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Ergebnis 7 der BRIGITTE-Studie Flexibilität ist wichtiger als Geld

BRIGITTE-Studie zeigt: Frau im Café am Laptop
© Dean Drobot / Shutterstock
#MeToo und Frauenstreiks, Vorstandsquote und Entgelttransparenz-Gesetz – seit unserer letzten BRIGITTE-Studie im Jahr 2017 hat sich viel bewegt. Gleichberechtigung bleibt trotzdem ein mühsames Geschäft. In der großen BRIGITTE-Studie 2021 "Mein Leben, mein Job & ich" sind auch 2021 wieder überraschende Ergebnisse herausgekommen. Hier kommt Nummer 7.
BRIGITTE-Studie zeigt: Erleichterung Vereinbarkeit Job und Familie
Was würde die Vereinbarkeit von Job und Familie erleichtern?
Die Frage lautete:
 "Was meinen Sie, welche Aspekte würden Ihnen helfen, Beruf, Familienleben und persönliche Interessen besser zu vereinbaren?" Die Prozentzahlen zeigen, wie viele Frauen und Männer mit Kindern im Haushalt den jeweiligen Aspekt angekreuzt haben.
© Brigitte

Damit sich Job und Familie besser vereinbaren lassen, braucht es nach Meinung der meisten Eltern vor allem flexiblere Arbeitszeiten – für Mütter wie Väter. Zwar gab es hier offenbar Fortschritte: Der Anteil der berufstätigen Väter, die mit der Flexibilität im Job zufrieden sind, stieg seit 2017 von 61 Prozent auf 76 Prozent. Auch die Mütter zeigen sich heute in diesem Punkt zufriedener (68 Prozent heute gegenüber 60 Prozent). Möglicherweise hat hier der Homeoffice-Boom in der Corona-Krise einiges bewirkt.

Trotzdem ist der Wunsch nach mehr Zeitsouveränität weiterhin groß. Im Ranking der Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit hat er bei den Müttern sogar den Wunsch nach einer besseren finanziellen Unterstützung (etwa durch ein höheres Kindergeld) auf Platz eins abgelöst: 53 Prozent der Mütter geben aktuell an, sie fänden flexiblere Arbeitszeiten besonders hilfreich. Bei den Vätern sagen das 43 Prozent. Auch wenn Gleitzeit oder Arbeitszeitkonten sicher nicht alle Vereinbarkeitsprobleme lösen können und sich ein Drittel der Eltern zudem bessere Betreuungsmöglichkeiten wünscht, ist dies ein starkes Signal an die Unternehmen: Gebt euren Mitarbeiter*innen mehr Freiraum!

BRIGITTE-Studie zeigt: Cathleen Günther
© Privat

"Corona ist für uns ein Kraftakt"

Cathleen Günther, 41, zwei Kinder, wünscht sich mehr Unterstützung für Familien – auch nach der Pandemie.

"Der erste Lockdown war schlimm. Ich war so gestresst – nicht nur wegen der Schulschließung, auch wegen meinem Job. Ich arbeite 15 Stunden pro Woche in einer Drogerie, die Streitereien ums Klopapier haben mich fast in den Wahnsinn getrieben. Dazu kam die Sorge um meinen Mann und meinen zwölfjährigen Sohn, beide zählen wegen Atemwegserkrankungen zur Risikogruppe. Weil alle Sozialkontakte wegfielen, litt zudem meine Tochter, sie ist sieben, unter Trennungsängsten, sie klebte förmlich an mir. Doch ich musste ja ins Geschäft. Also verschob ich meine Arbeitszeit und fing schon morgens um fünf an. Wenn ich um zehn heimkam, ging mein Mann ins Büro. Er musste dort die Umstellung der Firma aufs Homeoffice organisieren.

Für uns ist Corona ein Kraftakt. Wir sind als Familie zwar noch enger zusammengewachsen. Trotzdem sind auch wir im ersten Lockdown reflexartig in alte Rollen verfallen, obwohl wir uns die Arbeit zu Hause sonst ganz gut teilen. Anfangs fühlte sich die Pandemie ja an wie eine Naturkata­strophe, da hatte man nicht den Nerv, über Emanzipation nachzudenken. Im zweiten Lockdown hat mein Mann einen Teil seiner Arbeit ins Homeoffice verlegt, die Infrastruktur war ja jetzt da. Das hat den Alltag etwas entstresst.

Von Politik und Arbeitgebern wünsche ich mir in diesen Zeiten, aber auch sonst, mehr Unterstützung. Keine Finanzhilfen, davon bleibt auf dem Konto kaum was übrig. Wichtiger wäre es, Müttern grundsätzlich flexiblere Arbeitszeiten und Kinderbetreuung zu garantieren. Ich würde sehr gerne mehr arbeiten, aber genau an diesen Punkten scheitert es bei mir."

"MEIN LEBEN, MEIN JOB UND ICH"

Für unsere online-repräsentative Studie füllten 2000 Frauen, Männer und Diverse zwischen 18 und 69 Jahren aus ganz Deutsch- land einen Online-Fragebogen mit 144 Fragen aus. Die Befragung realisierte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos vom 15.10. bis 4.11.2020 im Auftrag von BRIGITTE.

Der BRIGITTE-Talk: Das wollen wir!

Chancen, Zeit, Geld, Macht – die BRIGITTE-Studie zeigt: Von alldem haben Frauen oft weniger als Männer. Woran liegt das? Und wie können wir es ändern? Darüber und über die spannendsten Ergebnisse unserer Studie diskutieren wir am 31.3. um 18.30 Uhr mit Professorin Christiane Funken. Sei dabei! Und sage, was du dir von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wünschst. Die Teilnahme ist kostenlos. Alle Infos zu unserem Online-Talk unter: www.brigitte.de/studie_talk

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BRIGITTE 06/2021

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