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OMR: Tipps vom Netzwerkprofi Philipp Westermeyer

OMR: Foto von Philipp Westermeyer
© Vedad Divovic
Eigentlich wollte er nur ein paar Freunden beibringen, wie Werbung im Internet funktioniert. Daraus wurde eines der weltweit größten Digital-Events. Philipp Westermeyer, 40, erzählt, wie er das geschafft hat

BRIGITTE: Herr Westermeyer, Sie veranstalten seit 2011 die "Online Marketing Rockstars"-Festivals. Was passiert da?

PHILIPP WESTERMEYER: Da treffen sich Leute, die in ihrem Berufsleben mit Digital-Wirtschaft, Kreativ-Business oder Marketing zu tun haben. Da mittlerweile fast jede Firma solche Themen hat, kommen Besucher aus den verschiedensten Branchen. Also nicht nur von Google und Facebook, sondern auch Mittelständler, junge Firmen und internationale Großkonzerne. Es gibt Workshops, Fachvorträge und abends treten Musik-Stars auf. Wir verbinden dann Business und Party.

Party und Arbeit - ist das der neue Trend?

Ich glaube, das Leben hat sich in unserer Branche etwas verändert, und viele genießen es, nicht so scharf zwischen privat und geschäftlich zu trennen. Wir haben diesen Trend genau beobachtet und mit unserem Event am Ende einfach reflektiert. Unsere DNA ist es, etwas zu machen, was uns selber und unserem Umfeld gefällt. Das hat mir einfach Spaß gemacht, und den Gästen anscheinend auch.

Angefangen haben Sie mit 200 Besuchern, dieses Jahr waren es 52.000. Wie haben Sie das gemacht?

Ich denke, wir wachsen, weil wir ein zentrales Thema der heutigen Zeit erwischt haben, das sehr viele Menschen mindestens beruflich betrifft. Dazu investieren wir seit Jahren das Geld, das wir umsetzen, direkt wieder ins Festival, um den Gästen jedes Jahr etwas bieten zu können, das sie so nirgendwo anders finden. Ich habe das Event in den ersten Jahren für Bekannte und Geschäftsfreunde gemacht, da gab es keinen Geschäftszweck im Sinne einer Firma. Es war mehr ein Hobby und ist es in großen Teilen bis heute. Aber wir sind dabei eine Firma geworden, mit über 80 Mitarbeitern.

Ich habe mir in Grundzügen eine Konferenz ausgedacht, wollte aber gleichzeitig, dass alle eine gute Zeit haben. So entstand die Idee mit den Partys und Konzerten.

Sie waren Vorstandsassistent in der Verlagsbranche. Wann wurde daraus "Ich gründe meine eigene Marketing-Firma"?

Als ich im Verlagsbereich mein Berufsleben angefangen habe, ging es zeitgleich richtig los mit dem Onlinemarketing. Ich begann aus Neugier nebenberuflich mit Suchmaschinenoptimierung, also Websites so anzulegen, dass Google sie oben listet. Ich sah viele junge Leute, die wie Gurus in den Verlagen hofiert wurden. Einige fuhren gefühlt in Badelatschen und Shorts in ihrem Porsche vor. Ich war genauso alt, saß hingegen im Anzug am Schreibtisch und musste mich hocharbeiten. Da habe ich beschlossen: Das probiere ich auch. Das war der Beginn meines Unternehmerlebens in der Digitalbranche.

Wie ging’s weiter?

Neben meinem Job habe ich mit Freunden als eine Art Zwischenhändler leer stehende Werbeflächen auf Internetseiten vertrieben. Das lief so gut, dass wir beruflich nur noch das gemacht haben und unser erstes Unternehmen verkauften. Danach entwickelten wir selbst Werbebanner, die den Nutzern über mehrere Websites hinweg folgen. Das kennt ja mittlerweile jeder. Diese Technologie hat uns wiederum Zalando abgekauft. Zu der Zeit fragten mich immer wieder Freunde und Bekannte außerhalb der Branche: "Wie funktioniert Werbung im Internet? Ich muss mich auch darum kümmern, kannst du mir helfen?" Also lud ich etwa 20 Leute zum Freundschaftspreis ein und erklärte, wie man im Netz, zum Beispiel mit Google, Kunden gewinnt.

