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Montagsblues - 5 Tipps gegen Frust zum Wochenstart

Montagsblues: Frau erschöpft am Schreibtisch
© stockfour / Shutterstock
Arbeitsfrust schlägt besonders gerne am Montag zu. Warum ist das so und was kannst du gegen den Montagsblues tun? Antworten gibt Anja Niekerken, Autorin von "Montags muss ich immer kotzen".

Wenn wir über unsere Jobs sprechen, gibt es in der Regel zwei Fraktionen: die, die ihren Job lieben … Oder zumindest so richtig motiviert sind - aus welchen Gründen auch immer - so, dass ihnen die Motivation aus Ohren, Mund und Nase schießt. Und die Fraktion, die montags zwar nicht kotzen muss, aber die doch ein gewisses Bluesgefühl durch den Arbeitstag begleitet.

Autorin Anja Niekerken
Autorin Anja Niekerken
© Business Village Verlag / PR

Aber warum ist das so? Warum können sich die einen vor Arbeitsglück kaum halten und bei den anderen rangiert die Begeisterung eher im negativen Bereich? Eines vorweg: Den einen Grund gibt es nicht. Wir sind eben nicht einfache Schwarz-Weiß-Wesen aus alten Zelluloidstreifen, sondern wir sind eher Zwiebelpersönlichkeiten. Wir sind vielschichtig. Und genauso vielschichtig und verschieden sind die Gründe für den Montagsblues.

Ein paar Beispiele habe ich einmal stellvertretend herausgepickt.

Wenn du einmal kurz überlegst, warum hast du dich eigentlich für deinen Job entschieden? Wie bist du darauf gekommen, Steuerberaterin, Medizinerin oder Monteurin zu werden? Und ich schließe die zweite Frage gleich an: Hattest du dir das bei deiner Entscheidung so vorgestellt?

Ich bin ganz ehrlich: Ich nicht! Angefangen habe ich meine Karriere nämlich in der Werbung. Coole Sache, dachte ich. Kreativ und tolle Leute. Da bist du richtig. Okay, war dann doch nicht so. Kein Wunder: Ich hatte ja auch überhaupt keine Ahnung von der Arbeitswelt. Also habe ich ein Studium begonnen, ohne wirklich zu wissen, wie der Job tatsächlich aussehen wird und damit meine Karriereleiter kurzerhand an die falsche Wand gestellt.

Und so geht es vielen, die an Montagsübelkeit leiden!

Es fängt schon bei der Wahl des Jobs an

Schauen wir uns zunächst einmal an, wie wir in der Regel unseren Job wählen: Da geht es oft schon los mit der Spirale ungünstiger Entscheidungen. Und bitte, wir sprechen hier nicht über den Rand des Existenzminimums, an dem man jeden Job annehmen muss. Wir sprechen hier über "Was soll ich studieren?" bzw. "Ich bin gut ausgebildet, auf geht’s ins Arbeitsleben" oder "Ich finde meinen Job zum Speien, vielleicht könnte ich was Neues ausprobieren" Worüber denken wir nach? Was sind Auswahlkriterien? Was müsste der Job uns bieten?

Klar: ein gutes Gehalt - um darauf zu kommen, braucht niemand mich und diesen Artikel.

Und dann denken wir über den Standort nach! Wir Deutschen sind nicht wirklich so mobil, wie wir gern wären. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Fahrtzeit, die wir gerade noch tolerieren bei 20-30 Minuten pro Tour. Danach wird es schon kritisch und zählt zu den Faktoren, die uns eher Übelkeit verursachen … Für einen Studienplatz sind viele Menschen bereit, den Standort komplett zu wechseln, das ist eine Ausnahme, danach werden wir wieder unflexibler.

Was über unser Arbeitsglück entscheidet

Was noch? Urlaubstage, Kantine, Zuschüsse für Sport oder für die öffentlichen Verkehrsmittel …. Und natürlich unsere Vorstellungen darüber, wie der Job so ungefähr ablaufen soll – zumindest, wenn wir frisch von der Schule, der Uni oder aus der Ausbildung kommen. 

Aber auch bei einem Jobwechsel lesen wir uns die Jobbeschreibungen genau durch und denken, "Das klingt gut. Das kriege ich hin." Wenn all diese Punkte mit einer für uns zufrieden stellenden Antwort versehen sind, dann glauben wir, wir würden in unserem Job glücklich und entscheiden uns dafür. Einleuchtend, aber völlig falsch gedacht, denn das sind nicht die Parameter, die uns laut wissenschaftlicher Studien zufrieden machen.

Glauben wir der Wissenschaft - und ich tendiere in der Regel dazu - dann ist die Antwort auf die Frage "Was macht uns im Job glücklich und zufrieden?" noch viel banaler: nette Kollegen, eine gute Führungskraft und eine Beziehung zu dem, was man tut. All das findet sich in keiner Stellenbeschreibung! 

Und kaum jemand kommt auf die Idee, sich seinen Job nach den Kollegen oder nach dem Chef auszusuchen, obwohl Chef und Kollegen zu den Top 3 Kündigungsgründen zählen! Mit anderen Worten, wir suchen uns unseren Job nach der Aufgabe aus, kündigen dann aber wegen ganz anderer Faktoren! Ein guter Chef und nette Kollegen machen häufig zufriedener, als alles andere … Der Sinn kommt nachgelagert und manchmal ganz von selbst. Der sinnvollste Job macht keinen Spaß, wenn der Chef blöd und die Kollegen dämlich sind …

Buchcover Montags muss ich immer kotzen
© Business Village Verlag / PR

Damit wir uns richtig verstehen: Sinn ist nicht zwingend etwas Sinnvolles im Sinne des gesellschaftlichen Verständnisses … Ärzte und Pflegeberufe haben sicherlich nach gesellschaftlichem Verständnis mit die höchste Sinnhaftigkeit im Tun … Sehr viele Menschen dieser Berufsgattungen sehen das aber nicht so oder nicht mehr so. Einer der Gründe, warum diese Berufsgattung mit eine der höchsten Burnout-Quoten hat. Klar spielt Druck eine Rolle, aber es ist nur ein Faktor! Sinn ist ein anderer. Und wer den Sinn in seinem Tun nicht findet, der hat ein wesentlich höheres Burnout-Risiko unter Druck als jemand, dem sein Tun sinnvoll erscheint …

Von einem Scheißjob, der glücklich macht

Es ist schon eine ganze Weile her, da gab es in Hamburg noch die Diskothek "Madhouse". Damals Hamburgs älteste Disko und eine Zeit lang mein zweites zu Hause. Das Madhouse hatte jede Nacht geöffnet und war fast immer rappelvoll. Der Laden war ziemlich klein und vermutlich immer total überfüllt. Ebenso wie die insgesamt vier Toiletten. Zwei für Jungs und zwei für die Mädels. Zwischen den zwei Abteilungen gab es ein kleines Kabuff für die Toilettenfrau. Dort arbeitete Halina. Nun ist Toiletten putzen in einer Disko wirklich kein Traumjob. Abgesehen vom Arbeitsplatz sind auch die Arbeitszeiten nicht der Hit … Aber Halina war die gute Seele in dem Laden. Alle Stammgäste bogen immer erst einmal nach oben zu den Toiletten ab, um sie zu begrüßen und selbstverständlich verabschiedete man sich von ihr. Sie kannte die Gäste nicht nur mit Namen, sie kannte auch ihre Geschichten und hatte immer Zeit für einen Schnack. Außerdem gab es einfach alles bei ihr: Vom Haarspray über das Deo bis hin zum Mundspray. Wer ihr Trinkgeld gab, bekam einen Cola-Lollie mit einem Abziehbild. Und wer alle fünf Motive zusammen hatte, bekam eine Flasche Krimmsekt …

Halina wurde von allen geliebt und gemocht. Sie hat wenig verdient. Ihr Job war im wahrsten Sinne des Wortes "Scheiße", aber Halina mochte Menschen. Sie hat sich gern mit Menschen unterhalten und sie hat Menschen gern Gutes getan. Und sie hat es verstanden, diesen Sinn in ihrem Job zu finden …

Glück bei der Arbeit ist sicherlich auch etwas zufälliges. Aber das Glück liebt hartnäckige Menschen.

Das Märchen vom ständigen Glück

Und eines sollten wir uns auch immer vor Augen führen: Wir sind nicht für immer währendes Glück gemacht! Unsere biologische Hülle gibt das gar nicht her! Trotzdem soll unsere Arbeit dies leisten. Eine Erwartung, die wir auch gerne mal an unsere Partnerschaft, unsere Kinder, unser Hobby und und und richten. Unrealistischer geht es kaum! 

An dieser Stelle schaue ich bei meinen Vorträgen oft auf zusammen gepresste Unterkiefer, und bei Kollegen in entsetzte Gesichter oder bei den Menschen, die ihren Job wirklich lieben … Immer mit der Ruhe! Ich liebe meinen Job ja auch, aber es ist eben nicht so einfach … 

Der Leistungssport kommt da wesentlich realistischer daher! Ich nehme mal die Extremsportarten als Beispiel: zum Beispiel das Extremklettern.

