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Stephenie Landry: Von der Praktikantin zur Global Vice President

Stephenie Landry: Stephenie Landry
© Franziska Krug
Stephenie Landry begann im Jahr 2004 als Praktikantin bei Amazon und ist heute als Global Vice President AmazonFresh, Prime Now & Amazon Restaurants eine der ranghöchsten Führungskräfte des Unternehmens. Uns hat sie erzählt, wie sie ihr Familienleben und die vielfältigen Herausforderungen in ihrem Job in Einklang bringt.

Stephenie, wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Die ersten Stunden des Tages gehören meiner Familie und unserem Sohn. Danach verlasse ich das Haus und arbeite von etwa 8 Uhr morgens bis 18.30 Uhr abends. In dieser Zeit bearbeite ich eine Vielzahl an Themen. Ich treffe viele – gerade auch kleinteilige – Entscheidungen und bewerte, wie das aktuelle Geschäft und unsere Prozesse funktionieren. Daraufhin beschließen mein Team und ich kontinuierlich alle möglichen Veränderungen.

Wenn man sich deinen Universitätsabschluss anschaut, würde man ja nicht typischerweise von deinem jetzigen Beruf ausgehen…

Stimmt – ich habe einen Abschluss in Women-Studies. Das ist ein sehr interdisziplinärer Studiengang und ich habe mich dabei vor allem auf Philosophie und Literatur konzentriert.

Wie bist du dann dazu gekommen ins E-Commerce und Tech-Business einzusteigen?

Direkt nach der Universität bin ich für ein Jahr lang gereist und am Ende in San Francisco gelandet. Dort habe ich meinen ersten Job in einem IT-Start-up bekommen. Als ich dort anfing, habe ich schnell mein tiefgreifendes Interesse für Business und Technologie entdeckt – auch weil ich das Gefühl hatte, dass das Internet die Welt verändern würde. Aber es war eine anspruchsvolle Zeit und ich musste miterleben, wie mein damaliges Unternehmen von 150 auf 12 Mitarbeiter schrumpfe. Ich habe aus nächster Nähe mitbekommen, wie Firmen durch harte Zeiten gehen können. Ich entschied mich dann, einen MBA zu machen und landete schließlich als Praktikantin bei Amazon.

Hilft dir dein Studium denn trotzdem in deinem heutigen Beruf?

Als ich meinen ersten Job anfing, gab es noch keine E-Commerce- und Technologie-Experten. Alle in diesem Berufszweig waren wie ich. Sie probierten Neues aus und versuchten rauszufinden, wie diese neue Welt des Internets funktioniert. In meinem Studium lernte ich kritisch zu denken, strategisch zu sprechen und zu schreiben. Das half mir vor allem am Anfang meiner Karriere. Auch heute kommt mir die Praxis zugute, weil wir bei Amazon tatsächlich sehr viel schreiben. Zum Beispiel starten wir wichtige Meetings immer mit sogenannten 6-Pagern. Darin beschreiben wir auf maximal sechs Seiten das Thema, um das es im Meeting gehen soll und führen Hintergrundinfos und mögliche Lösungsansätze auf. Diese 6-Pager zu schreiben ist eine wichtige Aufgabe von Führungskräften.

An deinem Beispiel ist es motivierend zu sehen, dass wir nicht den einen beruflichen Weg immer weiter gehen müssen, sondern auch einfach mal abbiegen können.

Wir können im Rückblick vielleicht manchmal einen übergeordneten Sinn in unseren Wegen erkennen – warum wir manche Möglichkeiten ergriffen haben und andere nicht. Ich habe meinen Weg aber nicht präzise geplant und bin sehr glücklich darüber, wie sich bei mir alles gefügt hat. Ehrlich gesagt habe ich nie geplant, eine Führungskraft in einem globalen Unternehmen zu werden.

Du hast vor 14 Jahren bei Amazon angefangen. Erinnerst du dich noch an Deinen ersten Arbeitstag?

Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Tag. Ich hatte kurz vorher eine OP und trug deshalb einen dicken Verband über einem Auge. Ich bin an diesem Tag dann noch zur falschen Adresse gefahren und mein Manager musste mich dort abholen und an den richtigen Ort bringen. Dann wurde ich herumgeführt und habe ganz viele Hände geschüttelt. Heute kann ich vor allem aus einem Grund darüber lachen: jeder erinnert sich an mich als sehr junge Frau mit sehr roten und kurzen Haaren und großem Verband im Gesicht.