Und wie wurde daraus dieses Riesenevent?

Aus einem Seminar wurden mehrere, den Leuten gefiel es. Schon währenddessen kam die Frage, bei welcher Gelegenheit sich alle wiedersehen, wann der nächste Workshop stattfindet. Aber ich hatte ja weder Wiedersehen noch Aufbaukurse geplant. Ich habe mich dann einen Nachmittag aufs Sofa gelegt und mir in Grundzügen eine Konferenz ausgedacht. Die Seminare waren immer sehr familiär, und ich wollte unbedingt, dass alle beim Wiedertreffen eine gute Zeit haben. So entstand die Idee mit den Partys und Konzerten.

Wie wichtig ist Netzwerken in der Digitalbranche? Kommt man nur so an die großen Projekte und Stargäste?

Netzwerken ist nicht alles. Es hilft sicherlich, und es macht ja auch Spaß, Menschen kennenzulernen. Ohne ein inhaltliches Fundament, über das man sprechen kann, ist es aber erstens schwer und zweitens auch langweilig für die jeweilige Gegenseite. Vermutlich gehört es aber heute im Job dazu, ein großes Netzwerk aufzubauen. Mir hilft es am Ende sehr, Leute wie unsere Stargäste zu einem Besuch zu überreden. So haben wir auch den Schlagzeuger der Band Metallica bekommen und den Philosoph Yuval Noah Harari. Mittlerweile weiß ich meistens jemanden, der die Person kennt, die ich kontaktieren will.

Ich glaube das gehört zum Erfolgskonzept — in die Kunden zu investieren

Sie investieren häufig große Summen. Wie riskant ist das?

Ein Festival in der heutigen Größe ist sicher immer auch ein bisschen ein Abenteuer. In einem Jahr funktionierte beispielsweise die Technik nicht, mit der wir das Essen verkaufen wollten. Da haben wir kurzfristig alles kostenlos rausgegeben. Das hat uns ernsthaftes Geld gekostet für unsere Verhältnisse, einen sechsstelligen Betrag. Aber ich würde immer wieder so entscheiden. Unter den Gästen sind Leute wie mein Schwager oder Freunde aus der Schulzeit, denen kann ich nicht sagen: "Sorry, ihr oder eure Firmen haben zwar viel Geld für die Tickets ausgegeben, aber dieses Jahr ist es schlecht mit dem Essen" oder "Dieses Jahr sind kaum interessante Referenten da" oder so etwas. Wir strengen uns jedes Jahr mit dem ganzen Team an, weil die Veranstaltung für uns alle etwas Persönliches ist. Ich glaube, das gehört zum Erfolgsrezept – in die Kunden zu investieren.

Sie haben mittlerweile auch ein eigenes Magazin und einen Podcast. Wie macht man sich selbst zur Marke?

Am Anfang, glaube ich, braucht man vor allem Mut, sich zu zeigen. Aber danach kann jeder dank Social Media weit kommen. Manchmal ist es auch hilfreich, sich für eine bestimmte Nische zu entscheiden. Mit meinem Podcast habe ich klein angefangen und mittlerweile hören viele tausend Leute zu und das macht Gespräche mit Gästen wie Supermodel Toni Garrn, Til Schweiger oder mit Politikern möglich. Ein Podcast kann ein guter Einstieg sein. Allerdings ist es sehr schwierig, Hörer zu finden, wenn man sich nur auf den Podcast konzentriert und keine andere Plattform hat, um darauf aufmerksam zu machen. Aber gerade am Anfang gilt: Nicht von den Zahlen entmutigen lassen!

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