene Policen prüfen und anpassen

Bei vielen Versicherungen wie Rechtsschutz, Haftpflicht, Hausrat, Auslandsreise-Krankenversicherung sind Kinder über die Eltern mitversichert, solange sie minderjährig bzw. noch in der Ausbildung oder im Erst-Studium und unter 25 sind. Versicherungsexpertin Weidenbach empfiehlt, bei der Versicherung nachzufragen und gegebenenfalls aufzustocken, falls kein Familienschutz besteht. Und dann die Policen regelmäßig zu checken. 

Nach der Geburt eines Kindes sind Eltern oft übereifrig.

"Nach der Geburt eines Kindes sind Eltern oft übereifrig. Weniger aufmerksam sind sie dagegen, wenn es später um die Anpassung des Versicherungsschutzes geht", weiß Bianca Boss vom Bund der Versicherten aus Erfahrung. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für das Kind etwa sollte in jungen Jahren abgeschlossen werden - bereits in der Oberstufe oder spätestens zu Ausbildungs- oder Studienbeginn. Denn für diese Police gilt: je jünger und gesünder der Versicherte, desto günstiger die Police! Auch lohnt es sich, bestehende Sachversicherungen regelmäßig zu überprüfen, sagt die Spezialistin. Denn: "Neuere Tarife bieten oft mehr Leistungen oder werden bei gleichen Leistungen günstiger angeboten." 

Brigitte 20/2018

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel