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Vereinbarkeit von Job und Familie? Das geht! - Das ist das Geheimnis

Vereinbarkeit von Job und Familie? Das geht! - Das ist das Geheimnis
© Andreas Reeg
Der Schlüssel ist Vertrauen. Bis der Chemie-Konzern BASF Familienfreundlichkeit zur Chefsache erklärte, dauerte es eine Weile. Jetzt profitieren davon Mütter wie Nina Challand.

Es war 2003, während ihres Postdoc-Jahres an der Stockholmer Uni, als Nina Challand klar wurde: Die Schweden sind den Deutschen um Längen voraus. Immer wieder erlebte die junge Chemikerin damals, dass auch männliche Kollegen Elternzeit nahmen; selbst ihr Professor hatte auf seinem Kalender den Juli komplett durchgestrichen: Da sei er auf seinem Boot und nicht erreichbar. "Die Vereinbarkeit von Job und Familie hatte dort einfach schon damals einen sehr hohen Stellenwert", erinnert sie sich. "Das fand ich beeindruckend." Heute ist die Mutter dreier Kinder selbst Vereinbarkeitsprofi - und bekommt dabei von ihrem Arbeitgeber BASF Rückendeckung. Die 43-Jährige sitzt an diesem Nachmittag im Sommerkleid in einem Besprechungsraum des Konzerns in Ludwigshafen; vor drei Stunden war sie noch beim Kindergartenfest ihrer Jüngsten, dann im Homeoffice, um ein berufliches Telefonat zu führen, jetzt ist sie für das Interview in die Zentrale gekommen. 

"Vertrauensarbeitszeit": Das ermöglicht Arbeit und Familie

Seit der Geburt ihres ersten Kindes vor 13 Jahren arbeitet sie bei BASF in Teilzeit, derzeit zu 70 Prozent als Leiterin eines zweiköpfigen internationalen Teams. Eigentlich sei heute ihr freier Tag, erzählt sie. Doch die Stunden, die sie heute im Dienst ist, wird sie eben an einem anderen Tag freinehmen. "Vertrauensarbeitszeit" nennt sich das: Wann und wie das Wochenpensum erfüllt wird, klärt man mit seinem Vorgesetzten. Nur eine Regelung aus einem ganzen Bündel von Maßnahmen, mit denen man im Unternehmen versucht, das Leben für Mitarbeiter mit Kindern zu erleichtern. So komfortabel war es nicht immer. Als Nina Challand 2005 aus ihrer ersten Elternzeit zurückkehrte, hatten im Konzern selbst aufgeschlossene Chefs das Thema Familie nicht automatisch auf der Agenda. Die Laborleitung in Teilzeit, die sie in langen Gesprächen mit ihrem Vorgesetzten austüftelte, galt als Kuriosum. Doch nicht zuletzt wegen des selbstbewussten Beharrens von Fachkräften wie Challand auf mehr Familienfreundlichkeit hat sich die Situation inzwischen sehr geändert.

Das Unternehmen bietet viele familienfreundliche Programme an

Um den dramatischen Krippenplatzmangel in der Region aufzufangen, gründete man 2005 eine Betriebskrippe. 2013 wurde dann das 5500 Quadratmeter große "Mitarbeiterzentrum für Work-Life-Management" eröffnet, eine in Deutschland bis heute einzigartige Einrichtung - auch um ein sichtbares Zeichen zu setzen, dass die Vereinbarkeit von Job und Familie von nun an Chefsache sei.

In großzügigen Räumen können die BASFler ihre Kinder nun in Deutschlands größter Betriebskita mit immerhin 270 Plätzen unterbringen, Eltern-Kind-Büro, Kinder-Ferienprogramme und eine Notfallbetreuung nutzen, ins Fitnessstudio gehen oder sich von Therapeuten und Ärzten kostenlos zu Beziehungsthemen, Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen beraten lassen. Weil das schickste Gebäude aber nichts bringt, wenn sich das tägliche Miteinander nicht ändert, gibt es sei 2014 ein besonderes Mentoring-Programm: Bei "Karriere Plus" werden alle zwei Jahre 30 Führungsnachwuchskräfte, die kleine Kindern haben, 18 Monate lang mit oberen Führungskräften zusammengespannt. So sollen beide Seiten voneinander lernen - und im besten Fall Lösungen für Vereinbarkeitsprobleme entwickeln, die allen das Leben erleichtern.

Als Nina Challand vor vier Jahren teilnahm, inspirierten eine Mentorin die Gespräche mit ihrer Mentee so sehr, dass sie in ihrer Abteilung eine Vollzeit-Teamleiterstelle zum Job-Tandem mit zwei 60-Prozent-Stellen umbaute. Challand und eine andere Mutter aus dem Programm bekamen die Jobs. "Für meine Kollegin und mich war das die perfekte Lösung", sagt sie.

Es war aus meiner Sicht aber auch ein Gewinn für die BASF - wegen der breiteren Expertise, die wir gemeinsam einbringen konnten.

Nina Challand fühlte sich durch das Programm in einer Erfahrung bestätigt, die sie als beruflich ambitionierte Mutter immer wieder gemacht hat: "Um wirklich gute Vereinbarkeitslösungen zu finden, müssen wir viel mehr und offener miteinander reden, auch über Hierarchie- und Abteilungsgrenzen hinweg." Dann könnte vielleicht auch bald klappen, was sie sich von ihrem Arbeitgeber für die Zukunft wünscht: "Mehr Tandem-Modelle wie unseres auf verschiedenen Führungsebenen - das wär’s!"

Brigitte 21/2018

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