... auch wenn du das sicherlich nicht so geplant hast.

Nein, aber wir Mitarbeiter haben bei Amazon Badges mit Bildern von uns und deshalb gibt es immer noch ein Foto von mir von meinem ersten Tag mit dickem Verband. Auch wenn ich heute ein neues Bild auf meinem Badge habe.

War es für dich als junge Frau schwierig, in dieser männerdominierten Tech-Szene akzeptiert zu werden?

Ich glaube, dass sich jede Frau immer mal wieder nicht vollständig akzeptiert fühlt. Deshalb ist es so ermutigend, mehr Frauen in der Arbeitswelt zu haben und ihre Perspektiven kennenzulernen. Ohne Diversität ist es nicht möglich Produkte zu schaffen, die andere Menschen wirklich begeistern. Das gilt erst recht, wenn die Produkte auch stark von Frauen genutzt werden – wie die, die ich mit meinem Team entwickle. Allerdings glaube ich, dass fast jeder Mal zweifelt, ob er auf der Arbeit voll und ganz akzeptiert wird. Sowohl Frauen als auch Männer – nur aus unterschiedlichen Gründen.

Du meintest mal, dass du als junge Frau von Kollegen oft unterschätzt wurdest?

Das stimmt. Unterschätzt zu werden kann auch ein Vorteil sein. Ehrlich gesagt mag ich es sogar, unterschätzt zu werden, nur weil ich eine Frau bin.

Warum?

Weil es für diese Leute eine umso größere Überraschung ist, wenn du dann erfolgreich bist. Das macht dich ein Stück weit unvergesslich für dein Umfeld.

Was magst du an deiner Arbeit in einem Technologie-Konzern?

In meinen Jahren bei Amazon ist das Unternehmen unglaublich gewachsen. Als ich hier anfing, arbeiteten gerade mal 2.000 Menschen bei Amazon in Seattle. Das ist eine Unternehmensgröße, bei der man viele Leute noch persönlich kennt. Aber es war auch eine Zeit, in der es nicht klar war, ob sich über das Internet langfristig Geld verdienen lässt. Viele meiner Familienmitglieder dachten damals, dass es keine gute Idee sei, für ein Internetunternehmen zu arbeiten. Aber die Möglichkeit, in einem wachsenden Unternehmen zu arbeiten und mit dem Unternehmen selbst zu wachsen, ist etwas Besonderes.

Du sagst es selber: Es ist recht ungewöhnlich, so eine lange Karriere innerhalb eines Unternehmens zu machen.

Klar, es gibt bestimmt auch viele andere interessante Möglichkeiten. Aber ich habe mit Amazon ein Unternehmen gefunden, dessen Themen und Herausforderungen mich unglaublich interessierten und dessen Herangehensweise mir einfach liegt. Und ich kann mich mit jedem weiteren Jahr tiefer in Themen einarbeiten. Bei Amazon wird langfristig gedacht. Ich kann hier also eine Zukunft mitgestalten, bei der man die Ergebnisse schnell sieht. Genauso kann ich aber auch Ideen umsetzen, die längere Zeit brauchen bis sie keimen und blühen. Wenn wir von einer Idee überzeugt sind, sind wir geduldig mit ihrer Umsetzung.

Gehst du selbst eigentlich noch in lokalen Läden shoppen oder bestellst du alles online?

Ich gehe sehr gerne in lokale Läden – vor allem dann, wenn es um mehr als um das eigentliche Einkaufen geht. Stationäre Läden bieten viele Möglichkeiten, tolle Einkaufserlebnisse zu schaffen. Wenn ich aber nur neues Waschpulver brauche, ziehe ich den schnellen Einkauf vor – gerne über das Internet. Ich glaube auch, dass es noch große Potentiale gibt, den lokalen Einzelhandel und Online-Shopping miteinander zu verbinden, um ganz neue Kundenerlebnisse zu erzeugen.

Welche Ziele hast für dich und deine Projekte bei Amazon in den nächsten Jahren?

Mein Team und ich konzentrieren uns darauf, im Namen unserer Kunden Innovationen voranzutreiben und Wege zu finden, das Leben der Kunden zu vereinfachen – damit sie mehr Zeit mit den Dingen verbringen können, die ihnen wichtig sind. Ob es der Lebensmitteleinkauf ist, ohne das Haus zu verlassen, oder das Entdecken neuer Produkte und deren Lieferung in kürzester Zeit – das sind die Ideen, die mich und mein Team auf Trab halten.

Danke für das Gespräch, Stephenie.

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