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Flexibles Arbeiten in Teilzeit? - kein Problem!

Flexibles Arbeiten in Teilzeit? - kein Problem!
© Verena Berg
Mehr Freiheit, weniger Regeln: Damit haben die Gründer der Kartenmacherei ihre Firma zum Vorbild für flexibles Arbeiten gemacht - und Anna Bilek, 35, hat hier ihren Traumjob gefunden.

Als ich vor etwas mehr als zwei Jahren zur Kartenmacherei kam, war ich überrascht: Alle Ideen, wie ich mein Arbeitsleben schon lange neu organisieren wollte, stießen auf Zustimmung. Homeoffice? Na klar. Montags frei? Kein Problem. Trotzdem ein Team führen? Logo. Warum war das, was sich bei anderen Unternehmen so unglaublich kompliziert darstellte, hier so selbstverständlich? Heute weiß ich: Die Flexibilität, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern zugesteht, hat viel mit der Geschichte der Kartenmacherei zu tun. Als Christoph und Jennifer Behn ihr Internet-Portal für personalisierte Grußkarten 2010 gründeten, hatten sie selbst große Lust auf selbstbestimmtes Arbeiten. Beide kamen aus stressigen Jobs mit starren Arbeitszeiten, er war Unternehmensberater, sie PR-Frau. 2008 war das erste ihrer heute drei Kinder geboren worden, und beide wussten: So wollen wir nicht weitermachen, wir wollen neben unseren Jobs auch leben.

Die Gründer Jennifer und Christoph Behn wollten Job und Familie verbinden

Dass sie damit nicht allein waren, merkten sie nach ihren ersten Jahren als Unternehmer: Trotz des Erfolgs der Kartenmacherei sank die Motivation des damals mehrheitlich weiblichen Teams. In Gesprächen und Workshops haben alle überlegt, woran das liegen könnte. Herauskam: Die Firma hatte eine kritische Größe erreicht, aus kurzen Wegen wurden "Prozesse", statt gemeinsam schnell voranzukommen, saß man nun dauernd in Meetings. Die meisten wollten die dynamische Struktur aus der Start-up-Phase zurück - und mehr Freiheit. Im selben Jahr, in dem ich bei der Kartenmacherei anfing, wurden deshalb die klassischen Abteilungen abgeschafft. Heute sind unsere 160 Mitarbeiter größtenteils auf interdisziplinäre Teams verteilt, die sich jeweils um eine bestimmte Zielgruppe unserer Kunden kümmern. Wie diese Teams ihre Arbeit organisieren, bestimmen sie selbst. Das heißt: Ob ich zu Hause oder im Büro arbeite, ob ich morgen oder in zwei Wochen Urlaub nehme, kläre ich nicht mit einem Vorgesetzten, sondern innerhalb des Teams.

Verantwortung in Teilzeit: Das ist die Zukunft der Arbeit

Natürlich setzt das großes Vertrauen voraus. Und ohne die digitalen Tools, die wir nutzen, Messenger etwa, wäre eine flexible Zusammenarbeit über mehrere Standorte hinweg nicht möglich. Doch auf die Wünsche der Mitarbeiter an ihr Arbeitsumfeld kann man so natürlich besser eingehen. Das ist nicht nur für die vielen Mütter bei uns toll, sondern auch für Menschen wie mich: Ich will das Unternehmen voranbringen und Führungsverantwortung tragen, aber ich brauche auch Zeit für mich. Ich organisiere Meet-ups, schreibe gern, gebe ab und zu Marketing-Vorlesungen. Dass ich bei der Kartenmacherei 32 Stunden pro Woche im Tandem mit einer Kollegin das Content Marketing Team leiten kann, ist deshalb ideal. Ich würde sogar sagen: Es ist die Zukunft der Arbeit. Und die Frauen gehen dabei voran.

Brigitte 21/2018

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