Wenn Sie Bücher über diese Sportart lesen, dann sind das keine Bücher, aus denen die Freude sie auf jeder Seite anspringt. Im Gegenteil: von Seite zu Seite wird die Qual unerträglicher, dass Elend größer. Zehen frieren ab. Die Nase auch und atmen konnte der Autor schon 20 Seiten vorher kaum noch und dann sammelt sich vielleicht auch noch Wasser in seiner Lunge … Ganz fiese Autoren beschreiben dann auch noch, dass sie auf dem Gipfel nicht das Glück gefunden haben … Na toll … Und trotzdem machen sie sich wieder auf zum nächsten Gipfel. Niemand steigt auf Berge, um am Gipfel glücklich zu sein. Es geht ums Klettern an sich!

Es geht nicht ums Ziel

Ich bin passionierte Reiterin, aber ich reite ganz bestimmt nicht aus, um wieder am Stall anzukommen: Es geht um das Erlebnis! Niemand fährt Ski, um sich wieder am Lift anzustellen.

Es geht um die Herausforderungen und die Freude am Tun an sich. Herausfordernde Ziele wecken unseren Ehrgeiz. Und mit jeder Herausforderung lernen wir, wachsen wir über uns hinaus. Ziele definieren unseren Weg. Ziele definieren unsere Herausforderungen. Trotzdem ist der Weg das Ziel.

Fünf Tipps, die du aus diesem Artikel für dich mitnehmen kannst:

Erstens: Fühle ich mich in meinem Arbeitsumfeld wohl? Habe ich nette Kollegen und einen guten Chef? Wenn du diese Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, ist das schon die halbe Miete! Denn du hast zwei der Hauptgründe für den Montagsblues bereits ausgemerzt.

Zweitens: Was kann ich wirklich gut? Was geht mir leicht von der Hand? Was ist meine Begabung? Du kannst dir die tollste und sinnvollste Tätigkeit unter der Sonne ausgesucht haben, wenn es nicht deinen Begabungen entspricht, wird es dich eher unglücklich machen. Denn wir lieben in der Regel das, was wir gut können. Wenn du nicht genau weißt, worauf ich damit hinaus will: Stell dir einfach einmal eine Sache vor, in der du wirklich nicht gut bist. Und damit meine ich eine Sache, in der du richtig schlecht bist. Macht dir das Spaß? Eher nicht, oder? Selbst wenn du dir einen Job ausgesucht hast, in dem du vielleicht nicht so richtig schlecht bist, aber deine Begabungen ganz woanders liegen, dann werden sich vermutlich mehr Frust- als Lusterlebnisse bei der Arbeit einstellen. Ganz klar, dass das einem fröhlichen Schaffen im Weg steht.

Drittens: Welchen Sinn macht dein Job? Was gibst du der Gesellschaft mit deinem Tun zurück? Wer als Stellwerkerin bei der Bahn oder als Buchhalterin in einem Halbleiterkonzern arbeitet, wird diese Frage vielleicht nicht direkt beantworten können. Das liegt daran, dass wir die Auswirkungen unseres Tuns oft nicht mehr direkt sehen können. In dem Moment muss ich auf einer höheren Ebene fragen: Was tut mein Unternehmen für die Gesellschaft und welchen Anteil habe ich daran? Vielleicht ist es aber auch so, dass du durch deine Arbeit anderen Menschen ermöglichst, überhaupt ihren Job zu machen. Zugegeben, die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz leicht zu finden, aber es lohnt sich, danach zu suchen.

Viertens: Lass dir nicht einreden, dass dein Job dich zwingend voll und ganz erfüllen soll. Viele dieser Aussagen sind Werbeslogans der Coaching-Industrie. Natürlich sollst du etwas Sinnvolles tun und es auch im Großen und Ganzen gern tun. Aber eben nur im Großen und Ganzen. Nicht ständig in jeder Minute und in jeder Sekunde. Ein entspannter Feierabend mit Freunden und ordentlicher Gehaltscheck am Ende des Monats sind auch ziemlich viel wert. Das vergessen wir aber vor lauter Glückssuche immer wieder. Glück entsteht im Kleinen. Verpass es nicht!

Fünftens: Glück ist etwas Temporäres. Wir sind gar nicht für immer währendes Glück gemacht. Wie sagt Dr. Eckerhart von Hirschhausen so schön: „Glück kommt und Glück geht. Zum Glück!“ Und Recht hat er. Wer immer glücklich ist, gewöhnt sich dran und nimmt sein Glück irgendwann nicht mehr wahr. Daher ist es gar nicht verkehrt, auch mal nicht so tolle Zeiten im Job zu haben, denn so können wir die Guten wieder schätzen. Es ist viel klüger, Gelassenheit anzustreben. Eine heitere Gelassenheit, die uns den Montagsblues vergessen lässt.

In diesem Sinne: Bleibe gelassen und heiter auch am Montag!

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