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Redeangst überwinden - vor Publikum sprechen lernen

Redeangst überwinden - vor Publikum sprechen lernen: Frau an Rednerpult
© l i g h t p o e t / Shutterstock
Du bist nicht der Typ für Vorträge vor Publikum? Unsinn, sagt Deutschlands bekannteste Sprechtrainerin Isabel García. Jede kann Reden halten – vorausgesetzt, sie verbiegt sich nicht.

BRIGITTE WOMAN: Neulich saß ich in einer Präsentation, bei der alles schiefging: Der Redner nuschelte, guckte in seine Unterlagen, verlor den Faden. Bald hörte keiner mehr zu. Haben manche einfach kein Talent zur öffentlichen Rede?

ISABEL GARCÍA: Das Talent hat jeder! Doch die meisten entfalten schlicht nicht ihr Potenzial. Es ist doch so: Ob du eine Arbeit hast, mit deinem Partner kommunizieren oder einkaufen gehst – du redest. Und du erreichst mit deinem Reden auch Ziele. Sonst hättest du weder im Bewerbungsgespräch noch beim Flirt überzeugt und würdest beim Bäcker ohne Brötchen wieder rausgehen. Ich finde, man sollte Menschen nicht einreden, dass sie nicht gut reden können.

Um vor einer großen Runde zu präsentieren, muss man aber mehr können als beim Brötchenkaufen.

Hier liegt wohl das größte Missverständnis. Viele denken, eine gute Rednerin bediene sich einer Art Geheimwissen. Es gibt viele Regeln für diesen perfekten Auftritt. Aber Regeln machen keine gute Rednerin. Im Gegenteil. Zu viele Regeln oder eine einstudierte Gestik machen eine Präsentation vielmehr langweilig, weil sie die Authentizität der Rednerin zerstören.

Was sollte man stattdessen tun?

Als Sprechtrainerin frage ich als Erstes immer: Welche Stärken bringt die Person aus sich heraus mit? Das ist in den meisten Fällen schon eine ganze Menge. Das Problem ist nur, dass wir diese Stärken im Auftritt oder bei Reden in der Regel intuitiv, also unbewusst einsetzen. Wenn es gelingt, sie ins Bewusstsein zu holen, können wir unser Potenzial als Rednerinnen auch bewusst einsetzen und entfalten.

Wie kann man sich der Stärken bewusst werden?

Interessant sind alle Situationen, in denen wir locker sind und uns sicher fühlen. Denn dann machen wir vieles intuitiv richtig. Etwa wenn wir ein Kundengespräch führen, das gut läuft. Wir halten Blickkontakt, gestikulieren authentisch und führen unsere Stimme überzeugend und wie es uns entspricht. Man kann sich angewöhnen, sich in stimmigen Sprech-Situationen immer wieder kurz selbst zu beobachten: Wie rede und gestikuliere ich? Wie bewege ich mich?

Das ist schon alles?

Das ist auf jeden Fall der Anfang. Wer seine Stärken in der Kommunikation kennt, hat einen roten Faden in der Hand, den er ausbauen kann für das Reden in schwierigen Situationen oder vor großem Publikum. Man muss niemand anderes werden, um eine gute Rednerin zu sein.

Aber ein paar Tipps haben Sie schon, oder?

Anregungen ja, Regeln nein. Wenn man eine Bühne betritt, ist es zum Beispiel hilfreich, sich vorzustellen, den ganzen Raum körperlich auszufüllen. Das gibt Sicherheit und innere Ruhe. Eine zweite Anregung: Suche dir immer ein Augenpaar, zu dem du sprichst. Springe aber nicht zu flott! Ich sage immer mehrere Sätze in ein Augenpaar, bevor ich die nächste Person anschaue. So wird jeder Vortrag zum Vier-Augen-Gespräch, egal, ob da zehn oder tausend Menschen sitzen. Die dritte Anregung: Erfolgreiche Kommunikation findet auf Augenhöhe statt! Ich begegne meinem Publikum bewusst mit großer Neugierde. Wenn ich neugierig bin, dürfen die anderen anderer Meinung sein oder sogar stören. Häufig gehen wir auf eine Bühne und hoffen, dass wir für unsere Idee bejubelt werden. Doch wenn Gegenwind kommt, sind wir enttäuscht – und schon stecken wir in schwierigen Emotionen fest und verlieren unsere Kraft als Rednerin.

Was sollte man vermeiden?

Verbiege bloß nicht deine Persönlichkeit. Ich hatte einen Klienten, der darunter litt, dass er sich auf der Bühne so unruhig fühlte. Ich fragte nach und fand heraus: Früher war der Mann beim Reden viel herumgelaufen. Dann lernte er die Regel: Nur wer steht, kann einen Standpunkt vertreten. Seitdem stand er auf der Bühne – aber wackelte von einem Fuß auf den anderen. Da frage ich mich: Was ist glaubwürdiger – wenn einer, der sich begeistert, beim Sprechen auf und ab geht oder wenn einer steht, aber aussieht, als müsse er aufs Klo? Der persönliche Redestil dieses Mannes ist einfach dynamisch. Punkt. Und wenn ich eher der zurückhaltende Typ bin, dann kann ich auch in diesem Stil eine tolle Rede halten. Die persönliche Gestik unterstreicht Glaubwürdigkeit immer. Denn was wollen die Menschen auf der Bühne sehen? Einen echten Menschen natürlich! Keinen Rhetorik-Roboter.

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Wann: Donnerstag, 26. September 2019, 9.00 Uhr, Einlass ab 8.00 Uhr
Wo: Kurfürstliches Schloss in Mainz, Peter-Altmeier-Allee 9, 55116 Mainz 
Mehr Infos und Anmeldung: www.brigitte.de/academy/job2019

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BRIGITTE WOMAN 08/2019

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